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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Empfang quittieren könnte.«
    »Das ist…« Er hielt inne. Mit einem Mal kam das wirbelnde Chaos der letzten zehn Minuten in seinem Kopf zum Stillstand. Er begriff die Logik.
    »Mike, ich ruf zurück.«
    »Warte, du…«
    Er hatte die Verbindung schon getrennt, starrte volle dreißig Sekunden lang auf das Datadown, während der plötzliche Druck in seinen Eingeweiden sich legte. Das muss es sein, wusste er. Muss, verdammt. Die Erkenntnis verursachte ihm Übelkeit.
    Er klingelte wieder bei Lopez an, bekam das Besetztzeichen und feuerte ein Abschaltsignal durch die Leitung. Es gab ein kurzes elektronisches Scharmützel, als Shorns Störungssoftware in das Panama-City-Netz eindrang, dann war plötzlich Lopez zu hören, der in erregtem Spanisch auf jemanden einteufelte.
    »… de puta, me tienen media hora esperando… «
    »Joaquin, hören Sie.«
    »Chris? Como has podido… « Der Amerika-Vertreter unterbrach sich, passte seine Sprache der veränderten Gesprächssituation an. »Hören Sie, Chris, was für ein Scheißspiel treibt ihr da drüben?«
    »Ich weiß nicht, Joaquin, ich weiß es nicht. Diese Scheiße ist gerade eben erst über mir zusammengeschlagen, und ich weiß noch nicht, was es ist. Reden Sie, Mann. Ich bin hier praktisch blind. Sagen Sie mir, was vorgeht.«
    »Was hier vorgeht«, sagte Lopez, die Wut aus jeder Silbe schäumend, »ist, dass Sie mich verkauft haben, genau wie Ihr beschissener Amigo Bryant. Herausforderung in der Arena, Chris. Falls Ihnen das was sagt. Bin gerade benachrichtigt worden, von Shorn abgesegnete Ausschreibung. Ich muss gegen einen Favela-Killer antreten, der sich für eine Gebührenkürzung von einem halben Prozent anbietet. Er ist zwanzig Jahre alt, Chris. Dringlichkeitsherausforderung, Zweiwochenfrist. Von Shorn abgesegnet, Mann.«
    »Okay, hören Sie.« Chris spürte, wie die Klarheit der Straßenkampfsituation einsetzte, die wie aus der Zeit gefallenen eisigen Sekunden der Adrenalininjektion. »Joaquin, hören Sie mir genau zu. Das kommt nicht von mir. Diese Herausforderung, die ist nicht von mir autorisiert. Ich werde das für Sie regeln, die Sache wird abgeblasen, das verspreche ich Ihnen. Sie werden nicht kämpfen müssen. Inzwischen…«
    »Ja, das sagen Sie. Sie haben auch gesagt…«
    »Joaquin, hören Sie mir verdammt noch mal zu. Ich habe Sie heil aus Bogota rausgeholt, oder? Ich hab Ihnen gesagt, dass ich mich um meine Leute kümmere. Also, ich hab nicht viel Zeit. Sie müssen sich mit Barranco in Verbindung setzen.«
    »Ich soll noch für Sie arbeiten, während…«
    »Sie sollen mir zuhören, verdammt noch mal.« Was immer in seiner Stimme zu hören war, es drang offenbar durch. Lopez war still. »Hier geht’s jetzt um Leben und Tod, Joaquin. Nehmen Sie Kontakt mit Barranco auf, und sagen Sie ihm, dass er sich nächste Woche von dem Anlieferungsstrand fern halten soll. Sagen Sie ihm, die restlichen Waffen kommen nicht, und höchstwahrscheinlich wird ihn stattdessen eine Todesschwadron der Armee erwarten. Sagen Sie ihm, dass ich genauso unter Beschuss stehe wie er und dass ich ein bisschen Zeit brauche, die Sache zu klären. Er muss sich auf sicheren Boden zurückziehen und dort bleiben, bis er von mir hört. Haben Sie das verstanden?«
    »Yeah.« Lopez war plötzlich ganz ruhig, so als sei Chris’ Adrenalinstoß durch die Leitung gekrochen und habe ihn mit seiner zeitkrümmenden Kälte berührt. »Hab ich. Sie stehen also auch in der Arena, wie?«
    »Ja, sieht so aus.« Chris kam es selbst so vor, als würde in diesen seinen Worten etwas Endgültiges mitschwingen. »Ich melde mich wieder bei Ihnen, sobald ich kann.«
    »Chris.«
    Er hielt die Verbindungstrennung zurück. »Ja. Bin noch da.«
    »Chris, hören Sie. Wenn Sie in die Arena gehen, stechen Sie von unten zu. Von unten nach oben, da sieht man es nicht kommen. Und wenn Sie wieder rausziehen, dann drehen Sie das Teil. Vervierfacht die Wunde. Verstanden?«
    Chris nickte abwesend. »Hab ich verstanden, Joaquin. Danke.«
    »He, ich werde für Sie beten, Mann.«
     
    Philip machte eine überraschend eindrucksvolle Figur in der Präsentation. Irgendwie verschwand die Weichheit des Mannes, wurde selbstbewusste Körpermasse und Resonanzboden für eine voll tönende Baritonstimme, die seinen Worten Langlebigkeit, weit über den Moment des Aussprechens hinaus, verlieh. Seine Argumente waren zwingend, jedenfalls zwingend entwickelt, aber noch wirkungsvoller war der Widerhall seiner Worte in den Köpfen der

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