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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgreifen müssen und auf die Hintergrundinfo über Barranco und die anderen Aufständischen, die Sie für Hammett McColl gesammelt haben.« Sie entbot ihm ein schmallippiges Lächeln. »Da wir wieder dazu übergegangen sind, dem Regime dabei zu helfen, seine Gegner plattzumachen, wird alles, was Sie haben, von Nutzen sein.«
    »Dann sollten Sie vielleicht die Kommissionärsausscheidung gegen Lopez abblasen. Er kennt die Materie. Da haben Sie jede Menge Nutzen.«
    Sie musterte ihn wie ein Exemplar einer Spezies, die sie für ausgestorben gehalten hatte. »Bemerkenswert, Chris. Ihre Fähigkeit, Solidarität dort zu zeigen, wo es unangemessen ist, meine ich. Sehr bemerkenswert. Mir scheint jedoch, wir hätten uns auf der Sitzung alle darauf geeinigt, dass ein klarer Schnitt notwendig ist. Man kann ja nicht wissen, was für unpassende Loyalitäten Lopez selber noch mit sich herumschleppt. Vielleicht, äh, fühlt er sich Vicente Barranco ebenso stark verbunden wie Sie. Der Mann soll ja sehr inspirierend sein.«
    Nichts. Er wollte ihr die Genugtuung nicht gewähren.
    »Aber ich schweife ab«, sagte Hewitt geschmeidig. »Zusätzlich zu dem Datentransfer möchte ich, dass Sie eine formelle Erklärung vorbereiten, in der Sie sich für Ihr Verhalten heute Vormittag entschuldigen. Das soll dann in unser Intranet gestellt werden. In erster Linie geht es dabei natürlich um eine Entschuldigung für Ihren zonenmäßigen Ausbruch während Philips Briefing, aber darauf sollte es sich nicht beschränken. Es gibt noch andere Anlässe. Meiner Ansicht nach, und die teile ich mit unserem Seniorpartner, sollte sich die Entschuldigung außerdem auf das Versäumnis beziehen, Ihre Kollegen zu konsultieren, bevor Sie kundenrelevante Entscheidungen getroffen haben.«
    »Das hat Notley gesagt?«
    Wieder das dünne Lächeln. »Er steht nicht auf Ihrer Seite, Chris, was immer Sie glauben mögen. Täuschen Sie sich da nicht. Notley geht es ausschließlich um den Erfolg von Shorns Conflict-Investment-Abteilung, nebenbei allenfalls noch darum, ein bisschen den Union Jack zu schwenken, falls sich die Gelegenheit ergibt. Bezeichnen wir’s als Hobby. Aber das war’s, das ist alles, was ihn interessiert. Im Moment glaubt er noch, dass Sie eine notwendige Komponente für die Abteilung darstellen. Bisher konnte ich ihn noch nicht vom Gegenteil überzeugen, aber ich denke, dass er, nicht zuletzt dank Ihrer Hilfe heute, allmählich umzudenken beginnt. Ich habe Ihnen schon einmal prophezeit, dass Sie ihn enttäuschen werden, und ich denke, jetzt sind wir allmählich so weit.«
    »Das würde Sie glücklich machen, wie?«
    »Glücklich machen würde es mich, Chris, wenn ich Ihrer versengten und zerschmetterten Leiche das Firmenplastik wieder abnehmen könnte.« Sie zuckte die Achseln. »Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass ich die Gelegenheit dazu erhalten werde. Unsere Richtlinien erlauben keine Duelle zwischen Partnern und Angestellten. Aber ich denke, ich werde es erleben, dass Sie bei Shorn rausfliegen und in die Slumexistenz zurückgestoßen werden, die Ihnen so überaus angemessen ist. Ich hab’s Ihnen schon einmal gesagt, und es wird mit jedem Tag deutlicher: Sie gehören hier nicht her.«
    Seltsamerweise, oder auch nicht, brachte die letzte Bemerkung ihn zum Grinsen. »Tja, Sie sind nicht die Einzige, die dieser Ansicht ist, Louise.«
    Ein scharfer Blick traf ihn, aber Hewitt hakte nicht nach.
    »Notley und ich sind uns außerdem darüber einig, dass Sie die Entschuldigung nach Philips genauen Vorgaben formulieren sollten. Ein erster Entwurf bis heute Abend. Das ist die Mindestanforderung, wenn Sie die Absicht haben, in dieser Firma weiterzuarbeiten. Philip ist im Moment in einer Uplink-Konferenz mit Echevarria. Aber bis sechs wird er damit durch sein. Legen Sie es ihm dann zur Begutachtung vor. Wäre vielleicht angezeigt, bei der Gelegenheit gleich auch eine mündliche Entschuldigung hinzuzufügen.« Sie sah ihn an, grimmige Belustigung umspielte ihre Mundwinkel. »Eine persönliche Note, sozusagen. Ein bisschen Beziehungspflege.«
    Er ging ohne ein Wort. Louise Hewitt sah ihm nach, und als die Tür zuknallte, breitete das Lächeln sich über ihr ganzes Gesicht aus.
     
    Er benötigte die Dauer des Weges zu seinem Büro, um seine Entscheidung zu treffen. Zwei Treppen und einen Flur. Er sah niemanden. Er erreichte die Tür, auf der sein Name stand, stand zehn Sekunden lang sinnend vor dem Metallbeschlag, dann drehte er sich wieder um.
    Er

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