Programmierung ausgeschlossen
scharfer Kanten. Und … drücken Sie die Daumen!«
Ich wartete nicht, wie sie darauf reagieren würden. Ich drückte mich tief in meinen Sessel und prüfte den Halt der Gurte, die sich mir automatisch um den Leib geschoben hatten. Hannibal fand hinter einer der unbemannten Konsolen an der Rundwand Platz. Seit meinem letzten Befehl war knapp eine Minute vergangen. Mit bitterem Herzen dachte ich an die Männer und Frauen, die dort draußen verwirrt und verängstigt in den Gängen umherirrten und nach einem sicheren Versteck suchten. Ich durfte ihnen nicht mehr Zeit lassen. Die BAPURA mußte die Krümmungszone verlassen. Jede verlorene Sekunde mochte später dazu führen, daß wir die Erde nicht mehr fanden!
»Naru …!« rief ich.
Mein Mund war plötzlich trocken geworden, und meine Stimme klang krächzend.
»Ja, Sir?«
»Betätigen Sie den Leuchtschalter!«
»Aber, Sir …«
»Jetzt, sofort!« herrschte ich ihn an.
Ich werde den Ausdruck seines Gesichts nie vergessen. Er hat te Angst, und ich hatte ihn verletzt. Vorwurfsvoll sahen die großen Augen mich an. Die Lippen waren zusammengepreßt, und auf der hohen Stirn stand eine glitzernde Schweißschicht. Dann erlosch der Bildschirm.
Ich sah, wie Narus rechte Hand sich hob und nach kurzem Zögern auf den leuchtenden Schalter hinabsank. Ich sah, wie alle anderen jede seiner Bewegungen verfolgten und wie sie instinktiv Kopf und Schultern einzogen, als er den Schalter berührte.
Ein donnernder Knall dröhnte durch das riesige Raumschiff und ließ es bis in sein stählernes Herz hinein erzittern. Ich fühlte mich aus meinem Sessel hochgehoben und mit dem Leib gegen die Gurte gedrückt, die mich festhielten. Blechernes Geschepper war zu hören, als die armseligen terranischen Instrumente, die wir im Kommandostand aufgebaut hatten, aus ihren Halterungen gerissen wurden und gegen die Wand prallten. Ein zweiter Knall, diesmal noch schärfer als der erste, riß die BAPURA fast auseinander. Ich war tief in meinen Sessel gerutscht und blickte hinauf zu den Bildschirmen. Sie flackerten, die Beleuchtung flackerte, die Farbanzeigen flackerten. Das Raumschiff war in unheimlicher, schlingernder Bewegung. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich auf einem der Schirme das gewohnte Bild des Alls aufleuchten: glitzernde Sternenpunkte vor dem schwarzen Hintergrund des Nichts. Dann war es wieder verschwunden. Ich spürte, wie an meinem Sessel gezerrt wurde. Die Andruckabsorber funktionierten nicht mehr. Das Schiff hatte zu rotieren begonnen, und die Zentrifugalkraft wollte den Sessel aus den Halterungen reißen.
Ich hörte ängstliche Schreie und das berstende Krachen von Maschinen, die den wütenden Kräften der Zerstörung nicht mehr hatten standhalten können. Die Panik hinderte mich zu denken. Ich wußte nicht mehr, wo ich war, was mit mir geschah. Ich spürte nur noch, wie mein Sessel sich plötzlich vom Boden löste und quer durch die weite Halle des Kommandostands davonraste. Ich muß vor Furcht bewußtlos geworden sein, denn den Aufprall spürte ich nicht mehr.
8.
Der Rufer in der Nacht … wer ist der Rufer in der Nacht? Das war der erste, matte Gedankenimpuls, der durch mein gequältes Bewußtsein zuckte, als es allmählich zu erwachen begann. Der Schädel dröhnte, der Körper schmerzte, mir war zum Speien übel, und dennoch empfand ich wilden Triumph, als mir zum Bewußtsein kam, daß ich noch lebte. Ich atmete noch, wenn mir auch bei jedem Atemzug der Brustkorb zu platzen drohte. Ich konnte Schmerzen empfinden, also lebte ich noch.
Es war finster um mich herum, auch als ich die Augen öffnete. Eine Welle des Entsetzens rollte über den Triumph hinweg und löschte ihn aus. Hatte ich das Augenlicht
Weitere Kostenlose Bücher