Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Programmierung ausgeschlossen

Programmierung ausgeschlossen

Titel: Programmierung ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
ver­lo­ren? Ich horch­te in die Fins­ter­nis und ver­nahm hun­dert­fäl­ti­ge, lei­se Ge­räusche: ein Krat­zen hier, ein Knis­tern dort, lei­ses Sum­men über mir.
    »Ist da je­mand?« schrie ich, plötz­lich von Pa­nik er­füllt.
    Und wie­der kam der Ruf, der mich ge­weckt hat­te, schwach, ver­zwei­felt, wie aus wei­ter Fer­ne:
    »Thor … Han­ni­bal … Hil­fe …!«
    Mo­ment – das war kein Ruf! Das war ein te­le­pa­thi­scher Im­puls! Au­gen­blick­lich leg­te sich mei­ne Angst. Au­ßer Han­ni­bal und mir war nur noch Ki­ny Ed­wards an Bord, die sich auf die­se Wei­se be­merk­bar zu ma­chen ver­stand. Sie war in Ge­fahr.
    »Ki­ny? Hier ist Thor! Wo steckst du?«
    Un­ter Te­le­pa­then gibt es kei­ne For­ma­li­tä­ten. In der Spra­che der Men­ta­lim­pul­se ist es un­mög­lich, zwi­schen ei­ner for­mel­len und ei­ner in­for­mel­len An­re­de zu un­ter­schei­den. Ich horch­te an­ge­strengt. Ki­ny war in Ge­fahr, wahr­schein­lich ver­letzt. Konn­te sie mich über­haupt emp­fan­gen?
    Au­gen­bli­cke spä­ter kam ih­re Ant­wort:
    »Thor … in ei­nem der un­te­ren Decks … Nä­he Trieb­werks­raum … ein Ge­rät ist um­ge­stürzt und hat mich un­ter sich be­gra­ben …«
    »Bleib bei Be­wußt­sein, Mäd­chen!« dräng­te ich sie. »Du mußt wach blei­ben, da­mit ich mich an dei­nen Im­pul­sen ori­en­tie­ren kann. Ich kom­me so rasch wie mög­lich, hörst du? Es wird schwer sein, denn ich kann nichts mehr se­hen. Aber ich fin­de dich, du kannst dich dar­auf ver­las­sen!«
    »Oh … Gott sei Dank!« lau­te­te ih­re nächs­te Ge­dan­ken­fol­ge. »Ich dach­te schon …«
    »Was dach­test du?«
    »Ich kann auch nichts se­hen … ich dach­te, ich sei blind!«
    Da fing ich an zu la­chen. Die Dun­kel­heit war so voll­kom­men, daß wir bei­de den­sel­ben Ge­dan­ken ge­habt hat­ten. In Wirk­lich­keit wa­ren wir nicht blind – die Be­leuch­tung der BA­PU­RA war aus­ge­fal­len. Ich ver­such­te mich auf­zu­rich­ten. Ne­ben mir be­weg­te sich et­was und stürz­te pol­ternd um. Ich be­tas­te­te es. Es war mein Ses­sel. Ich er­in­ner­te mich an den letz­ten schreck­li­chen Au­gen­blick, wie ich mit­samt dem los­ge­ris­se­nen Mö­bel­stück wie ein Ge­schoß durch die Luft gesaust war. Der Ses­sel muß­te sich mit mir ge­dreht ha­ben und zu­erst ge­gen die Wand ge­prallt sein. Da­durch war mein Le­ben ge­ret­tet wor­den.
    Ich stemm­te mich in die Hö­he. Um ein Haar hät­te ich mir zu­viel zu­ge­mu­tet. Der Schmerz, der in al­len zehn­tau­send Ner­ve­n­en­den des ge­mar­ter­ten Kör­pers zu sit­zen schi­en und bei der ge­rings­ten Be­we­gung in Wel­len dem Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen zu­floß, hät­te fast mein Be­wußt­sein von neu­em aus­ge­löscht. Ich muß­te vor­sich­ti­ger sein, wenn ich auf den Bei­nen blei­ben woll­te.
    Ich streck­te die Ar­me aus und tat be­hut­sam Schritt um Schritt, bis ich ge­gen ein Hin­der­nis stieß. Das muß­te die Wand des Kom­man­doraums sein, ent­we­der die run­de oder die ge­ra­de. Ich tas­te­te mich an ihr ent­lang. Das war ein müh­se­li­ges Un­ter­fan­gen, denn auf dem Bo­den la­gen Trüm­mer­stücke zer­stör­ter Ma­schi­nen und Ge­rä­te zer­streut, und man­che da­von wa­ren so groß, daß ich sie um­ge­hen und da­bei die Ori­en­tie­rungs­hil­fe der Wand ver­las­sen muß­te. Von Zeit zu Zeit muß­te ich an­hal­ten, um Luft zu ho­len. Der Brust­korb schmerz­te, als hät­te ich mir sämt­li­che Rip­pen ge­bro­chen. Ich konn­te nur flach at­men, was zur Fol­ge hat­te, daß der Kör­per nur man­gel­haft mit Sau­er­stoff be­lie­fert wur­de.
    Von Zeit zu Zeit un­ter­hielt ich mich mit Ki­ny Ed­wards. Ih­re Zu­ver­sicht war ge­stie­gen, seit­dem sie mit mir Ver­bin­dung auf­ge­nom­men hat­te. Sie sag­te, sie kön­ne das Ge­wicht der auf ihr ru­hen­den Ma­schi­ne noch ei­ne Zeit­lang er­tra­gen. Erst bei die­ser Un­ter­hal­tung fiel mir, der ich dar­an ge­wohnt war, den fes­ten Bo­den ei­nes Pla­ne­ten un­ter den Fü­ßen zu ha­ben, auf, daß of­fen­bar das künst­li­che Schwe­re­feld an Bord der BA­PU­RA nach wie vor funk­tio­nier­te, sonst wä­ren wir al­le mit­samt den aus ih­ren Hal­te­run­gen ge­ris­se­nen

Weitere Kostenlose Bücher