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Profit

Profit

Titel: Profit
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Mike kniff die Augen zusammen, versuchte die Pfeife neu zu entzünden. »Pass auf, was Hewitt getan hat, ist ja so weit in Ordnung, aber nun muss sie beweisen, dass sie keine zwei Juniorpartner benötigt, um C. I. zu leiten. Gelingt ihr das nicht, heißt das, dass sie eine schlechte Entscheidung getroffen hat. Eine Entscheidung aus reiner Gier. Nun hat niemand im Hause etwas gegen Gier, jedenfalls, so lange sie auch der Firma nützt. Wenn alles klappt für Hewitt, hat sie Shorn die Kosten für einen Juniorpartner gespart, und sie und Hamilton vermehren ihre Stammaktien. Es ist der klassische Tausch auf dem freien Markt. Etwas für uns, etwas für sie. Aber wenn es nicht klappt, sieht sie alt aus, und das weiß sie.«
    »Tja, Miss Conflict Investment hat kein allzu großes Vertrauen zu mir«, sagte Chris düster. »Bin ihr offenbar nicht blutig genug.«
    »Hat sie das gesagt?« Bryant schüttelte den Kopf. »Scheiße, nach dem, was du mit Quain angestellt hast? Das ist doch unlogisch.«
    »Na ja, sagen wir, nicht alle meine Herausforderungen sind derart kompromisslos ausgegangen. Dieses ›Töten oder getötet werden‹-Zeug ist doch nur was fürs Kino. Voll ordinär, Mann. Man muss nicht immer töten. Das ist wirklich primitiv.« Von Begeisterung gepackt, beugte Chris sich vor. »Hast du schon mal einen von den alten Samurai-Filmen gesehen?«
    »Was, Bruce Lee? Solches Zeugs?«
    »Nein, nein, das nicht. Ich meine noch was anderes. Ältere Sachen. Subtiler. Pass auf, da sind zwei Typen, die sind dabei, sich zu duellieren. Also stehen sie beide da, die Schwerter vorgestreckt.« Chris stieß ein imaginäres Schwert auf Bryant zu, der instinktiv zurückzuckte. Seine Augen verengten sich kurzzeitig, dann lachte er.
    »Hoppla. Hast mich glatt erschreckt.«
    »’tschuldige. War keine Absicht. Jedenfalls, die beiden stehen sich also gegenüber und starren einander in die Augen.«
    Er fixierte Bryant, der erneut ein prustendes Lachen ausstieß.
    »Sie starren sich nur an. Denn beide wissen, dass derjenige, der zuerst blinzelt oder wegsieht, auch der ist, der den Kampf verloren hätte.«
    Bryants Lachen brach umstandslos ab. Er legte die Pfeife beiseite. Beide Männer lehnten jetzt auf dem Tisch, bohrten mit chemisch gestützter Konzentration ihren Blick in die Augen des anderen. Die gemeinsam erlebte Stille des Augenblicks dehnte sich. Die Bargeräusche zogen sich in den Hintergrund zurück, rauschten wie die Brandung eines fernen Strandes. Die Zeit lief weiter wie ein Zug, den sie eben verpasst hatten. Die Pfeife auf dem verschrammten Holztisch glomm lautlos vor sich hin. Eine inwendige Stille sickerte von irgendwoher in die Welt.
    Mike Bryant blinzelte.
    Mike Bryant lachte und sah weg.
    Der Augenblick verwehte wie ein Blatt im Herbst, und mit einem Ausdruck beschwipster Erfüllung auf dem Gesicht ließ Chris sich zurücksinken. Bryant grinste, ein bisschen angespannt. Chris war zu betrunken, um die aufgeladene Atmosphäre wahrzunehmen. Bryant bildete eine Pistole aus Daumen und Zeigefinger. Er richtete sie auf Chris’ Gesicht.
    »Peng!«
    Das Gelächter brach wieder hervor, diesmal bei beiden Männern. Bryant gab noch einen Laut von sich, zwischen Schnauben und Seufzen.
    »Na bitte. Beim Gucken hast du gewonnen.«
    Chris nickte.
    »Aber ich hab dir den Kopf weggeblasen.«
    »Ja.« Chris beugte sich wieder über den Tisch. Aufgekratzt. Unempfindlich für die Schärfe in der Stimme seines Gegenübers. »Aber sieh mal, das war gar nicht nötig. Wir hatten den Gewinner schon ermittelt. Du hast geblinzelt. Ich hätte gewonnen.«
    »Blödsinn. Vielleicht hatte ich ein Härchen im Auge. Vielleicht haben sich all diese Samurai-Typen nur deshalb von Kämpfen weggeschlichen, die sie hätten gewinnen können, weil sie an dem betreffenden Tag einen zuckenden Augenmuskel hatten. Wo hast du diesen ganzen Scheiß eigentlich aufgeschnappt?«
    »Mike, du hast nicht verstanden, worum es geht. Es geht um absolute Kontrolle. Es ist ein Duell zwischen zwei Menschen, nicht zwischen zwei Apparaten mit bestimmten Fähigkeiten. Okay, du könntest zu einem Faustkampf mit einer Pistole aufkreuzen. Du könntest zu einem Pistolenduell mit einem gepanzerten Wagen und einem Flammenwerfer aufkreuzen. Aber das ist nicht das, worum es bei einem Duell geht.«
    Bryant nahm die Pfeife wieder zur Hand. »Beim Duell geht’s ums Gewinnen, Chris«, sagte er.
    Chris hörte nicht zu.
    »Sieh dir China an, vor ein paar Jahrhunderten. Da hat’s Fälle gegeben, wo
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