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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Kopf.
    »Ich werde das nicht vergessen, Chris«, sagte er leise.
    »Ich auch nicht. Ich kümmere mich um meine Leute.«
    Die Gläser stießen klirrend zusammen. Wurden zuverlässig geleert. Außerhalb der Fenster geschah etwas mit dem Licht, als der Nachmittag geschmeidig in den Abend überging.

 
DREISSIG
     
     
    »Ich verstehe immer noch nicht, was ich da soll.« Carla überprüfte noch einmal ihr Make-up im heruntergeklappten Deckenspiegel, während Chris den Saab hinunter ins Parkdeck des Hilton rollen ließ. »Es ist ja nicht so, dass ich irgendetwas über die NAME wüsste.«
    »Genau das ist der springende Punkt.« Chris blickte forschend über das ziemlich volle Deck, fand nichts, was ihm zusagte, und steuerte dann die Rampe hinunter zur nächsten Ebene. »Du kannst ihn veranlassen, dir davon zu erzählen. Ich möchte nicht, dass der Mann das Gefühl hat, er sei nur von Experten in Anzügen umgeben. Ich möchte, dass er sich entspannt. Sich für eine Weile obenauf fühlt. Eine der Hauptregeln beim Umgang mit Kunden.«
    Er spürte ihren Blick.
    »Was ist?«
    »Nichts.«
    Die untere Ebene war fast leer. Chris parkte gut ein halbes Dutzend Plätze vom nächsten Fahrzeug entfernt. Seit sein Annäherungsalarm ihn im Stich gelassen hatte, war er dazu übergegangen, auf möglichst offenem Gelände zu parken, wo die Überwachungskameras ihn sehen konnten. Es war irrational, wie er wohl wusste – niemand, es sei denn eine verdeckt operierende Eliteeinsatztruppe, würde überhaupt die äußeren Schutzvorkehrungen des Hilton oder des Shorn-Blocks überwinden, ganz zu schweigen davon, ob dieser Jemand dann auch noch die Zeit und das Geschick besäße, die Sicherheitsschlösser des Saabs zu knacken, bevor er entdeckt würde. Aber der Annäherungsalarm hatte versagt. Warum genau, blieb immer noch zu klären, aber in der Zwischenzeit war er entschlossen, es nicht zu einer Wiederholung kommen zu lassen.
    »Ich geh rauf und hol ihn ab«, sagte er, den Motor ausschaltend. »Das Restaurant ist im Zwischengeschoss. El Meson Andino. Mike meinte, er würde dort zu uns stoßen.«
    »Ich soll nicht mit dir raufkommen?«
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    Er sagte ihr nicht, dass er auf dem Weg nach oben noch bei der Überwachungsmannschaft vorbeischauen wollte und dass ihm diese beiden klobigen Männer mittleren Alters mit all ihren kleinen Bildschirmen und Mikrofonen auf eine nicht näher bestimmte Weise peinlich waren.
    »Wie du willst.« Sie kramte eine Zigarette hervor und steckte sie sich zwischen die Lippen. Sie schien sich, während sie sie anzündete, in sich selbst zurückzuziehen.
    »Wir sehen uns dann dort.«
    »Ja.«
    Die Sicherheitsleute hatten nichts zu berichten. Auf dem Bildschirm lief Barranco hin und her wie ein Gefangener in seiner Zelle. Er hatte einen schwarzen Abendanzug angezogen, der der Mode von vor zehn Jahren entsprach. Chris ging hinauf, um ihn abzuholen.
    »Ich verstehe nicht viel von peruanischem Essen«, sagte er, als sie gemeinsam im Fahrstuhl nach unten fuhren.
    »Ich auch nicht«, sagte Barranco knapp. »Ich komme aus Kolumbien.«
    Das Essen erwies sich als ausgezeichnet, doch inwieweit es peruanisch war, darüber gab es nach mehreren Gläsern Wein durchaus kontroverse Auffassungen. Die Diskussion brach das Eis mit einem volltönenden Knacken. Barranco vertrat die Ansicht, dass einige der Gerichte klassisch kolumbianische gewesen seien, und Chris, seinen Aufenthalt in der NAME sich ins Gedächtnis rufend, musste ihm Recht geben. Mike, der sehr gut aufgelegt war, räsonierte mit großer Überzeugungskraft und praktisch ohne Belege, dass die Küchen der verschiedenen Regionen sich im Laufe der Zeit gegenseitig durchdrungen haben mussten. Carla bemerkte dazu recht bissig, dass dies vermutlich mehr mit Marketing als mit regionaler Mobilität zu tun habe.
    Peruanisch sei hierorts ein Markenlabel, keine nationale Identität. Barranco nickte nüchtern zustimmend. Er war offenbar recht angetan von Carla, und es war Chris ziemlich egal, ob das auf ihr gutes Aussehen oder auf ihre unorthodoxe politische Haltung zurückzuführen war. Einen sich unerwartet bemerkbar machenden Stich der Eifersucht ignorierte er und widerstand auch der Versuchung, seinen Stuhl näher an den seiner Frau heranzurücken. Es war die Erleichterung darüber, wie der Abend verlief, die ihm das ermöglichte.
    Geschäftliche Themen sickerten nur ansatzweise in die Unterhaltung, meist von Barranco ausgehend und von Carlas mit viel

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