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Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ma­schi­nen ge­wichts­los in der Luft um­her­ge­schwebt. Die Ka­ta­stro­phe war al­so nicht all­um­fas­send ge­we­sen. Ver­schie­de­ne Din­ge hat­ten sie über­stan­den. Die­se Er­kennt­nis gab mir neu­en Mut. Ich kam auf ein­mal zü­gi­ger vor­wärts und muß­te nach mei­ner Schät­zung dem Haupt­schott ziem­lich na­he sein, da traf mich un­er­war­tet und mit ele­men­ta­rer Wucht der we­nig ge­sell­schafts­fä­hi­ge Aus­fluß ei­nes wei­te­ren te­le­pa­thisch be­gab­ten Ge­hirns.
    »Ver­damm­ter Mist … man kann nicht ein­mal den Fin­ger rüh­ren, oh­ne daß es weh tut!«
    Über­rascht blieb ich ste­hen. Ein Ge­fühl un­sag­ba­rer Er­leich­te­rung quoll in mir auf und wärm­te mich. Han­ni­bal! Er hat­te das Un­glück eben­falls über­stan­den! Ich öff­ne­te mei­nen Men­tal­block und ließ ihn hö­ren:
    »Du soll­test erst mal pro­bie­ren, wie es sich an­fühlt, wenn man die Knie durch­drückt!«
    Einen Atem­zug lang war es im Men­ta­läther völ­lig still. Dann kam, ver­zagt, Ki­nys Fest­stel­lung:
    »Das kann ich nicht … die Knie durch­drücken. Die Ma­schi­ne …«
    Sie mein­te, ich hät­te zu ihr ge­spro­chen.
    »Ki­ny?« hör­te ich Han­ni­bals zwei­feln­den Ruf. »Bist du das?«
    »Ja, ich bin hier …«, er­klang die Ant­wort.
    »Aber das mit den durch­ge­drück­ten Kni­en, das warst nicht du, wie? Zum Don­ner­wet­ter … Großer, bist du viel­leicht auch noch am Le­ben?«
    »Es scheint so«, ant­wor­te­te ich.
    »Hal­le­lu­jah!« rief der Klei­ne. »Dann kön­nen wir viel­leicht die­sen al­ten Kahn wie­der in Gang brin­gen und wei­ter­fah­ren!«
    Das war sein un­ver­wüst­li­cher Op­ti­mis­mus, von dem ich heu­te noch nicht weiß, ob er echt ist oder nur Ge­ha­be.
    »Lie­ber als das wä­re mir jetzt ei­ne Lam­pe«, sag­te ich. »Ki­ny liegt un­ter ei­ner um­ge­stürz­ten Ma­schi­ne be­gra­ben, und ich den­ke nicht, daß ihr viel da­mit ge­hol­fen ist, wenn wir zu­erst die BA­PU­RA wie­der in Gang brin­gen. Ganz ab­ge­se­hen da­von, daß ich kei­ne Ah­nung ha­be, wie du das an­fan­gen willst.«
    »Oh, das wuß­te ich nicht«, rief er be­stürzt, »ich mei­ne, die Sa­che mit Ki­ny. Ei­ne Lam­pe? Ich ha­be ei­ne in mei­nem Ge­päck. Mein Quar­tier liegt höchs­tens drei­ßig Me­ter den Gang ent­lang. War­te, ich ho­le das Ding. Ich muß nur zu­erst … au, ver­dammt, das tut weh!«
    Die Un­ter­hal­tung spiel­te sich noch im­mer auf te­le­pa­thi­schem We­ge ab. Ich hat­te mei­nen Block weit ge­öff­net, und als Han­ni­bal nun schwieg, hör­te ich aus der Fer­ne das dump­fe Ru­mo­ren, frem­der un­ar­ti­ku­lier­ter Ge­dan­ken, die ers­ten Aus­strah­lun­gen ei­nes Be­wußt­seins, das im Be­griff ist, wie­der zu sich zu fin­den. Die Mann­schaft kam all­mäh­lich wie­der zu sich – oder das, ver­bes­ser te ich mich trau­rig, was von ihr üb­rig ge­blie­ben war.
    Plötz­lich spür­te ich ei­ne Be­we­gung in un­mit­tel­ba­rer Nä­he. Ein krat­zen­des Ge­räusch kam aus der Fins­ter­nis vor mir. Es wie­der­hol­te sich in rhyth­mi­schen Ab­stän­den, als wä­re da ei­ne Maus da­bei, einen Bal­ken an­zu­na­gen. Ich bück­te mich lang­sam, bis ich ge­nau wuß­te, wo­her das Ge­räusch kam. Dann schoß ich nach vor­ne – um den Preis ei­nes mus­kel­läh­men­den Schmer­zes, der mir das Rück­grat hin­auf­fuhr – und lan­de­te mit dem Ge­sicht zu­erst in ei­nem Hau­fen Schrott. Die Hän­de tra­fen auf­ein­an­der, oh­ne et­was ge­faßt zu ha­ben. In un­mit­tel­ba­rer Nä­he aber hör­te ich ein lei­ses Sur­ren, das sich rasch ent­fern­te, und ein mat­ter Luft­zug strich mir übers Ge­sicht.
    Da lag ich nun, noch halb be­nom­men von dem Sturz, und es dau­er­te ei­ne gan­ze Wei­le, bis mir die Er­leuch­tung kam. Es war ei­ner der mar­sia­ni­schen Ro­bo­ter ge­we­sen, der das Ge­räusch er­zeugt hat­te. Er war sei­ner Auf­ga­be nach­ge­gan­gen, und ich hat­te ihn da­bei ge­stört. Da der Be­fehl, Men­schen nicht in den Weg zu kom­men, in sei­nem po­sitro­ni­schen Ge­hirn hart ver­drah­tet war, hat­te er die Flucht er­grif­fen, als ich nach ihm zu fas­sen such­te.
    Die Ro­bo­ter al­so funk­tio­nie­ren auch noch! Der Him­mel moch­te wis­sen …

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