Profit
der Treppe zum Bad, einmal über die freigeräumte Tanzfläche hinweg, wo sie sich ganz allein zum Junk-Salsa-Beat gewiegt hatte. Sie trug klassische ölfleckige Designer-Mao-Jeans, ein dunkelrotes T-Shirt und eine schwarze Seidenjacke. Ihre blonde Haarmähne war aufgetürmt und auf der einen Seite mit kunstvoller Achtlosigkeit festgesteckt, während sie ansonsten wieder abwärts über die Schulter fiel und die betreffende Gesichtsseite teilweise verdeckte. In alldem steckte eine tigerhafte Vitalität, bemerkte er jetzt, eine Lebhaftigkeit, neben der die Reize von Patricia und Konsorten arg nach Plastik und Spray rochen.
Soeben strich sie die Haare aus den Augen und grinste ihm zu.
Unversehens grinste er zurück. »Sie wissen, dass ich darauf nicht antworten kann, Liz.«
»Nur, weil Sie so gut informiert klangen.«
»Ich bin in vielerlei Hinsicht gut informiert. Lassen Sie uns über den Mars sprechen.«
Dies war das absolut angesagte Zitat der Saison aus der Dex und Seth-Serie, unsterblich gemacht in einer Reihe von Sketchen, in denen der schmeichlerische, feige TV-Interviewer Seth dem dynamischen und skrupellosen amerikanischen Spitzenmanager Dex gegenübersaß. Wann immer das Gespräch in politisch heikles Fahrwasser steuerte, begann Dex wütende amerikanische Laute von sich zu geben, die keine identifizierbaren Worte enthielten, worauf der Interviewer Seth jedes Mal zusammenzuckte und vorschlug: Lassen Sie uns über den Mars sprechen.
Sobald dieser Satz fiel, konnte man sicher sein, dass in ganz Europa Hunderttausende von Zuschauern vor ihren illegal empfangenden Bildschirmen lagen und sich lachend die Bäuche hielten. Abgesehen davon, dass sie in jeder Hinsicht von allen irdischen Angelegenheiten so weit entfernt waren, wie man sich nur vorstellen konnte, waren Nachrichten vom Mars bekanntermaßen entsetzlich langweilig. Nach fast zwei Jahrzehnten bemannter Forschungsflüge taten die wechselnden Wissenschaftlerteams nichts mehr, was irgendjemanden auch nur entfernt interessierte. Sicher, in hundert Jahren würden vielleicht Menschen dort oben leben können. Na toll. Unterdessen hätten wir hier noch ein paar rote Steine. Noch ein paar rote Steine war eine weitere große Nummer von Dex und Seth, bei der die beiden Komiker in Druckanzügen und albernen Gesichtsmasken steckten, in simulierter Schwerelosigkeit durch die Gegend hüpften und Texte zu Songs sangen, die von Junk-Salsa-Stars wie Javi Reyes oder Inez Zequina abgekupfert waren.
»Lassen Sie uns nicht über den Mars sprechen«, sagte Liz Linshaw entschieden, und die ganze Küche brach in Gelächter aus. Inmitten der Heiterkeit beugte sie sich über die kurze Distanz zu Chris herüber und bot ihm ihren Joint an.
Ihre Augen, registrierte er plötzlich, waren graugrün.
Der Dealer schnupperte mit professionellem Interesse. »Ist das der neue marokkanische Stoff?«, wollte er wissen. »Hammersmith Hammer?«
Liz hatte einen kurzen Blick für ihn übrig. »Nein. Thai direkt.«
»Jemand, den ich kenne?«
»Möchte ich ernsthaft bezweifeln.«
Chris sog es ein, hustete ein wenig. Ließ es fast sofort wieder aus dem Hals. Er war kein großer Fan von dem Zeug. Außer bei einigen Partys von Mel, wo er mit Carla gewesen war, hatte er seit Jahren nicht mehr gekifft.
Liz Linshaw beobachtete ihn.
»Sehr schön«, keuchte er und versuchte den Joint zurückzugeben. Sie wehrte ab und nutzte die Bewegung, sich noch näher zu ihm zu beugen. So nahe, dass ein paar von ihren Haarranken sein Gesicht streiften.
»Ich würde wirklich gern irgendwo mit Ihnen reden«, sagte sie.
»Nichts gegen einzuwenden.« Unversehens kroch ihm ein blödes Grinsen in die Mundwinkel, das er sich aber schleunigst verkniff. »Garten?«
»Wir sehen uns draußen.« Sie trat zurück, nickte James und dem Pulvermann beiläufig zu und ging aus der Küche, Chris mit dem Joint zurücklassend. In dem Blick, den Patricia ihr hinterherschickte, war genug Gift enthalten, um die gesamten städtischen Wasservorräte zu verseuchen.
»Wer ist diese Frau?«, fragte sie.
»Eine Bekannte«, sagte Chris und entfernte sich in Liz Linshaws Windschatten.
Entweder war Troys Garten größer, als er erwartet hatte, oder das thailändische Gras begann schon mächtig reinzuhauen. Es war inzwischen völlig dunkel, aber Troy war so umsichtig gewesen, ein halbes Dutzend Gartenfackeln bereitzustellen, die in Abständen in der langen Zunge des gepflegten Rasens steckten. Begrenzt wurde der Garten durch ein
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