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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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herausgefordert, JHWH, den HErrn.« Er lachte, aber es lag keine Freude darin, nur Schmerz. »Das ist ein Fehler, den man nur einmal in seiner Existenz begeht, Anwärterin. Wir und die anderen, die auf unserer Seite waren, haben es teuer bezahlen müssen. Der HErr verträgt alles, aber keinen Widerspruch. Und er schätzt es ganz und gar nicht, wenn seine Offiziere eine eigene Meinung entwickeln, die sich mit der seinen nicht deckt.«
    Ash stand auf. »Mac. Ich weiß genug. Lass es gut sein, bitte.« Sie ging zu ihm, nahm ihm das Glas aus der Hand und legte ihre Hände auf seinen Nacken, begann, seine verkrampften Muskeln zu kneten. »Ich bin eine Idiotin. Kannst du mir vergeben?«
    Sie war seinem Gesicht noch nie so nah gewesen. Sein Atem roch nach dem scharfen Zeug, das er getrunken hatte, und seine Augen waren rot wie Feuer. Na gut, das waren sie immer.
    Er blinzelte langsam, als hätte sie ihn aus dem Schlaf, aus einem schlechten Traum geholt. Dann nickte er, atmete lang und bebend aus und ließ sich in den Stuhl zurücksinken. »Ich bin der Idiot, Ash. Nicht du.« Er schob sie behutsam von sich.
    »Komm, Mac«, sagte sie und versuchte, so unbeschwert wie möglich zu klingen. »Jetzt musst du dein Wort halten. Zeig mir schon das Unterhemd!«
    Er sah sie an, als hätte sie plötzlich angefangen, Weihnachtslieder zu singen. Dann hellte sich seine angespannte Miene auf. Er lachte kurz und trocken und zog das Hemd ohne große Umstände über den Kopf. Sein breiter Brustkasten wirkte in dem weißen Trägerhemd, das er darunter trug, noch ein Stück beeindruckender.
    »Respekt«, sagte Ash. »Du siehst aus wie ein Olympionike, dem ich mal in die Eier getreten habe.« Damagetos von Rhodos war das gewesen, ein Faust- und Ringkämpfer oder Pankriast, wie sie das damals genannt hatten. Der Kerl war zudringlich geworden und hatte mehrere ihrer Warnungen nicht beachtet, seine Finger gefälligst bei sich zu behalten. Hübscher Kerl ansonsten. Dunkelgelockt, feurige schwarze Augen … Ash schnappte nach Luft.
    »Was hast du?«, fragte Macnamara.
    »Vollkommen irre«, sagte Ash. »Ich muss betrunken sein. Ich habe unmögliche Erinnerungen, die absolut nicht meine eigenen sein können. Komplett verrückt.« Wahrscheinlich hatte sie den Vorfall aus der verschmolzenen Akte in Erinnerung behalten. Aber das Bild des Mannes war so deutlich … Sie begann zu frieren. Ein Kälteschauer schüttelte sie, bis ihre Zähne zu klappern begannen. Sie ballte die Fäuste und biss die Zähne fest zusammen.
    »He, was ist los?« Macnamara klang besorgt. Er schob sie auf die Liege und legte ihr die Decke um die Schultern. Dann hockte er sich neben sie und rieb ihre Hände, ihre Arme, ihre Schultern.
    »Verdammte Anfälle«, sagte Ash gereizt. »Ich weiß nicht, was das ist.«
    Er knurrte leise und schenkte ihr eine große Portion Met ein. »Trink aus«, befahl er.
    Das Glas klirrte gegen ihre Zähne. Ash zwang den Met hinunter. Die Erinnerungen, die nicht ihre eigenen sein konnten, begannen zu verblassen, und mit ihnen hörte das Zittern auf.
    »Besser«, sagte sie. »Danke.« Sie fühlte sich so erschöpft und ausgelaugt, als hätte jemand alle Kraft aus ihr entfernt und Watte und Blei dafür zurückgelassen.
    Macnamara füllte ihr Glas nach. »Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein.« Er grinste. »Na? Welcher von mir verehrte Filmschauspieler hat das gesagt?« Seine Augenbrauen hüpften bedeutungsvoll auf und ab.
    »Humphrey Bogart«, erwiderte Ash mit einem matten Lächeln.
    »Richtig.« Mac stand vor ihr und reckte sich. Seine Arme reichten ausgestreckt beinahe bis zur niedrigen Decke des Zimmers. Ash betrachtete seine breiten Schultern, die Muskeln, die deutlich definiert hervortraten, und schüttelte den Kopf. »Hast du mal Leistungsschwimmen betrieben?«
    Er ließ die Arme sinken. »Viel schlimmer. Leistungsfliegen.«
    Sie vergaß die Kälte in ihren Knochen. »Ich habe es immer noch nicht ganz begriffen«, sagte sie. »Du bist also gar kein Dämon, sondern ein Engel?«
    Macnamara sah sich um, als befürchte er neugierige Zuschauer. »Ich bin ein Dämon«, erwiderte er. »Heute zumindest bin ich das. Früher war ich ein Engel. Die Grenzen sind fließend, Ash. Wirst du noch feststellen, wenn du länger hier bist.« Er zuckte die Schultern.
    »Ich habe noch nie einen Engel …«, begann Ash, unterbrach sich und hustete. »… im Unterhemd gesehen.« Um ihre Verlegenheit zu überspielen, sagte sie: »Du kannst mir ja

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