Programmierung ausgeschlossen
gefährlich war. Man begann an den Rechnungen zu zweifeln, die besagten, daß unsere Überlebenschance zwischen zehn und zwanzig Prozent lag. Man sprach aufeinander ein und versuchte sich gegenseitig zu überzeugen, daß das gefürchtete Selbstmordunternehmen wohl eher ein abenteuerlicher Spaziergang werden würde. Ich ließ die Leute gewähren. Ich wußte, daß uns noch Schweres bevorstand, bevor wir unserem Ziel überhaupt nahe kamen. Sie wußten es auch, aber nach der Art kleiner Kinder, die sich vor dem schwarzen Mann erst fürchten, wenn sie schon an der Kellertür stehen, sahen sie darüber hinweg.
Ich war gerade dabei, ein viertes oder fünftes Mal herumzuhorchen, als ich plötzlich einen kräftigen Impuls empfing, der Panik ausdrückte. Ich horchte auf. Das war Dr. Snofers Mentalstimme! Was hatte er? War der Augenblick schon gekommen, in dem wir zum zweiten Mal unserer Angst Herr werden mußten?
Ein kleiner Bildschirm leuchtete auf. Snofers Gesicht erschien, schweißbedeckt und vor Angst verzerrt.
»Etwas geht vor, Sir!« stieß er keuchend hervor. »Die Anzeigen sehen plötzlich anders aus als bisher. Alles spielt verrückt. Geräte sind plötzlich zum Leben erwacht, die bislang keinen Mucks von sich gegeben haben!«
Er war völlig außer sich.
»Sie wissen, worauf wir alle warten«, antwortete ich. »Dieses Raumschiff kann eine Entfernung von vierundzwanzigtausend Lichtjahren nicht zurücklegen, indem es sich im relativistischen Flug durch unser vierdimensionales Kontinuum bewegt, nicht wahr? Das würde bedeuten, daß bei unserer Rückkehr zur Erde dort annähernd achtundvierzigtausend Jahre vergangen sein würden. Die Marsianer beherrschten ohne Zweifel den überlichtschnellen Flug durch den – na, sagen wir – Hyperraum. Könnten die Anzeigen etwas damit zu tun haben, daß die BAPURA sich vorbereitet, in den Hyperraum vorzustoßen?«
Er raufte sich die Haare. Er war verzweifelt.
»Ich weiß es nicht, Sir!« jammerte er. »Ich kann diese verdammten Leuchtanzeigen nicht deuten. Es gibt hier unten ein paar stationäre Roboter. Sie verstehen und sprechen Englisch. Ich habe sie gefragt, aber alles, was sie antworten, ist: ›Eine Beantwortung Ihrer Frage ist unmöglich, da sie auf falschen Voraussetzungen beruht‹.«
Ich traf einen raschen Entschluß. Snofer war nahe daran, seelisch zu zerbrechen. Er brauchte Gesellschaft, die ihm Mut zureden konnte.
»Ich schicke Ihnen Aich und Scheuning«, sagte ich. »Inzwischen schließen Sie die Augen und sehen sich die Anzeigen nicht mehr an. Das ist ein Befehl!«
Ich schaltete ab. Wenige Augenblick später gellte meine Stimme über den Rundsprech durch sämtliche Räume, Gänge und Decks des riesigen Schiffes:
»Die Herren Aich und Scheuning begeben sich bitte zu Captain Snofers Unterstützung in die Triebwerkszentrale!«
Ich wiederholte den Ruf zweimal, dann lehnte ich mich in meinen Sessel zurück und harrte der Dinge, die nun geschehen sollten. Ein kurzer mentaler Rundblick genügte mir, mich zu überzeugen, daß seit meinem Aufruf die Spannung an Bord wieder gestiegen war.
Etwa zehn Minuten später meldete sich Scheuning. Er war ein älterer Mann, das physikalische As der Erde und keineswegs der Typ, der sich in der Ecke verkroch, um nur seinen Studien nachzuhängen. Damals, als wir die BAPURA zum erstenmal starteten, um den anfliegenden Hypnos entgegenzugehen, war er als Sprecher der wissenschaftlichen Gemeinde aufgetreten, die meine Taktik bemängelte.
Er wirkte ruhig und überlegen wie immer.
»Wir sind unserer Sache alles andere als sicher«, erklärte er, »aber Ihre Vermutung ist wahrscheinlich richtig. Die BAPURA schickt
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