Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ihnen dahinglitt. »Die Leute haben vergessen, wer ihnen das alles beschert hat.«
    »So kann man es auch sehen.«
    Der Rest des Fluges verlief schweigend. Sie überquerten die Absperrungen nach Westen und empfingen die Landesignale für das West End. Maschinen übernahmen die Steuerung, lasen die Flugdaten und zogen den Hubschrauber entlang einer vorprogrammierten Bahn. Der Hyde Park öffnete sich unter ihnen. An seinem Rand grüßten die Hotels, wie festgemachte Kreuzfahrtschiffe aus früheren Zeiten.
    Mike hatte Hernan Echevarria im Herzen von Mayfair untergebracht, in sicherer Entfernung zu den modernen Hotels. Auf diese Weise konnten auch die Neigungen des Diktators für die Alte Welt bedient werden. Eine Königliche Suite im Brown’s, der Hauch von zweihundertjähriger Tradition und lauter Namen aus dem europäischen Hochadel auf der historischen Gästeliste. Eine gepanzerte Shorn-Limousine holte Echevarria jeden Tag am Eingang Albemerle Street ab und kutschierte ihn im Rahmen eines sorgfältig ausbalancierten Programms zu allerlei Zusammenkünften mit hochgestellten Bankiers, offiziösen Waffenhändlern und dem einen oder anderen stubenreinen Politiker. Die Abende waren der Oper oder Diners mit zahmeren Würdenträgern überlassen.
    »Ich sorge dafür, dass er gut beschäftigt ist«, versprach Bryant. »Und ich halte ihn von der Parkseite fern. Steck du Barranco ins Hilton oder so. Gib ihm am besten eine Turmsuite. Die Programme müssen wir gegenseitig abchecken. Wir sorgen dafür, dass diese beiden Typen nie dichter als ein paar Kilometer aneinander rankommen.«
    Beim Hilton blieb es denn auch. Nachdem sie oben auf dem Dach gelandet waren, wurden sie von livriertem Personal begrüßt, das sich des Gepäcks annahm und Barranco und Lopez zu den Fahrstühlen geleitete. Chris schloss sich ihnen an, hauptsächlich zu dem Zweck, sich um die Trinkgelder zu kümmern.
    »Sie brauchen das nicht zu tun«, sagte er, als der letzte Bedienstete sich entfernt und die Tür mit geübter Geräuschlosigkeit geschlossen hatte. »Tragen Sie einfach jedes Mal Trinkgelder mit ein, wenn Sie den Zimmerservice in Anspruch nehmen, und wir übernehmen das dann. Ich würde empfehlen, etwa zehn Prozent anzusetzen. Erwartet wird viel weniger, es kann aber nie schaden, sich großzügig zu zeigen. Nun, wie auch immer, äh, ich hoffe, Sie werden es hier einigermaßen bequem finden.«
    »Bequem?«
    Barranco stand inmitten der ganzen Einrichtungspracht und sah aus wie ein Jäger, dessen große und gefährliche Beute plötzlich im umliegenden Unterholz verschwunden ist.
    Chris räusperte sich. »Äh, ja. Joaquin Lopez wird im Stockwerk unter Ihnen wohnen, Zimmer 4148. Ich habe außerdem noch zwei bewaffnete Wachleute in Zimmer 4146 untergebracht. Das Hotel hat zwar selbst einen ganz guten Sicherheitsstandard, aber man kann nie vorsichtig genug sein, selbst hier oben.« Er zog ein kleines mattschwarzes Handy hervor. »Das hier ist ein dediziertes Telefon. Mit einer verschlüsselten Verbindung direkt zu mir, wo immer ich gerade bin. Wenn’s irgendein Problem gibt, rufen Sie mich an, Tag und Nacht. Sie brauchen nur auf die Wahltaste zu drücken.«
    »Danke sehr.« Barrancos Tonfall war distanziert, aber Chris konnte keine Ironie darin ausmachen.
    »Ich dachte, dass Sie sich jetzt erst einmal würden ausruhen wollen.«
    »Ja, das wäre gut.«
    »Ich würde Sie später gern mit einem Kollegen von mir bekannt machen und auch mit meiner Frau. Ich dachte, wir könnten vielleicht gemeinsam zu Abend essen. Es gibt da ein recht gutes peruanisches Restaurant im Mezzanin des Hotels. Wir könnten spät zu Tisch gehen, sagen wir, etwa um halb zehn. Oder falls Sie es vorziehen, hier zu bleiben und die Sache auf einen anderen Abend zu verschieben, dann wäre das natürlich auch recht.«
    »Nein, nein. Ich würde…« Er holte tief und erschöpft Luft. »… gerne Ihre Frau kennen lernen, Señor Faulkner. Und Ihren Kollegen natürlich. Halb zehn ist eine gute Zeit.«
    »Gut, ausgezeichnet. Dann werde ich Sie um kurz nach neun hier abholen.«
    »Ja. Und jetzt, glaube ich, würde ich mich gern ausruhen.«
    »Selbstverständlich.«
    Er verließ Barranco und ging nach unten, um mit der Wachabteilung zu sprechen. Sie entsprach so ziemlich seinen Erwartungen – zwei Männer mit harten Gesichtszügen, aber körperlich nicht mehr ganz in Bestform, die ihm in Hemdsärmeln und Schulterhalftern die Tür öffneten und seine Fragen mit leidenschaftsloser Ruhe

Weitere Kostenlose Bücher