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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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losgehen und Mikes Baseballschläger holen, darf ich vielleicht darauf hinweisen, dass wir uns hier gerade um ein gewaltfreies Modell bemühen.«
    Hier und da Gekicher, aber verhalten. Offiziell durfte niemand unterhalb der Partnerebene wissen, was wirklich mit Hernan Echevarria geschehen war. Nick Makin hatte sicherlich geredet, war Chris überzeugt, bestimmt hatte er dafür gesorgt, dass die Erzählung die Runde machte, aber es war unklar, wie weit man sich zu diesem unerwünschten Wissen bekennen konnte. Wieder einmal suchten die Blicke Jack Notley, um aus seiner Reaktion Verhaltensmaßregeln abzuleiten, doch die Gesichtszüge des Seniorpartners hätten aus blassem Granit bestehen können, so unbewegt waren sie.
    »Sie blödes Arschloch«, sagte Chris laut und deutlich, und die Stille, die folgte, war absolut. »Glauben Sie im Ernst, dass Vicente Barranco sich von einem nichtsnutzigen Kokskopf aufhalten lässt, der sich die Uniform seines alten Herrn angezogen hat? Glauben Sie, dass er einfach weggeht und nicht wiederkommt?«
    Er sah, dass Louise Hewitt im Begriff war, sich zu erheben. Sah, dass Jack Notley ihr eine Hand auf den Arm legte und fast unmerklich den Kopf schüttelte. Philip Hamilton hatte es auch mitbekommen, und sein Mund zog sich zu beinahe analen Proportionen zusammen.
    »Darf ich Sie daran erinnern, Mr. Faulkner, dass Sie mit einem Partner sprechen. Wenn Sie es weiterhin an dem gehörigen Respekt fehlen lassen, dann werde ich Sie aus dem Saal entfernen lassen. Haben Sie mich verstanden?«
    Chris’ Augen weiteten sich ein wenig, und ein unschönes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
    »Versuch es nur«, sagte er leise.
    »Chris.« Notleys Stimme knatterte durch den Raum. »Falls Sie irgendwas beizutragen haben, dann tun Sie es jetzt und setzen sich anschließend hin. Wir sind hier in einer Strategiesitzung, nicht bei der Royal Shakespeare Company.«
    Chris nickte. »In Ordnung.« Er blickte in die Runde. »Fürs Protokoll: Ich kenne Vicente Barranco und ich sage Ihnen, wenn Sie ihn auf diese Tour anscheißen wollen, dann wird er ins Hochland verschwinden wie früher schon, und die Entrechteten seines Landes werden ihm zu Tausenden folgen. Und dann eines Tages, vielleicht in fünf Jahren, vielleicht nächstes Jahr, wird er zurückkehren. Er wird wieder da sein, und er wird das tun, was wir ihn eigentlich schon jetzt tun lassen wollten, und wenn er dann in der Kammer des Parlaments in Bogota sitzt und Echevarria junior wegen diverser Verbrechen gegen die Menschheit vor einem Erschießungskommando steht, dann finden wir uns plötzlich auf der falschen Seite wieder. Er wird dann zu jemand anders gehen, vielleicht zu Nakamura, vielleicht zu den Deutschen, und wir sind die Gearschten, wir sind außen vor. Keine BIP-Prozente, keine Wirtschaftszonenlizenzen, kein Waffenhandel, keine zusätzlichen Versorgungsverträge, kein Rohstoffzugang, kein gar nichts. Wir werden dann lediglich einen Saal voller wütender Amerikaner haben und nichts, womit wir sie füttern können.«
    Weiteres Schweigen, umherschweifende Blicke, die nach Orientierung suchten, einem Hinweis darauf, wohin das alles führen mochte. Chris stieß sein Kinn in Hamiltons Richtung und setzte sich.
    Hamilton sah Notley an. Der Seniorpartner zuckte die Achseln. Hamilton räusperte sich.
    »Nun, Chris. Vielen Dank für diese, äh, akademischen Einsichten. Natürlich weiß ich es zu würdigen, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns Ihre Einschätzung zu einem Geschäftsvorgang mitzuteilen, an dem Sie gar nicht mehr mitarbeiten, aber lassen Sie mich nur dies sagen: Ich glaube doch, dass wir mit einem einzelnen verärgerten Marquista fertig werden können, und tatsächlich sind auch bereits Maßnahmen in Gang gesetzt…«
    Chris grinste totenschädelartig.
    »Er wird nicht da sein, Hamilton. Ich hab schon mit Lopez telefoniert und ihm gesagt, er soll Barranco vom Strand fern halten. Wenn die Cobain nicht kommt und dafür aber Juniors Ballertruppe auftaucht, dann werden sie entweder niemanden antreffen oder, noch besser, Barranco legt ihnen einen Hinterhalt und schlachtet sie ab. Und danach verflüchtigt er sich wie ein Scheißgespenst.«
    Der Saal explodierte, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte. In den Reihen der Manager brach ein wüster Tumult aus, die Hälfte war aufgesprungen, fuchtelte mit den Armen und rief durcheinander, wobei nicht alle, wie es schien, gänzlich gegen Chris eingenommen waren. Hamilton keifte über das

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