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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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drückte auf seiner Wange herum, versuchte einen vernünftigen Blick auf die Risswunde zu bekommen. »Ich habe ihm unsere Bedingungen mitgeteilt. Und ich habe ihm die Disk gegeben. Lief wie geschmiert.«
    »Ihr habt euch geprügelt, nicht wahr?«
    »Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.« Er schrieb den Spiegel ab und wandte sich ihr zu. »Ich hab ein paar Sachen gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Dann hat er was gesagt, was er wirklich nicht hätte sagen sollen. Dauerte eine Weile, die Sache ins Reine zu bringen.«
    »Er versucht dir zu helfen, Chris.«
    »Nein.« Es gelang ihm nicht, die Schärfe aus seiner Stimme zu nehmen. »Er schaut nach dem Gewinn, Carla. Genau wie alle anderen Scheißer auf dieser Welt auch. Leistung und Gegenleistung, aber hallo.«
    Sie starrte ihn an, vorübergehend sprachlos, dann drehte sie sich um und verließ die Werkstatt.
    Er ließ sie gehen.

 
SECHSUNDZWANZIG
     
     
    In der folgenden Woche regnete es viel und heftig, und die Straßen waren tückisch. Wie üblich hatten die notdürftigen Reparaturarbeiten das Sommerwetter nicht überdauert, und die diversen Dienstleister waren hauptsächlich damit beschäftigt, einander die Verantwortung dafür in die Schuhe zu schieben. Chris fuhr den Saab mit gemäßigter Geschwindigkeit, kam später als gewöhnlich ins Büro und erledigte daher einen Großteil seiner dienstlichen Telefonate vom Auto aus. Das Datadown besorgte die Verschlüsselung per Fernsteuerung und stellte entsprechend gekennzeichnete Anrufer automatisch durch.
    Wieder an die Arbeit. Wieder so tun als ob.
    Es war leichter jetzt, da er sich verpflichtet hatte. Zwei Wochen der nervösen Ungewissheit, zum einen darüber, ob die Sache überhaupt klappen, zum anderen und noch mehr darüber, was sich aus dem Zusammentreffen ergeben würde – das alles war nunmehr durch solide Fakten verdrängt worden. Er wusste jetzt, dass sie ihn haben wollten, hatte dafür Hinweise, die verlässlicher waren als Carlas vom Wunschdenken gespeiste Beteuerungen und seine eigenen gemischten Gefühle. Jetzt brauchte er nur noch abzuwarten, ob sie sich ihn leisten konnten. Eine Situation, in der es für ihn nichts zu verlieren gab. Konnten sie ihn bezahlen, ging er. Konnten sie ihn nicht bezahlen, blieb er. In beiden Fällen hatte er Arbeit, hatte er Garantien. Hatte er ein Einkommen.
    Ein kleiner Teil von ihm wusste, dass er Carla verlöre, würde er bleiben, aber irgendwie gelang es ihm nicht, das für so entscheidend zu halten, wie es das wohl sein sollte.
    Zurück an die Arbeit.
    Am Mittwochmorgen, als er gerade auf die Auffahrt Elsenham bog, meldete sich Lopez bei ihm. Bestätigung von Vicente Barrancos Ankunftstermin.
    »Es passt gut«, war der Lateinamerika-Vertreter durch das Knistern des Verschlüsselungsgeräts und der schlechten Satellitenverbindung zu hören. »Bei euch läuft doch gerade die North-Memorial-Messe. Ich hab mir gedacht, Sie könnten ihn da ein bisschen herumführen, ihm vielleicht gleich ein paar Sturmgewehre kaufen.«
    »Ja, das ist… Scheiße.« Sein Fuß rutschte glatt vom Gaspedal, als ihm klar wurde, was das bedeutete. Um ein Haar wäre er auf die Bremse gestiegen.
    »Chris?« Lopez klang besorgt. »Sind Sie noch da?«
    Er seufzte. Der Wagen nahm wieder Geschwindigkeit auf, glitt die Rampe hinunter. »Ja, ich bin noch da. Ich vermute, es gibt keine Möglichkeit mehr, den Termin um ungefähr eine Woche zu verschieben?«
    »Eine Woche? Mein Gott, Chris, Sie hatten gesagt, so bald wie möglich. Sie sagten, Sie würden alles so regeln, dass…«
    »Ja, ich weiß.« Der Regen wurde stärker, als er die Rampe hinunterrauschte. Chris schaltete die Scheibenwischer ein. »Okay, vergessen Sie’s, schicken Sie ihn trotzdem los. Mein Problem, ich werde mich hier darum kümmern.«
    »Ist das ein Problem, um das ich mir Gedanken machen muss?«
    »Nein, nein. Sie haben richtig gehandelt. Ich werde mich melden.« Er unterbrach die Verbindung und wählte neu.
    »Ja, hier Bryant.«
    »Mike, Chris hier. Wir müssen…«
    »Kommst gerade richtig. Bist du schon im Büro?«
    »Bin unterwegs. Hör mal, Mike…«
    »Wie wär’s, wenn du mir ein bisschen was von dem alten Emerging-Markets- Hintergrundwissen zur Verfügung stellen würdest, über das du dieser Tage nicht so gerne redest? Du glaubst echt nicht, was heute Morgen in Harbin abgegangen ist.«
    »Mike…«
    »Erinnerst du dich an die Sache, die wir mit den EM-Leuten zusammengesponnen haben? Der

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