Profit
beantworteten. Das Equipment für die von ihm bestellte Überwachung von Barrancos Suite stand unaufdringlich auf einem niedrigen Tisch in der Ecke. Bereitschaftslichter blinkten unter einer Reihe von kleinen Flüssigkristallbildschirmen. Auf einem davon war zu sehen, dass Barranco bereits auf ein Bett gesunken war, noch vollständig bekleidet. Chris beugte sich hinunter, um besser sehen zu können.
»Schläft er?«
»Wie ein Murmeltier.«
»Sind Sie sicher, dass er keine von den Kameras entdeckt?«
»Ja, Sir. Es sei denn, er wäre ein Überwachungsexperte. Und bisher sah es nicht so aus, als würde er nach welchen suchen.«
»Na gut, falls er doch anfängt zu suchen, lassen Sie’s mich wissen.«
»Ja, Sir.«
»Und falls er die Suite verlässt, möchte ich es wissen, bevor er aus der Tür ist. Sie haben meine Direktverbindung?«
Sie wechselten müde Blicke. Einer von ihnen nickte.
»Ja, Sir. Alles unter Kontrolle.«
Er verstand den Wink und machte sich auf, um nach Lopez zu sehen. Der Amerika-Vertreter erwartete ihn schon. Chemisch gespeiste Ungeduld ließ ihn mit nervtötender Sprunghaftigkeit durchs Zimmer tigern. Chris versuchte Ruhe auszustrahlen.
»Gab also keine Transitprobleme?«
»Nein, Mann. Anschlusstickets.« Lopez grinste hektisch. »Die kümmern sich einen Scheiß darum, wer man ist, solange man woandershin weiterfliegt.«
»Und Barranco? Hat er sich mit Ihnen unterhalten?«
»Yeah, er hat mir erzählt, ich sei ein Kettenhund der globalen kapitalistischen Tyrannei und ich sollte mich was schämen.«
»Soweit also nichts Neues.« Chris ging zum Fenster und blickte hinaus über den Park.
»Ja, Sie müssen aufpassen, Chris. Dieses ganze Großkonzernzeug überfordert ihn, er wird eine Abwehrhaltung einnehmen. Rechnen Sie damit, dass er sich an das klammert, was er kennt. Meine Vermutung ist, dass Sie diese Woche einen Mordshaufen dogmatisches Gerede von gestern zu hören kriegen werden.«
»Nun ja, er hat ein Recht auf seinen Standpunkt.«
Lopez fand diese Bemerkung wahnsinnig komisch.
»Ja, issen freies Land«, gluckste er. »Stimmt’s? Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, sowieso. ’n freies Land! Genau!«
»Joaquin, Sie brauchen ein paar Beruhigungspillen.«
»Nein. Weniger Umgang mit diesen Marquista-Heldenfiguren, das ist es, was ich brauche, Mann.«
Angesichts der plötzlichen, grellen Heftigkeit ließ Chris die Aussicht Aussicht sein und wandte sich um. Lopez stand mit blitzenden Augen in der Mitte des Zimmers, die Fäuste geballt, selbst überrascht von seinem jähen Ausbruch.
»Joaquin?«
»Ah, scheiß drauf.« Die Wut war so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Lopez wirkte ernüchtert. »’tschuldigung. Es ist nur, weil mein kleiner Bruder mir ständig genau den gleichen Scheißspruch unter die Nase reibt. Kettenhund-Capitalista, Kettenhund-Capitalista. Seit ich meine PT&I-Lizenz erworben hab. Wie eine Disk, die an einer Stelle hakt.«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie einen Bruder haben.«
»Yeah.« Der Amerika-Vertreter winkte ab. »Ich mach kein Aufhebens davon. Der kleine Scheißer ist Gewerkschaftsaktivist im Bananengürtel, in der Gegend von Bocas, wo wir waren. Nicht das, was man in einen Handel & Investment-Lebenslauf reinschreibt, wenn’s sich vermeiden lässt.«
»Wohl nicht, nein.«
Lopez’ Blick verschleierte sich. »Soweit ich kann, hol ich ihn aus der Scheiße raus, in die er sich reinreitet. Ich hab mir Kontakte geschaffen, die dafür gut sind. Und wenn die Streikbrecher kommen, bezahl ich seine Krankenhausrechnung und gebe seinen Kindern was zu essen. Wenn er dann wieder auf den Beinen ist, kommt er auf Besuch und wirft mir neue Beleidigungen an den Kopf.«
Chris dachte mitfühlend an Erik Nyquist. »Familie, was?«
»Ja, Familie.« Der Kommissionär löste sich aus seiner medikamentösen Innenschau. Warf Chris einen Blick von der Seite zu. »Wir unterhalten uns doch hier nur, oder, Chef? Sie werden den Partnern keine Geschichten über mich erzählen?«
»Joaquin, es interessiert mich nicht die Bohne, womit Ihr Bruder seinen Lebensunterhalt verdient, und das gilt auch für die Shorn-Partner. Die haben weiß Gott allesamt andere Sorgen. Jeder von uns hat den einen oder anderen Ollie North in den geheimen Akten versteckt. Solange es den Geschäften nicht in die Quere kommt, was soll’s?«
Lopez schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist das die Einstellung in London, Chris, aber die bei Panama T & I würden das nicht so sehen. Ich will
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