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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Straße auf ihn zu wie Kinder, die auf einem Kiesstrand ins kalte Wasser waten. Ihre nackten Beine bewegten sich, als seien sie falsch zusammengewachsen, die Füße waren in aberwitzige Stöckelschuhe gezwängt. Sie trugen Push-up-BHs und schwarze Superminis, die mörderisch eng saßen. Ihr Makeup war schweißzerlaufen und verklumpt, und ihre Augen schienen halb zugeschwollen. Die eine war noch etwas magerer als die andere, aber ansonsten machte die Wirkung einer langen Hurenarbeitsschicht sie einander ähnlich, verwischte die Unterschiede.
    Sie waren gerade mal vierzehn Jahre alt.
    »Möchtest du einen geblasen kriegen?«, fragte die Magere.
    »Hast du was, wo wir hingehen können?« Die andere war eindeutig der Kopf des Duos, die Vorausdenkerin.
    Chris schüttelte den Kopf. »Geht nach Hause.«
    »Sei nicht so grob, Baby. Wir wollen dir nur Gutes tun.« Das magere Mädchen suchte den Handelsanreiz zu erhöhen, indem sie an ihrem Finger leckte. Den nassen Finger steckte sie sodann in ein Körbchen des kaum erforderlichen BHs und rieb ihn mit aufgesetztem Lächeln hin und her. Chris zuckte zusammen.
    »Ich hab gesagt, ihr sollt nach Hause gehen.« Er hielt die Nemex so, dass sie sie nicht übersehen konnten. »Ihr wollt gar nichts mit mir zu tun haben.«
    »Baby, du hast aber eine große Pistole«, sagte die Magere.
    »Möchtest du sie irgendwo hintun, wo’s warm ist?«
    Chris ergriff die Flucht.
     
    Er kam durch die westliche Absperrung am Holland Park, eine Stunde vor Sonnenaufgang. Die Kontrollpunktbesatzung sah ihn ein bisschen schräg an, sagte aber nichts, und sobald seine Shorn-Karte durchleuchtet war, riefen sie ihm ein Taxi. Er stand neben dem Wärterhäuschen, während er wartete, und starrte über die Barrieren hinweg in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Sein Handy piepte. Er schaute aufs Display, sah, dass es Carla war, und schaltete das Gerät ab.
    Das Taxi kam.
    Er ließ sich zum Büro fahren.

 
ACHTUNDDREISSIG
     
     
    So früh am Sonntag war oberhalb des Zwischengeschosses alles dunkel im Shorn-Block, die Eingangstüren waren noch verschlossen. Er klingelte den Wachdienst heraus, der ihn kommentarlos und ohne sichtbare Überraschung einließ. Nicht ohne Bitterkeit schloss er daraus, dass es wohl nicht vollkommen unerhört war, Shorn-Manager am Wochenende vor Morgengrauen zur Arbeit erscheinen zu sehen.
    Er erwog kurzzeitig, sich ein paar Stunden Schlaf in einer der Gästesuiten zu gönnen, verwarf die Idee aber unverzüglich wieder. Draußen wurde es schon langsam hell. Ohne Hilfsmittel würde er jetzt sowieso nicht mehr schlafen können. Also ließ er den Fahrstuhl bis ganz hinauf in den dreiundfünfzigsten Stock fahren, streifte durch das behagliche Halbdunkel der auf Notbeleuchtung geschalteten Flure und betrat sein Büro.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch zeigte bereits blinkend einen eingegangenen Anruf an.
    Er stellte fest, dass die Nachricht von Carla war, und löschte sie, ohne sie abgehört zu haben. Hinterher stand er, den Finger auf der Taste, noch eine Weile da, streckte einmal die Hand nach dem Hörer aus, aber irgendwie kam sie dort nicht an. Schon langte er nach dem Beleuchtungsregler auf dem Datadown, dann überlegte er es sich doch anders. Die graue frühmorgendliche Stille, die über dem Büro lag, hatte etwas seltsam Tröstliches, wie ein Versteck aus Kindertagen. Wie ein weiches Kissen unter der Wange und ein Wecker vorm Gesicht, der anzeigte, dass noch eine satte Stunde Zeit war bis zum Aufstehen. Ohne Lichter befand er sich in einer Art Zwischenzustand, in dem keine Entscheidungen getroffen werden mussten, in dem man sich nicht mehr vorwärts zu bewegen brauchte. Ein Zustand, der natürlich nicht andauern konnte, aber solange er es tat…
    Er dämpfte den Klingelton des Telefons, ging zum Einbauschrank neben der Tür und entnahm ihm eine Decke. Auf dem Weg zur Sofa-und-Couchtisch-Insel des Büros streifte er Jackett, Schulterhalfter und Schuhe ab und ließ sich auf dem Sofa nieder. Er breitete die Wolldecke über sich aus und starrte dann auf die weiße Struktur der Zimmerdecke, wartete darauf, dass das Licht des anbrechenden Morgens langsam darüber hinwegkriechen würde.
     
    Unten in der Rezeption machte der jüngere der beiden Wachleute ein dringendes Bedürfnis geltend und ließ seinen Kollegen allein, um sich ins Zwischengeschoss zu begeben. Er drängte durch die Schwingtüren der Toilette, schloss sich in einer der Kabinen ein und zückte sein Telefon.
    Einen

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