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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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in jener Nacht mit zu mir gekommen, und Sie haben nach der Ware gegriffen, als sie vorgeführt wurde. Was immer in Ihrer Beziehung zu Carla vorgeht, Sie hätten mich genauso gut vögeln können. Die Schuldgefühle sind die gleichen, und der Ständer, der sich mir entgegenreckte, auch. Dass sie es dann doch nicht getan haben, ist eine reine Formalität.«
    »Sie…«
    Liz winkte ab. Erhob sich, zwängte sich in ihre Jacke.
    »Wegen der Fahreraufsicht melde ich mich bei Ihnen. Aber nächstes Mal, wenn Sie ein Bett zum Übernachten bei mir bekommen wollen, werden Sie es sich verdienen müssen.«
     
    Am Ende kam die Pfeifenkellnerin an seinen Tisch und teilte ihm mit, dass er eine neue Bestellung aufgeben müsse, wenn er noch länger sitzen bleiben wolle.

 
NEUNUNDZWANZIG
     
     
    Lopez hatte die Reiseplanung für Barranco so gestaltet, dass dieser nach Zwischenstopps in Atlanta und Montreal frühmorgens am Reagan International in New York eintraf, wo ein Shorn-Jet auf sie beide wartete. Die mitgeführten Papiere wiesen sie als Berater der Panamaischen Notstandskommission aus. Lopez beherrschte das brasilianische Portugiesisch fast ebenso gut wie seine spanische Muttersprache, und Barranco hatte, wie heutzutage die meisten politischen Akteure in Lateinamerika, ausreichend Statur, um jede Rolle auszufüllen. Lopez ging davon aus, dass die Sicherheitskräfte im Reagan International etwaige Unstimmigkeiten weder erkennen noch sich sonderlich dafür interessieren würden.
    Offenbar hatte er genau richtig kalkuliert. Der Shorn-Jet konnte ohne Zwischenfall abheben und landete kurz nach Mittag in London. Chris kam mit einem Hubschrauber, um die Reisenden abzuholen.
    »Señor Barranco.« Er musste schreien, um sich gegen den Lärm der Rotoren und den für die Jahreszeit ungewöhnlich kalten Wind, der über den Asphalt des Terminals für Privatflugzeuge fegte, zu behaupten. Sein Grinsen fühlte sich an, als sei es ihm per Sandstrahlgebläse aufs Gesicht appliziert worden. Um sie herum standen bewaffnete Sicherheitsleute, deren Anzugjacketts immer wieder hochgeweht wurden, sodass man die Schulterhalfter sehen konnte. »Willkommen in England. Wie war Ihr Flug?«
    Barranco zog eine Grimasse. Er sah gut aus in der smarten, aber legeren Garderobe eines mobilen Beraters, mit der Lopez ihn verkleidet hatte, aber über der Wollstrickjacke stand ihm der Jetlag ins Gesicht geschrieben.
    »Welchen Flug meinen Sie? Mir kommt es vor, als sei ich schon eine Woche unterwegs. Und jetzt noch ein Hubschrauber?«
    »Glauben Sie mir, Señor Barranco, durch diesen Teil von London würden Sie nicht mit dem Auto fahren wollen. Ist Joaquin Lopez bei Ihnen?«
    Barranco stieß einen Daumen rückwärts in Richtung des Shorn-Jets. »Er kommt gleich.«
    Lopez tauchte in der Luke auf und kam heruntergestiegen, gefolgt von zwei weiteren Männern mit Gepäck. Grinsend winkte er Chris zu. Keine Spur von der Müdigkeit, die an Barranco zu sehen war. Unter seiner Kommissionskostümierung brodelte eine Energie, die nach Chris’ Dafürhalten chemisch erzeugt sein musste. In Ermangelung anderer Begleitpersonen hatte er seit Verlassen Panama Citys als Barrancos einzige Bewachung gedient.
    Chris geleitete die ganze Gruppe in den Hubschrauber und ließ sie Platz nehmen. Die Tür schloss sich, sperrte mit einem luftdichten Klacken den Wind aus. Der Pilot drehte sich zu Chris um.
    »Ja, das ist alles. Bringen Sie uns nach Hause.«
    Der Hubschrauber schwebte in den Himmel hinauf. Über der Stadt legte er sich in die Kurve. Barranco lehnte sich in Richtung Fenster und spähte nach unten.
    »Das sieht doch gar nicht so schrecklich aus«, bemerkte er.
    »Nein«, stimmte Chris zu. »Von hier oben nicht.«
    Das sonnengebräunte Gesicht wandte sich ihm zu. »Ich könnte nicht ungefährdet durch diese Straßen gehen?«
    »Kommt auf die genaue Gegend an. Aber in der Regel könnten Sie es tatsächlich nicht. Sie müssten damit rechnen, angegriffen und ausgeraubt, vielleicht auch nur mit Steinen beworfen zu werden. In jedem Fall würde man Sie als Außenseiter identifizieren und Ihnen nachlaufen. Was dann folgt«, Chris zuckte die Achseln, »hängt von der Zusammensetzung der Menge ab, die Sie anlocken.«
    »Ich bin nicht gekleidet wie Sie.«
    »Das würde keine Rolle spielen. In den Zonen interessiert man sich nicht für Politik. Hier herrscht Tribalismus. Ortsbezogene Banden, territoriale Gewalt.«
    »Ich verstehe.« Barrancos Blick schweifte zurück auf die Stadt, die unter

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