Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
versuchte sich vom Sofa zu erheben, zu ihrem Mann zu gelangen. Chris hielt sie zurück. Bryant richtete sich auf.
    »Und ich werde dich auf einem Auge blenden. An alldem führt kein Weg vorbei, da gibt’s nichts zu diskutieren, das musst du dir klar machen. Du und deine Freunde, ihr habt euch das falsche schwarze Mädchen ausgesucht.«
    Dixon schoss aus dem Sessel, schreiend. Für einen kurzen Moment erwischte er Bryant mit den Fäusten. Dann erschütterte der dumpfe Knall der Nemex das Zimmer, und Dixon wälzte sich am Boden. Blut breitete sich im Schritt seiner Jeans aus. Das Geräusch, das jetzt aus seiner Kehle drang, klang nicht menschlich.
    Mike Bryant rappelte sich auf, aus dem Mund blutend. Er schöpfte Atem, zielte dann sehr sorgfältig auf Dixons linkes Knie und drückte ab. Der weiße Suprematist musste in Ohnmacht gefallen sein, denn das Geräusch brach ab. Bryant wischte sich den Mund ab und legte auf das andere Bein an. Inzwischen hatte Jazz es aufgegeben, gegen Chris anzukämpfen, und klammerte sich an ihn, als könne er sie vor dem Ertrinken retten. Ihre Tränen brannten an seinem Hals. Er hielt ihr die Ohren zu, als Mike den Abzug zum dritten Mal durchdrückte.
    In der anschließenden, korditgeschwängerten Stille beobachtete er, wie Bryant die Nemex wegsteckte, einen Stift mit Stahlgehäuse hervorholte, sich zu Dixons Kopf hinunterbeugte, ein Augenlid zurückschob und mit Wucht in das Auge stach. Alles schien ganz langsam und ohne Laut vor sich zu gehen, und am Ende stellte er fest, dass sein Blick abgeschweift war und sich auf die eleganten Linien der Entertainmentanlage gerichtet hatte.
    »Chris.« Bryant hatte sich über ihn gebeugt.
    »Was? Oh, ja.«
    Sie mussten sich gemeinsam abmühen, um Chris aus Jazz’ Umklammerung zu befreien. Als sie sie endlich weggezerrt hatten, hockte Bryant sich vor sie hin und fasste ihr Kinn mit einer Hand. In der anderen hielt er ein gefaltetes Bündel Geldscheine.
    »Okay, jetzt hör mir zu. Dieses Geld ist für dich. Hier. Hier, nimm es. Nimm es doch, um Himmels willen.« Er musste ihr schließlich die Hand aufbiegen und die Finger um das Geld schließen. »Wenn du willst, dass er überlebt, solltest du schnell Hilfe rufen. Mir ist es egal, ob er lebt oder stirbt, aber wenn er am Leben bleibt, dann sag ihm Folgendes: Falls er, oder sonst irgendjemand hier, noch mal eine Person mit dem Namen Morris oder Kidd anrührt, dann komm ich noch mal wieder, dann nehme ich mir das andere Auge vor, und ich töte euren Sohn.«
    Ihr gesamter Körper zuckte. Bryant nahm ihre Hand und drückte noch einmal das Geld hinein.
    »Also sag ihm das und sorg dafür, dass er begreift, wie ernst es mir damit ist. Ich möchte nicht noch mal herkommen, Jazz. Ich möchte nicht so was machen. Aber ich werde es tun, falls dein rassistischer Knallkopf von einem Ehemann und seine Freunde mich dazu zwingen.«
     
    Zurück im Auto, legte Bryant beide Hände auf die Mitte des Lenkrads und drückte seinen Körper in den gepolsterten Sitz. Er entleerte seine Lunge mit einem einzelnen, langen und heftigen Atemstoß. Danach starrte er einfach nur auf die Windschutzscheibe. Er schien auf etwas zu warten. In einigen der Häuser war Licht, aber entweder hatte niemand die Schüsse gehört, oder es war niemand daran interessiert, herauszufinden, was sie bedeuteten.
    »Hast du das ernst gemeint?«, fragte Chris.
    »Das mit dem Auge?« Bryant nickte vor sich hin. Seine Stimme war kaum mehr als ein Murmeln. »O ja. Solche Leute müssen etwas zu verlieren haben. Anders kann man sie nicht unter Druck setzen.«
    »Nein, sein Sohn. Hast du das mit seinem Sohn ernst gemeint?«
    Mike sah ihn empört an. »Meine Güte, natürlich nicht. Verdammt, Chris, für was hältst du mich?«
    Er schwieg. Bald kam ganz schwach das Heulen einer Sirene durch die Nacht geweht. Bryant sah auf seine Uhr. Er grunzte.
    »Das ging ja schnell. Sie muss einen teuren gerufen haben.«
    Er ließ den Motor an. Die Scheinwerfer des BMWs gruben sich durch die Düsternis der schlecht beleuchteten Straße.
    »Sehen wir, dass wir hier wegkommen, hm? Wir haben noch einiges zu tun.«
     
    Sie brauchten die ganze übrige Nacht, um die zwei anderen Männer zu finden. Beide waren jung, hatten keine Familie, und es war Freitagnacht in den Zonen. Troy Morris’ Informationen lieferten ihnen Ausgangspunkte, aber von da an war es harte Arbeit. Mike fuhr, Chris hielt Ausschau nach Straßen und Hausnummern, entzifferte Namen auf trostlosen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher