Programmierung ausgeschlossen
Hannibals Traum von der Fortsetzung des Fluges würde vielleicht doch noch in Erfüllung gehen! Ich raffte mich behutsam wieder auf. Da hörte ich seitwärts aus der Dunkelheit ein Stöhnen. Hörten denn die Überraschungen in der verdammten Finsternis überhaupt nicht mehr auf? Ich wandte mich in die Richtung, aus der ich den Laut gehört hatte, und stieß schließlich mit den Spitzen meiner Stiefel in die schwere, nachgiebige Masse eines menschlichen Körpers.
»Hnngggh …?« machte es vor mir.
»Kommen Sie zu sich!« fuhr ich den Unbekannten an. »Wir brauchen alle Hände. Wer sind Sie?«
»Ich … ich weiß nicht«, ächzte es aus dem Dunkel. »Ich glaube … in meiner vorherigen Existenz … nannte man mich Jim Dogendal.«
»Dogendal, Mensch!« schrie ich begeistert. »Sie leben noch, und Ihr Glaube an die Seelenwanderung ist ebenfalls noch intakt!«
»Jawohl, Sir«, antwortete Dogendal mit einer Stimme, die andeutete, daß ihm das Sprechen Schmerzen bereitete. »Ich glaube gar, Sie sind General Konnat, wie?«
»Wie er leibt und lebt!« rief ich und beugte mich nieder, um Dogendal auf die Beine zu helfen.
In diesem Augenblick geschah das Wunder. Ich konnte es mir nur so erklären, daß die Marsroboter von der ersten Sekunde nach der Katastrophe an unermüdlich an der Arbeit gewesen sein mußten. Sie mußten nach dem Prinzip vorgegangen sein: das Wichtigste zuerst. Und es hatte sich zufällig so getroffen, daß, was nach Meinung des Autopiloten das Wichtigste war, auch für uns überragende Bedeutung hatte: das Licht.
Das Licht …! Plötzlich war es wieder da. In unglaublicher Grelle fuhr es von der Decke herab und mir in die Augen. Ich taumelte und kniff die Lider fest zusammen, denn der unerwartete Aufprall der Helligkeit erzeugte peinigenden Kopfschmerz. Ich ließ eine Minute verstreichen, bevor ich es wagte, zwischen nur halb geöffneten Lidern hindurchzublinzeln. Ich ließ dem geplagten Gesichtssinn Zeit, sich an die Lichtfülle zu gewöhnen. Aber als ich endlich so weit war, daß ich mich umblicken konnte, da bot sich mir ein Anblick, der mich wünschen ließ, ich hätte die Augen nie geöffnet oder das Licht wäre für immer ausgeblieben.
Der früher so wohlorganisierte Kommandostand der BAPURA war ein wüstes Trümmerfeld.
Wir fanden Kiny ohne sonderliche Mühe. Aber auf dem Weg hinab zu den unteren Decks wurde uns das Ausmaß der Verwüstung noch deutlicher. Die lebenswichtigen Funktionen der BAPURA waren noch vorhanden, aber sonst war sie ein Wrack. Es schien unvorstellbar, daß dieses Raumschiff jemals wieder in Gang gebracht werden könne.
Kinys Lage war nicht so ernst, wie wir zuerst geglaubt hatten. Die Maschine lag nicht mit vollem Gewicht auf ihr, sondern wurde halb und halb durch einen Träger gestützt, der unweit des Mädchens von der Decke herabgestürzt war. Den Träger als Hebel verwendend, wuchteten wir die Maschine in die Höhe und zogen Kiny darunter hervor. Sie war bleich und ihre Montur an vielen Stellen zerfetzt. Als sie endlich frei war, stürzten ihr die Tränen aus den Augen, und mit heftigem Schluchzen fiel sie Hannibal um den Hals. Wir brachten sie zurück in ihr Quartier und brachten sie dazu, daß sie sich zuerst einmal ausruhte. Sobald wir einen Arzt aufgetrieben hatten, versprachen wir ihr, würden wir ihn zu ihr schicken.
Dann machten wir uns an die traurige Aufgabe der Bestandsaufnahme. Wir, das waren Hannibal, Dogendal und ich. Rings um uns kam die Besatzung des Schiffes allmählich wieder zu sich. Wir kamen zunächst oberflächlich und später anhand detaillierter Informationen zu dem Schluß, daß das Schicksal mit den Menschen wesentlich gnädiger verfahren war als mit den Maschinen. Die Leute, denen wir
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