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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird es wieder meine Scheißschuld sein.«
    Sie zuckte zusammen.
    »Willst du wissen, wer ich bin, Carla?« Er lehnte sich seitwärts auf der breiten Landroverbank, rückte ihr auf die Pelle. »Willst du das wirklich wissen? Ich bin deine beschissene Melkkuh. Heute genau wie eh und je. Braucht die Dame neue Klamotten? Will sie mal eben nach Norwegen rüberdüsen? Braucht ihr Papa mal wieder eine milde Gabe? Möchte sie aus der Stadt rausziehen und in einer angenehmeren Gegend wohnen? He, kein Problem. Chris hat einen guten Job, der bezahlt das alles. Er verlangt nicht viel; nur das Auto in Ordnung halten und ihm hin und wieder mal einen blasen. Es ist ein verdammtes Tauschgeschäft, Mädchen!«
    Das Austreten der Worte aus seinem Mund schien irgendetwas zu bewirken. Er fühlte ein Reißen, etwas nicht zu Definierendes. Ihm wurde schwindlig, eine plötzliche Schwäche in der betäubten Stille, die verschluckte, was er gesagt hatte. Er setzte sich wieder gerade hin und wartete, worauf, wusste er nicht.
    Die Stille summte.
    »Verschwinde«, sagte sie.
    Sie hatte die Stimme nicht erhoben. Sie sah ihn nicht an. Sie schlug auf die Zentralverriegelungskonsole, und seine Tür knackte auf.
    »Überleg lieber, ob du das ernst meinst.«
    »Ich hab dich gewarnt, Chris. Du hast mich schon mal als Hure bezeichnet. Noch mal tust du das nicht. Raus hier.«
    Er blickte über die verlassene Parkfläche, in die Dunkelheit außerhalb der Autoscheinwerfer. Er lächelte schmal.
    »Klar«, sagte er. »Warum nicht? Hat sich ja lange genug angebahnt.«
    Mit der Schulter stieß er die Tür ganz auf und sprang nach unten. Die Nachtluft war warm und angenehm, mit einer leichten Brise gewürzt. Man konnte leicht vergessen, wo man sich befand. Er vergewisserte sich, dass die Nemex im Halfter steckte, die immer noch gut gefüllte Brieftasche in der Jackettasche.
    »Man sieht sich, Carla.«
    Ihr Kopf ruckte plötzlich herum. Er fing ihren Blick auf, sah, was er ausdrückte, und ignorierte es.
    »Du erreichst mich im Büro. Ruf an, wenn sich die Rechnungen stapeln, ja?«
    »Chris…«
    Er knallte die Tür zu.
    Er schritt davon, ohne sich umzublicken, nur darauf bedacht, sich aus bequemer Steinwurfreichweite herauszubewegen. In seinem Rücken hörte er Schaltgeräusch und das Anfahren des Landrovers. Er fragte sich flüchtig, ob sie ihm wohl in Schrittgeschwindigkeit folgen und was er in einer solchen lächerlichen Situation tun würde. Dann wischte das Fernlicht über ihn hin und flüchtete nach links, über die weiß aufgemalten Markierungen der Parkfläche hinweg. Der Motor schraubte sich durch die Gänge, während sie Geschwindigkeit aufnahm.
    Er empfand einen einzelnen Stich der Sorge, ob sie wohl sicher nach Hause kommen würde, so ganz allein. Das Gesicht verziehend, knallte er auch an diesem Punkt alle Türen zu, die ihm in die Hände kamen.
    Dann war sie weg. Endlich drehte er sich doch um, gerade rechtzeitig, um die Rücklichter des Landrovers zwischen den niedrigen Häuserreihen auf der anderen Seite des Parkplatzes verschwinden zu sehen. Wenige Augenblicke später versickerte das Motorengeräusch in der autofreien Nachtstille der Zonen.
    Er stand eine Weile da und versuchte sich zu orientieren, geografisch und emotional, aber es war ihm alles vollkommen unvertraut. In der Skyline ringsum fand er nichts, das ihm bekannt vorkam. Der Supermarkt bot ihm seine zerschlagene Fassade dar, und plötzlich verspürte er den verrückten Wunsch, einige der Bretter zu lösen, den Griff der Nemex als Hebel zu benutzen und hineinzuschlüpfen, auf der Suche nach…
    Ihn schauderte. Der Traum marschierte in neonerleuchteten Pulsschlägen durch seinen Kopf.
    plötzlicher warmer Blutregen
    fallen
    Er schüttelte heftig den Kopf. Kehrte der Fassade den Rücken zu. Dann wählte er aufs Geratewohl eine Richtung und marschierte los. Das Stahlrohrrentier auf dem Dach blickte ihm aus Augen nach, die, vom kühlen Abendwind abgesehen, absolut leer waren.
     
    Samstagnachts, Sonntagmorgen. Die Sperrzonen.
    Er hatte mit Ärger gerechnet, hatte sich sogar, mit dem gleichen verdrehten Vergnügen, das ihn im Brundtland angetrieben hatte, darauf gefreut. Die Nemex steckte im Jackett, nur einen raschen Griff entfernt. Seine Hände waren shotokangestählt und juckten vor Verlangen, Schaden anzurichten. Im schlimmsten Fall konnte er sich, falls es denn wirklich nötig sein sollte, per Handy eine Polizeieskorte nach draußen rufen.
    Kühl bedachte er, dass er buchstäblich um

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