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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Wege leiten. Sie beginnen als Anwärterin, wie alle. Und wie alle müssen Sie eine kleine Aufnahmeprüfung absolvieren.« Sie sah das Blitzen seiner Zähne. Er lächelte.
    »Aufnahmeprüfung«, wiederholte sie. Auch das noch. Sie dachte an den Fragebogen, den sie für Fraulein Schultze hatte ausfüllen müssen und zuckte fatalistisch die Achseln. »Jetzt und hier?«
    Dellinger erhob sich schwungvoll und ging an seinen Schreibtisch. Er zog einige Bogen Papier aus der Schublade, schraubte einen altmodischen Füllfederhalter auf und begann sie auszufüllen. Die goldene Feder des Schreibgerätes blitzte im Lichtschein der Schreibtischlampe, und das schwarze Gehäuse schimmerte wie polierter Onyx.
    »Hier, bitte«, sagte der Direktor nach einer Weile und schob ihr die Papiere hin. »Unterschreiben Sie bitte jeweils unten rechts.« Er reichte ihr nach kurzem Zögern seinen Füller.
    Ash überflog den Vertrag, suchte das Kleingedruckte, fand es auf der Rückseite, murmelte: »Darf ich?« und hielt es unter die Schreibtischlampe. Es waren die üblichen Klauseln, die bei Geheimnisverrat, Befehlsverweigerung, Überziehen der Pausenzeiten und Fälschen der Spesenabrechnung mit sofortiger Annullierung drohten – zumindest beinahe. Ash grinste. Verträge glichen sich anscheinend in allen Welten.
    Sie hob den Kopf und sah Dellingers reglosen Blick auf sich gerichtet. »Bevor ich unterschreibe«, sagte sie langsam, »darf ich noch eine Frage stellen? Gibt es einen Weg zurück? In mein altes Leben?«
    Er legte die Hände zu einem Spitzdach zusammen und tippte mit den Fingerspitzen gegen seinen Mund. Seine Miene war undeutbar. »Möchten Sie denn zurück in Ihr altes Leben?«
    »Ja«, sagte Ash. »Ja, das möchte ich. Ich habe das Gefühl, dass mein Tod ein Irrtum war. Ich war noch nicht fertig. Es gab noch etwas zu erledigen.« Sie staunte über ihre eigenen Worte, die mit großer Überzeugung aus ihrem Inneren kamen, aus einem Teil ihres Wesens, der für sie selbst wie hinter einer Wand verborgen blieb.
    Dellinger schüttelte langsam den Kopf, aber es war keine Verneinung, sondern eher Verwunderung. »Sie sind etwas Besonderes, Fröken Fraxinus – Ashley. Das habe ich von Anfang an gemerkt. So jemanden wie Sie brauche ich in meinem PLAN.« Er lehnte sich vor und legte die Hände flach auf den Tisch. »Wir machen einen Deal: Sie helfen mir und ich helfe Ihnen. Wenn Sie mir bedingungslos folgen und die Aufgaben ausführen, die ich Ihnen auftrage, dann gebe ich Ihnen Ihr altes Leben zurück.«
    Ash hielt den Atem an. »Das können Sie?«
    Er nickte ohne jede Emotion. »Das liegt in meiner Macht. Ja.«
    Ash erwiderte seinen starren Blick. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen.
    Sie nahm den Vertrag und griff nach dem Schreibgerät, zuckte ein wenig zusammen, als sie ihren Namen in der breitlaufenden, großzügig geschwungenen Handschrift Dellingers las – in einem satten, blutroten Tintenton. »Perverse Farbe«, murmelte sie.
    »Ein ganz besonderer Saft«, erwiderte Dellinger. Sie sah auf und erwartete, dass er lächelte, aber sein Blick war von einem geradezu tödlichen Ernst. Ash lief es kalt den Rücken hinunter.
    Sie biss die Zähne zusammen und unterschrieb.
    »Danke«, sagte Dellinger und nahm ihr den Vertrag ab. »Das ist ihr Exemplar. Hier ist Ihr vorläufiger Passierschein. Er gilt nur für die Passage zwischen PLAN und Zentrale. Und jetzt zu Ihrer Prüfung.« Seine geschäftigen Bewegungen, mit denen er Schubladen geöffnet und geschlossen hatte, Papier von hier nach da geschoben, seinen Stift zugeschraubt und in die Jacke gesteckt hatte, hörten auf. Er saß da und sah sie still, beinahe lauernd an. Ash erwiderte den Blick und fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange. Dieser Dellinger war ihr unheimlich. Warum bemerkte sie das erst jetzt? Leise Zweifel beschlichen sie, ob ihre Entscheidung, diesen Vertrag zu unterschreiben, wirklich gut gewesen war.
    Er schien ihre Gedanken zu erahnen, denn ein Lächeln erhellte das Gesicht des Direktors. »Schauen Sie nicht so grimmig, Ashley«, sagte er. »Sie gehören jetzt probeweise zum PLAN. Aber wenn Ihnen der Dienst nicht behagen sollte, können Sie jederzeit zu mir kommen und ich zerreiße diesen Vertrag. Abgemacht?« Er beugte sich vor und streckte Ash die Hand hin. Sie schlug ein. Sein Händedruck war fest, warm und beruhigend.
    »Was muss ich tun?«, fragte sie wieder.
    Dellinger strich sich über das Kinn. Seine Lider zuckten, als wäre er nervös. »Jeder Anwärter

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