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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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dieser Guatemala-Geschichte geht das so. Man muss ihm nur klar machen, wo die Befehle herkommen, dann springt er auch. Jessas, sieh dir das an.«
    Hoch über einem der Brunnen hing ein riesiges Shorn-Associates-Holo in der Luft, das eine hektisch geschnittene Bilderschleife vom Kambodscha-Konflikt abspielte. Fadenkreuzgrafiken tauchten auf und legten sich über ausgewählte Hardware, sobald diese im Bild erschien – Hubschrauber, Sturmgewehre, medizinische Ausrüstung; die Kamera zoomte drauf, logistische Daten scrollten neben jedem eingefangenen Artikel ab. Machart, technische Angaben, Kosten. Shorn-Beitrag und -Beteiligung.
    »Ist das etwa das BBC-Filmmaterial?«, fragte Bryant. Er hatte die PR vor ein paar Wochen an Chris übergeben.
    »Im Wesentlichen, ja. Wir haben es ihnen gleich in Phnom Penh abgekauft, sozusagen direkt aus dem Kasten. Für den Fall, dass irgendwas Unpassendes drauf ist. Bei diesem Syal kann man nie wissen, das ist ein echter Scheißkreuzzügler. Hat letztes Jahr einen Pilgrim-Preis gewonnen. Wie auch immer, die Frau von Imagicians meinte, sie würden einige der Nahaufnahmen selber erzeugen, die für die medizinische Ausrüstung zum Beispiel. Die können im Studio Lebensrettungsaction vom Feinsten drehen und es dann am Mischpult so passend machen, dass es aussieht, als wär’s wirklich vor Ort gewesen.« Chris nickte zum Holo hoch. »Sieht doch gut aus, oder?«
    »Ja, nicht zu schäbig. Und hat Syal Krach geschlagen, als sie ihm das Material weggenommen haben?«
    Chris zuckte die Achseln. »Ich glaube, er ist gar nicht groß gefragt worden. Wir haben dafür gesorgt, dass ein Programmproduzent bei der Übergabe mit dabei war. Übliche Sponsorship-Bedingungen. Und das, was wir ihnen zurückgegeben haben, hatte genug Schlachtszenen mit dabei, dass es als knallharter Realismus rüberkommt. Du weißt schon, brennende Leichen und so Zeugs.«
    »Natürlich keine Frauen und Kinder.«
    »Aber wo. Ich hab’s selber auf dem Uplink laufen lassen. Ist absolut sauber.«
    In dem Holo tauchte jetzt ein kambodschanischer Guerillaführer mit müdem Gesicht auf. Er begann auf Khmer zu schwadronieren. Untertitel erschienen in roten Buchstaben. Es ist ein harter Kampf, aber dank der Hilfe unseres Partnerunternehmens ist uns der Sieg so sicher wie…
    »Sagt er diese Sachen wirklich?«, fragte Bryant neugierig.
    »Denke schon.« Chris sah einer üppigen blonden Frau nach, die gerade durch die Halle ging. »Die bekommen wohl Stichworttafeln zum Ablesen oder so was. Weißt du, manchmal glaub ich, ich könnte mich hier einfach eine halbe Stunde unter den Unterschall stellen und mir glatt den Kaffee sparen.«
    Bryant war Chris’ Blick gefolgt. »Das da ist kein Unterschall.«
    »Ach komm, Mike.«
    »Schon gut, aber da fällt mir ein: Willst du morgen Abend mit auf eine Party?«
    »Party in den Zonen?« Chris und Mike waren seit dem Falkland-Desaster ein paarmal wieder in der Sperrzone gewesen, wenn auch nicht in dem betreffenden Pub und auch niemals so intensiv wie in jener Nacht. Chris bestritt diese Besuche anfangs mit Unbehagen, aber Mike Bryants lässige Vertrautheit mit den Zonen und ihrem Nachtleben überzeugte ihn nach und nach. Er begriff, dass es einen Trick gab, die Sache anzugehen, den Bryant voll beherrschte. Man stellte seinen Elitestatus nicht zur Schau, versuchte aber auch nicht, ihn zu verbergen. Man gab sich so, wie man war, und verzichtete darauf, um Sympathie zu werben. So wurde einem in den meisten Fällen immerhin mit zurückhaltendem Respekt begegnet. Mit der Zeit mochte dieser Respekt sich zu etwas anderem entwickeln, aber man erwartete es nicht. Und man brauchte es auch nicht, um seinen Spaß zu haben.
    »Warum sollte es in den Zonen sein?«, fragte Bryant unschuldig.
    »Ach, ich weiß nicht.« Sie durchquerten die Panzerglastüren und traten auf die Straße. Die Sonne fiel ihnen warm ins Gesicht. »Weil es das die letzten drei Male auch war?«
    »Bullenscheiße. Was ist mit Julie Pinions Fete?«
    »Okay, dann eben die letzten beiden Male. Und genau genommen ist es da bei Julie auch nicht so viel anders.«
    »Oh, sie wird begeistert sein, das zu hören, bei dem Preis, den sie für das Doppelgeschoss bezahlt hat. Das ist Sanierungsgebiet, Chris, ganz stark im Kommen.«
    »Ah, ja klar. Hatte ich vergessen.«
    Sie drängten ins Louie Louie’s und nickten vertrauten Gesichtern in der Schlange zu. Chris’ Ruhm war so weit abgeebbt, dass er von seinen Kollegen dieser Tage nicht mehr als einen

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