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Profit

Profit

Titel: Profit
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die Wand des Treppenaufgangs. Vor sich sah er Bryant aufspringen und dem anderen Räuber einen wuchtigen Tritt in den ungeschützten Magen geben. Der Jugendliche stöhnte auf, und Bryant trat noch einmal zu, diesmal gegen den Kopf.
    »Arschloch! Fass du noch mal mein Auto an, du mieses Stück Scheiße!«
    Chris legte ihm eine Hand auf die Schulter. Bryant wirbelte mit erhobener Faust herum, das Gesicht angespannt.
    »He, he.« Chris trat einen Schritt zurück, die Hände erhoben. »Ist alles vorbei, Mike. Komm. Es sind nur noch drei übrig. Sehen wir zu, dass wir zum Auto kommen.«
    Die wilde Wut schwand aus Bryants Gesicht.
    »Ja, gut. Packen wir’s.«
    Die Straße war ruhig. Sie sahen sich nach beiden Seiten um, dann schlüpften sie aus dem Haus und liefen, Bryant als Führer voran, in Richtung Falkland. In weniger als fünf Minuten hatten sie die Eckkneipe erreicht, und der BMW stand tadellos glänzend unter der Straßenlaterne, als wäre gar nichts passiert.
    Vorsichtig umkreisten sie das Fahrzeug. Nichts.
    Bryant holte seine Schlüssel hervor und drückte auf einen Knopf. Mit einem gedämpften Kreischen schaltete sich die Alarmanlage aus. Eben wollte er die Tür öffnen, da trat keine fünf Meter entfernt eine Frau mit rasiertem Kopf aus dem Schatten eines Hauseingangs, ein Stück Eisengeländer in ironischer Begrüßung schwenkend. Sie steckte ein paar Finger in den Mund und produzierte einen schrillen Pfiff. Ein weiterer Räuber, in ähnlicher Weise bewaffnet, trat aus einem anderen Eingang weiter unten und kam auf sie zugeeilt. Die Frau lächelte Bryant zu.
    »Dachte doch, dass ihr zurückkommen würdet. Also, möchtest du mir jetzt die Schlüssel zuwerfen?«
    Während ihr Blick auf Bryant gerichtet war, zog Chris seine leere Pistole und richtete sie auf die Frau.
    »Okay, das reicht«, bellte er. »Zurück!«
    Der andere Räuber machte einen Schritt nach vorn, Chris schwenkte die Pistole in seine Richtung und hoffte sehr, ihn damit zu beeindrucken.
    »Du auch. Tretet zurück, oder ihr seid tot. Michael, steig ein.«
    Bryant öffnete die Fahrertür. Chris war dabei, nach dem Türgriff auf der anderen Seite zu tasten, als die Frau den Mund aufmachte.
    »Ich glaube nicht, dass die Pistole geladen ist.«
    Sie trat einen Schritt vor, gefolgt von ihrem Kameraden. Chris fuchtelte mit der Nemex.
    »Zurück, hab ich gesagt!«
    »Ach was, du hättest uns schon längst erschossen. Du bluffst, Mister Menn-etsch.«
    Sie hob ihr Eisengeländer und kam noch einen Schritt näher, da erhob sich Mike Bryant aus seiner Seite des Wagens, die Nemex in der Hand.
    »Also, ich bluffe nicht«, sagte er unaufgeregt und schoss ihr dreimal in Brust und Bauch.
    Bumm, bumm, bumm.
    Das Krachen der Pistole in der stillen Straße. Das von den Häusern zurückgeworfene Echo.
    Chris sah und hörte alles in Bruchstücken.
    Die Frau, zwei Meter zurückgeschleudert, bevor sie fiel. Das Stück Eisengeländer, aus ihrer Hand fallend, klappernd und klirrend über die gewölbte Straße in den Rinnstein rollend.
    Der andere Räuber, die Hände beschwichtigend erhoben, zurückweichend.
    Mit unbewegtem Gesicht schoss Bryant ihm die nächsten drei Kugeln in den Leib.
    Bumm, bumm, bumm.
    Er torkelte und drehte sich wie eine Marionette, krachte gegen die Hauswand und rutschte, Blutklumpen hinterlassend, daran herunter.
    »Mike…«
    Das Geräusch von stampfenden Füßen.
    Das letzte Mitglied der Gang sprintete, von den Schüssen herbeigerufen, die Straße entlang auf die hingestreckten Körper zu. Die beiden Männer in den Anzügen schien er gar nicht wahrzunehmen. Ungläubig sank er neben der Frau auf die Knie.
    »Molly! Molly!«
    Chris sah zu Bryant hinüber. »Mike, lass uns…«
    Bryant machte eine abwehrende Geste mit der freien Hand und zielte mit der anderen.
    Bumm, BUMM.
    Ein Ruck fuhr durch den knienden Jungen, als hätte er einen Stromschlag erhalten, dann sank er langsam über der Frau zusammen. Blut floss über die Straße und sammelte sich dort, wo auch das Stück Eisengeländer lag.
    Das Echo rollte in die frühmorgendliche Dunkelheit hinein wie ein zögerlicher Beifall.
     
    Sie fuhren schweigend zum Kontrollpunkt zurück, Chris ganz von tauber Fassungslosigkeit umfangen. Der Wachmann ließ sie mit einem flüchtigen Blick passieren. Falls er den Kordit aus Mikes Pistole roch, ließ er es sich nicht anmerken. Bryant winkte ihm ein fröhliches »Gute Nacht« zu und beschleunigte den großen Wagen hinein in die hell erleuchteten Schluchten
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