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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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der anderen Seite der Welt schrie Echevarria auf Spanisch. Chris kam auf die Füße, schritt auf Hamilton zu. Die Augen des Partners weiteten sich. Chris ließ einen Schwinger los, Hamilton duckte sich und wehrte, die andere Hand immer noch an der Kehle, mit einer ziemlich eingerosteten Boxbewegung ab. Es war nicht viel Kraft dahinter, und er richtete sich keuchend wieder auf. Ungeduldig wiederholte Chris den Schlag, ergriff Hamiltons Handgelenk mit einem Aikidogriff, den er kannte, brachte den Partner aus dem Gleichgewicht und zog ihn zu sich heran. Er schlug noch einmal zu, diesmal nach unten in den runden Bauch, und als Hamilton vornüberklappte, umklammerte er dessen Nacken und riss ihn herum.
    Die Wut des gesamten Tages lag dahinter.
    Das Genick brach.
    Chris hörte das gedämpfte Knacken, und als der Partner unter seinen Händen erschlaffte, strömte die ganze Wut aus ihm heraus. Er ließ los, und Hamilton fiel zu Boden. Er wandte sich zu Echevarria und dessen Anzug tragenden Assistenten um, die sich rings um ihn in das Hologramm drängten. Sie starrten ihn an wie verängstigte Kinder.
    Er räusperte sich. »Also…«
    Etwas Kaltes und Gezacktes schlug gegen ihn. Blinzelnd hob er einen Arm, um auf das silbrige Drahtgeflecht zu sehen, das aus dem Nichts gekommen war und sich um seine Seite wickelte. Er begann sich der Tür hinter ihm zuzuwenden, als das Betäubungsgewehrnetz Funken sprühte und einen Geruch wie von verbranntem Plastik verbreitete. Der Stoß schleuderte ihn heftig gegen den Tisch, an dem er sich mit aufgerissenen Augen noch für einen Moment festklammerte.
    In der offenen Tür stand Louise Hewitt, hielt die Betäubungspistole auf ihn gerichtet und beobachtete, wie er zusammenbrach.
    Das Letzte, was er sah, war ihr Lächeln.

 
VIERUNDVIERZIG
     
     
    Die Zelle maß ungefähr drei Meter im Quadrat und roch ganz schwach nach frischer Farbe, die in dicken pastellenen Schichten die Wände bedeckte. An einer dieser Wände stand ein bequemes Stahlrahmenbett, unter dem Fenster ein Schreibtisch mit drei Schubladen, und in einer der Ecken befand sich eine Nasszelle. Neben dieser hingen schlichte weiße Handtücher an einem beheizten Halter, und daneben war Platz, seine Sachen aufzuhängen oder sie in Regalkästen zu packen. Die Ausstattung war aus qualitativ gutem Holz und Metall, und das auf den Fluss hinausgehende Fenster besaß eine Glasscheibe, die ihre bruchsichere Qualität allein durch das winzige rote Dreieckslogo oben rechts in der Ecke verriet. Die Unterbringung war nicht schlechter als in einigen der Hotels, die Chris auf Dienstreisen kennen gelernt hatte, und auf jeden Fall war die Zelle in einem erheblich besseren Zustand als alle Wohnungen in Erik Nyquists Brundtland-Siedlung.
    Soweit er feststellen konnte, war er die einzige Person im ganzen Trakt.
    Ehrengast, dachte er zerstreut, als er sich am Ende des zweiten Tages schlafen legte. Exklusive Nutzung aller Einrichtungen.
    Die Wahrheit war die, dass die Konzernpolizei anscheinend nicht wusste, was sie mit ihm anstellen sollte. Sie hatten ihm bei der Einlieferung Telefon und Brieftasche abgenommen, aber was über die grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen hinausging, mussten sie sich offenbar je nach Bedarf erst ausdenken. Sie waren es nicht gewöhnt, Manager für schwerwiegendere Vergehen als Schlägereien unter Alkoholeinfluss oder gelegentlich auch Buchführungsunregelmäßigkeiten festzuhalten. Meistens ging ihr Dienst genau in die andere Richtung: Ermittlungen und Festnahme von Verdächtigen in Verbrechensfällen, bei denen die Opfer zur Konzernwelt gehörten, die Täter aber nicht. Wer aus letzterem Personenkreis den Gewahrsam lebend erreichte, der wurde im Schnellverfahren an die konventionelle Polizei überstellt, sodass das schmutzige Geschäft der staatlichen Strafverfolgung in Gang gesetzt werden konnte.
    In diesem Fall gehörte das Opfer der Konzernwelt an, der Täter aber auch.
    Heißt also was?
    Es ist Mord, sagten sie, aber was soll’s, legen diese Typen sich nicht sowieso praktisch Monat für Monat auf der Straße um?
    Das ist was anderes.
    Es war für alle sehr verwirrend. In dem entstandenen Vakuum genoss Chris einen Status irgendwo zwischen gefeiertem Star und gefährlichem Irren. Zumindest in erstere Rolle fand er sich ganz gut ein.
    Die Tage krochen dahin, so zäh wie das Downloaden von Riesendateien.
    Dreimal am Tag, zu festgelegten Zeiten, bekam er Essen in die Zelle geliefert, serviert auf einem Tablett von zwei

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