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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe den Eindruck gewonnen, dass Sie heute im Büro auftauchen könnten. Also hören Sie, es gibt eine Frühstücksbar in der India Street namens Break Point. Ich bin dort mit jemandem um acht Uhr dreißig verabredet. Ich glaube, Sie hätten Interesse, auch dabei zu sein.«
    Er blickte auf seine Uhr. Zwanzig nach acht.
    Jackett. Nemex. Er zerkaute die Kodeintabletten im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten, schluckte das Pulver hinunter und begab sich hinaus in die Sonne.
     
    Er brauchte länger als erwartet, um die India Street zu finden. Zwar erinnerte er sich an die Frühstücksbar von einer Schadensbegrenzungsstrategie-Sitzung her, an der er in seiner Zeit bei Hammett McColl mal teilgenommen hatte. Aber da er den Laden mit den seinerzeit anwesenden Rückversicherungsmaklern assoziierte, rief er eine falsche Adresse in seinem Kopf ab und landete in einer Seitenstraße nahe der Fenchurch Street, die denn doch ganz anders hieß. Einige Minuten lang irrte er, etwas benommen von der einsetzenden Wirkung des Kodeins, durch die Gegend, bevor ihm schwante, wo der Irrtum lag. Von Neuem in seinem Gedächtnis kramend, arbeitete er eine ungefähre Route gen Osten aus und nahm seinen Marsch durch das Gewirr der verlassenen Straßen wieder auf.
    Er bewegte sich in nördlicher Richtung durch die gewundenen Glasfrontenschluchten der Crutched Friars, als jemand seinen Namen rief.
    »Faulkner!«
    Das Wort hallte wider von den ihn umfangenden Stahl- und Glaswänden, entfernte sich hüpfend durch die Biegung der Straßenschlucht. Chris fuhr herum, sich auf etwas matschige Weise darüber im Klaren, dass er in Schwierigkeiten war. Ungefähr zwanzig Meter entfernt, den Weg nach rechts in die India Street versperrend, standen fünf Gestalten über die ganze Breite der Straße verteilt. Alle fünf trugen schwarze Skimasken, alle fünf hielten Waffen, die für sein ungeschultes Auge wie Schrotflinten aussahen. Sie standen ihm in der lachhaften Klischeehaltung eines Westernduells gegenüber, und trotz allem, trotz der jähen Erkenntnis, dass er seinem Tod unmittelbar ins Auge sah, spürte Chris, wie sich ein Grinsen in sein Gesicht schlich.
    »Was ist los?«
    Vielleicht war es das Kodein. Er lachte laut los. Grölend.
    »Was soll das denn werden?«
    Mit seiner Reaktion hatte er die Männer offenbar auf dem falschen Fuß erwischt. Sie scharrten unruhig, schielten nach innen zu der Gestalt in der Mitte. Der Mann trat einen Schritt vor. Seine Hände betätigten ruckartig den Repetiermechanismus des Gewehrs. Das Klack-Klack hallte durch die Straße.
    »Hau ’chein, Faulkner.«
    Die Erkenntnis traf Chris wie ein Schwall kalten Wassers. Er öffnete den Mund, um den Namen herauszuschreien, und wusste doch, dass er tot sein würde, bevor er ihn herausbrächte.
    »Einen Moment mal.«
    Alles drehte sich nach der neuen Stimme um. An der Einmündung einer Seitengasse, etwa zehn Meter hinter Chris, stand Mike Bryant, leicht außer Atem. Er hob die linke Hand, die rechte schwebte in der Nähe seines Gürtels. In der hochgereckten Faust steckte ein dickes Bündel Geldscheine.
    Makin kam ins Stocken unter seiner Maske. Die Schrotflinte senkte sich um ein paar Zentimeter.
    »Das hier hat nichts mit dir zu tun«, rief er.
    »O doch, hat es.« Mike schlenderte über das Pflaster, bis er in einer Linie mit Chris stand. Ein dünner Schweißfilm lag auf seiner Stirn, und Chris fiel plötzlich ein, dass er kaum mehr als einen Tag aus dem Krankenhaus heraus sein konnte. Immer noch hielt er das Geldbündel vor sich hin, wie eine Waffe. »Wenn du einen Shorn-Manager auf der Straße erschießt, wo soll das enden? Eh, Nick? Das geht gegen alle Regeln, Mann.«
    Und aus dem Mundwinkel raunte er Chris zu:
    »Biste bewaffnet?«
    »Yeah, ich bin bewaffnet.«
    »Auch geladen diesmal?«
    Chris nickte knapp. Eine Woge von Adrenalin brandete durch die Kodeinbenommenheit, ein wildes Vergnügen am Kameradschaftsgeist des Mannes neben ihm und der Wille, gemeinsam Schaden anzurichten.
    »Gut zu wissen. Folge einfach dem, was ich mache, es wird alles sehr schnell gehen.«
    »Wir wollen nur Faulkner«, rief Makin.
    Mike grinste und erhob die Stimme wieder. »Das ist blöd, Nick, denn jetzt habt ihr auch mich.« Es war der heitere, energiegeladene Ton, den Chris zuletzt gehört hatte, als Bryant Griff Dixon in dessen eigenem Wohnzimmer blendete und zum Krüppel machte. »Doch bevor wir anfangen, meine Herren, werfen Sie einen Blick auf die wunderbaren Preise des heutigen

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