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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zuhörer. Chris blickte sich am Tisch um und sah nickende Köpfe, den von Mike Bryant eingeschlossen.
    »Auf diese Weise«, erklärte Hamilton temperamentvoll, »ersetzen wir die Ungewissheit des Wandels, die Gewissheit von Unruhen nach einer Landreform und das wahrscheinliche Haushaltsdefizit des klassischen revolutionären Regimes auf einen Schlag durch die Rückkehr zu dem profitablen Status quo, dessen wir uns zwanzig Jahre lang in der NAME erfreut haben. Unser weiteres Vorgehen, meine Damen und Herren, kann meines Erachtens nicht in Frage stehen, sondern wird uns vom gesunden Menschenverstand und von den Marktgesetzen diktiert. Ich danke Ihnen.«
    Höflicher Applaus erhob sich rund um den Tisch. Geraunte Kommentare. Hamilton neigte den Kopf und trat ein paar Schritte zurück. Louise Hewitt erhob sich.
    »Das dürfte wohl ziemlich klar sein, danke, Philip, aber falls es noch Fragen gibt, könnten wir sie vielleicht jetzt hören?«
    »Ja.« Jack Notley meldete sich, einen Finger erhoben, mit vollkommen überflüssiger Ehrerbietung. Sämtliche anwesenden Manager hielten augenblicklich den Mund und hefteten ihren Blick auf den ergrauten Seniorpartner. Louise Hewitt faltete sich auf ihren Stuhl zurück, und Philip Hamilton trat prompt an die Stelle, die sie ihm freigeräumt hatte. Es war, dachte Chris verbittert, so exakt choreographiert, dass es auch als Tanznummer in einem Saturday Night Special durchgehen konnte.
    »Ja, Jack.«
    »Die Amerikaner«, sagte Notley sehr gewichtig und erntete ein paar Lacher. Der exzentrische Nationalismus des Alten war in der Abteilung allgemein bekannt. »Von Mikes sorgfältigen Recherchen wissen wir, dass Echevarria junior ein, sagen wir, Faible für unsere transatlantischen Vettern hat, und unglücklicherweise sind diese ihm sehr viel näher als wir, sowohl geografisch als auch kulturell. Ich kann ohne weiteres nachvollziehen, Phil, dass Sie Calders RapCap als Vermittlungsinstanz einbeziehen, und Martin Meldreck, na ja, sein Glaube an den freien Markt kann sich mit dem von Ronald Reagan messen.« Wieder Gelächter, lauter diesmal. »Die Subunternehmen, die er hinzuzieht, werden also ausschließlich US-Firmen sein. So viel ist klar. Meine Frage ist: Wird das reichen? Wird es beispielsweise Conrad Rimshaw und Lloyd Paul fern halten? Oder die Saunders Group oder Gray Capital Solutions oder Moriarty Mills & Silver? Mit all diesen Herren, oder zumindest ihren Vertretern in Miami, hat Francisco Echevarria bereits mehr oder weniger vertrauten Umgang gepflegt. Können wir einigermaßen sicher sein, dass er sie nicht ins Spiel bringt, sobald irgendeine Haushaltsberatung nicht zu seiner Zufriedenheit verläuft?«
    Na, hört, hört!, durchschoss es Chris. Schön, dass wenigstens einer in diesem Haufen von Schleimern es gemerkt hat.
    Hamilton räusperte sich.
    »Eine berechtigte Sorge, Jack. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die von Ihnen genannten Firmen aus der New Yorker Ecke, mit Ausnahme der Saunders Group, harte, schnelle und hungrige Akteure sind. Sicher, wir müssen sie ernst nehmen und beachten. Aber der springende Punkt bei Calders ist der, dass sie das Vertrauen des US-Außenministeriums genießen. Da bestehen langjährige Verbindungen – im Falle von Senator Barlow sind es fünfzehn Jahre und bei einigen anderen nicht viel weniger. Und natürlich, genau wie Sie sagen, die Subunternehmen, die die Leute von Calders RapCap ins Spiel bringen, dürften ihr eigenes Lobbynetzwerk installiert haben. Wenn wir all diese Kräfte mit dem Einfluss koordinieren, den wir auf unser Außenministerium hier in London haben, sollten wir, da bin ich sicher, in der Lage sein, potenzielle Enterer abzuwehren.«
    Auch er bekam seinen Lacher. Er strahlte in die Runde.
    »Gibt’s sonst noch Fragen?«
    »Ja, ich hätte da eine Frage an Sie.« Chris erhob sich leicht zitternd. Er starrte Hamilton an. »Mich würde interessieren, warum, zum Teufel, Sie einen garantierten Regimewechsel mit einem Anführer, der hundertprozentige Gewähr gegen jegliches US-Engagement bietet, einfach in den Wind schießen und sich mit einem… beschissenen… Anteil zufrieden geben.«
    Um den Tisch herum zeigte man sich schockiert. Angehaltener Atem, Füßescharren, überlegenes Kopfschütteln. Der neben ihm sitzende Mike Bryant sah ungläubig zu ihm hoch.
    »Ah, Chris.« Hamilton lächelte kurz, so, wie ein Komiker dem Publikum zulächelt, weil der Stichwortgeber die Pointe noch nicht kapiert hat. »Also, bevor Sie

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