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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Faulkner. Wir können auch ohne Sie leben bei UNECT.«
    Chris sah ihn einigermaßen entgeistert an. »Carla sagte…«
    »Carla Nyquist ist an Ihnen gelegen. Mir nicht. Mir persönlich ist es scheißegal, was mit Ihnen passiert, Faulkner. In meinen Augen sind Sie Abschaum. Die Leute von der Handelsethik würden gerne hören, was Sie zu bieten haben, deswegen bin ich hier. Aber ich bin kein Verkäufer, ich muss Sie nicht anwerben, um in irgendeiner Provisionsrangliste ganz oben zu stehen, und ich könnte, offen gesagt, weitaus Besseres mit meiner Zeit anfangen. Sie kommen zu uns oder Sie bleiben weg. Ihre Entscheidung. Aber verschwenden Sie nicht meine Zeit.«
    Chris errötete.
    »Mir wurde gesagt«, erklärte er in dennoch ruhigem Ton, »dass UNECT Leute, auch Abschaum wie mich, als Ombudsmänner anwirbt. Das ist wichtig für mich, denn ich brauche einen Job. Sofort. Bin ich falsch informiert worden?«
    »Nein. Das trifft zu.«
    »Also könnten wir bald Kollegen sein.«
    Vasvik bedachte ihn mit einem kalten Blick. »Es gibt solche und solche, auch bei uns.«
    »Muss hart sein«, spöttelte Chris. »An der Seite von Leuten zu arbeiten, die Ihnen widerlich sind. Sich mit einer solch niedrigen Sorte Mensch abgeben zu müssen.«
    »Das ist eine gute Übung für die Undercover-Arbeit. Sich an den Gestank gewöhnen.«
    Die Werkstatt, die Mel ihnen zur Verfügung gestellt hatte, war vor einer Stunde nach Wanzen abgesucht worden, und für ein Abhören von außen gab es einfach zu viel und zu lautes Metallgeklirre in den anderen Werkstätten. Dennoch schien es, als sei da ein Publikum, das nach Vasviks Worten atemlos den weiteren Fortgang erwartete. Chris juckten die Fäuste.
    »Haben Sie eigentlich eine Vorstellung«, sagte er, »mit wem Sie hier reden?«
    Das Grinsen seines Gegenübers war ein reines Zähneblecken, eine Provokation. »Klären Sie mich doch auf.«
    »Ich habe Sie mit Respekt behandelt…«
    »Sie hatten gar keine andere Wahl, Faulkner. Ich bin Ihr Rettungsanker. Sie wollen so dringend aussteigen, dass man es riechen kann. Ihre zerschrumpelte kleine Seele hat endlich die Nase voll von dem, womit Sie Ihr Geld verdienen, und jetzt suchen Sie nach Erlösung, aber ohne Gehaltseinbuße. Ich bin Ihre einzige Hoffnung.«
    »Ich bezweifle, dass Sie so viel verdienen, wie es meinem Standard entspricht.«
    »Zweifeln Sie, bis Sie schwarz sind.«
    »Ach ja? Verpulvern wohl alles für Klamotten, wie?« Chris stieß dem Norweger seinen Zeigefinger entgegen. »Typen wie Sie kenne ich, Vasvik. Sie sind in Ihrem gemütlichen kleinen skandinavischen Kindermädchenstaat aufgewachsen, und als Sie zufällig erfahren haben, dass der Rest der Welt sich diese künstlich aufrechterhaltenen Wirtschaftsstandards Ihrer Spielgruppe nicht leisten kann, sind Sie darüber nicht hinweggekommen. Jetzt laufen Sie beleidigt durch die Gegend und schwingen die moralische Keule, weil die Welt nicht so ist, wie Sie sie gerne…«
    Vasvik studierte seinen Handteller. »Ja, aber auf der anderen Seite habe ich nicht zugesehen, wie meine Mutter an einer heilbaren Krankheit gestorben ist und…«
    »He…«
    »Und hab dann später angefangen, für genau die Leute zu arbeiten, die dafür verantwortlich waren.«
    Es war wie ein Blitzschlag. Die schwelende Wut entzündete sich im Bruchteil einer Sekunde, und Chris setzte sich in Bewegung, angriffswütig, blindwütig beinahe. Ein Shotokanhieb zur Schläfe, der tödlich gewesen wäre, hätte er Vasvik getroffen. Doch irgendwie war der Ombudsmann nicht mehr da. Der Hocker taumelte, stürzte seitwärts. Von Vasvik war nur der wirbelnde schwarze Mantel geblieben, Hände, die zur Seite ausgriffen. Chris fühlte etwas an seinem Handgelenk, es wurde gedreht, kaum nachvollziehbar, und dann schleuderte er auf den Flügeln seines eigenen Schwunges quer durch die Werkstatt.
    Er krachte in die Bank, mit den Händen nach Halt suchend. Ein Geräusch hinter ihm, etwas hakte sich um seine Knöchel und riss ihm die Beine weg. Sein Gesicht knallte auf die Werkbank, Bohrer und Bolzen stoben zur Seite. Etwas Scharfes riss ihm im Vorbeifliegen die Wange auf. Er fühlte Vasviks Gewicht auf sich und versuchte nach ihm zu treten. Der Norweger spannte seinen Arm hoch bis zum Nacken, packte ihn an den Haaren und rammte seinen Kopf wieder seitlich gegen die Bank.
    »Fehler«, zischte er in Chris’ Ohr. »Wollen Sie sich jetzt benehmen, oder soll ich Ihnen den Scheißarm brechen?«
    Chris bäumte sich noch einmal auf, aber es war

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