Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
nicht gewachsen ist?«
    »Wenn du als Regent ...«, begann Ravi, aber sein Vater schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich bin der Pâdšâh. Ich wurde von der Generalversammlung bestätigt. Dein Großvater hat mich kurz vor seinem Tod adoptiert, um das möglich zu machen, es war also vollkommen in seinem Sinne. Du bist mein Nachfolger. Was willst du also von mir, Surya?«
    Ravi biss die Zähne aufeinander. »Jedenfalls hätte ich mir nicht gewünscht, dass du mich umbringen lässt, um mich aus dem Weg zu haben.«
    »Ich habe dich nicht ...«, brüllte Dellinger und schlug auf den Tisch. »Wie kannst du behaupten ... Du dummer Bengel!«
    Ash betrachtete ihn fasziniert. Sie hätte nicht gedacht, dass es etwas geben könnte, was Dellinger aus der Ruhe brachte, aber sein Sohn war offensichtlich jemand, der ihn zur Weißglut reizte.
    Die beiden waren aufgesprungen und standen sich jetzt gegenüber, knurrten sich an wie gereizte Hunde. Ash räusperte sich. »Darf ich vorschlagen, dass Sie diese Familienangelegenheit auf einen Zeitpunkt vertagen, an dem Sie unter sich sind?«, sagte sie mit honigsüßer Stimme zu Dellinger.
    Der wischte sich kurz und hart über das Gesicht und wandte sich ab. »Sie haben recht«, sagte er mit erstickter Stimme. »Surya, wir klären das später. Setz dich jetzt bitte hin und halt den Mund, ich habe mit Ashley etwas zu besprechen.«
    Ravi warf Ash einen Blick zu. Sie nickte und gab ihm Zeichen, zu tun, was sein Vater verlangte. Ravi warf sich in seinen Sessel und legte die Beine übereinander. Er senkte das Kinn auf die Brust und runzelte die Stirn.
    »Gut«, Dellinger atmete auf. »Ich brauche etwas zu trinken. Ash?«
    »Gerne«, sagte sie. »Falls mein derzeitiger Zustand es erlaubt, etwas zu mir zu nehmen.«
    Dellinger machte eine wegwerfende Handbewegung. »Justieren Sie ihre Matrix«, sagte er. »Sie ist zur hiesigen Realität um einen kleinen Winkel verschoben. Warten Sie.« Er beugte sich vor und berührte Ashs Stirn. Es folgte ein kurzer Moment der Desorientierung, das Zimmer verschwamm vor ihren Augen, wurde blendend hell, glich einem Schattenriss, dann schnappte etwas hörbar ein und sie fand sich erneut im Sessel sitzend, aber jetzt fühlte sie, dass ihre Materie zu der umgebenden Stofflichkeit perfekt passte. Die Dinge hatten den Lichtsaum verloren, die Luft schmeckte wieder wie echte Luft, sie hörte nicht mehr diese seltsamen Echos – alles Erscheinungen, die sie nicht bewusst wahrgenommen hatte, die aber stark zu dem Gefühl, zur falschen Zeit am falschen Platz zu sein, beigetragen hatten.
    Ash drückte versuchsweise ihre Hand gegen die Sessellehne, aber das Polster blieb federnd fest und ließ ihre Finger nicht hindurchgleiten. »Besser«, sagte sie aufatmend. »Was ist mit Ravi?«
    Der blickte auf und schüttelte energisch den Kopf. »Lass mich, wie ich bin«, sagte er. »Das gefällt mir besser. Ich bin tot, Mann. Ich will nicht so tun, als wäre ich es nicht.«
    »Wie du willst.« Der Direktor machte abrupt kehrt und wandte sich einem Servierwagen zu, auf dem ein Sortiment Flaschen und Gläser bereitstand. »Met?« Ash nickte und nahm das Glas in Empfang.
    Dellinger ließ sich mit seinem Glas in der Hand im Sessel nieder und blickte auf seine Armbanduhr. Dann stellte er das Glas ab und griff nach dem Hörer des größeren der beiden Telefone auf dem Tisch. Er wartete. Anscheinend war es von diesem Anschluss aus nicht nötig, eine Nummer zu wählen. Ash beobachtete Dellinger interessiert, während sie trank.
    »Ja«, sagte er. »Ich möchte, dass du Loki herschickst. Wenn er bei dir in der Nähe ... Ja? Gut. Danke.« Er legte auf. »Warten wir noch«, sagte er zu Ash. »Ich möchte nicht alles zweimal erklären müssen.« Sein Blick streifte Ravi, der finster brütend in seinem Sessel hockte. »Was mache ich mit dir?«
    »Ignorier mich«, empfahl der junge Engel bissig. »Das hast du doch sonst auch immer getan.«
    Dellinger fuhr auf, und Ash gab beruhigende Laute von sich.
    Die Tür öffnete sich und ein Bediensteter ließ Loki eintreten. Ash fühlte, wie ihr Lächeln erstarb. Sie musterte den Feuergott besorgt. Er trug seinen schwarzen Rollkragenpullover und eine derbe schwarze Hose und hatte die grobe Strickmütze übers Haar gezogen. Die Strähnen, die sich unter dem Mützenrand herauslockten, waren von einem fahlen Grauton. Loki sah abgekämpft aus, erschöpft, alt, sein Feuer erloschen. Als sie ihn verließ, war er so strahlend und jung gewesen, wie sie ihn schon lange nicht

Weitere Kostenlose Bücher