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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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mehr erlebt hatte. Was war ihm in der kurzen Zeit zugestoßen?
    Er nickte ihr zu. Dann grüßte er Dellinger und sah Ravi an. Seine Miene war schwer zu deuten, aber er schien sich unwohl zu fühlen. Er setzte sich neben Ash und nahm ihre Hand. Seine Finger waren so kalt wie die eines Reifriesen.
    Dellinger hatte erneut den Telefonhörer abgenommen und wartete ungeduldig auf die Verbindung. Ash beugte sich zu Loki. »Was ist geschehen?«, fragte sie leise.
    »Ich habe mich mit deinem Großvater gestritten«, erwiderte er.
    »Schon wieder?« Ash seufzte.
    »Er hat Gungnir noch.« Zweifel lag in seiner Stimme.
    »Das kann nicht sein. Afi hat ihn mir gegeben«, widersprach Ash flüsternd.
    »Ich habe den Speer mit eigenen Augen gesehen.«
    »Vor ein paar Minuten habe ich ihn noch Dellinger gezeigt.« Ash schüttelte den Kopf. »Du musst dich irren.«
    Er zuckte die Achseln. »Hattest du geplant, ihn hier zu treffen?« Eine kleine Kopfbewegung zu Dellinger, der jetzt gedämpft mit seinem Gesprächspartner am anderen Ende redete.
    »Pech«, flüsterte sie. »Ich wollte nur Ravi nach Hause bringen. Er ist Dellingers Sohn.«
    Die Neuigkeit schien Loki nicht sonderlich zu überraschen. Er nickte kurz.
    »Loki«, sprach Dellinger ihn an. Er hatte aufgelegt. »Du siehst schrecklich aus. Was treibst du nur?«
    »Ich verliere zu schnell meine Kräfte, wenn ich zwischen den Ebenen wechseln muss.« Loki lehnte schwer im Sessel. Seine Schultern sanken müde herab, sein Gesicht war schlaff. »Was erwartest du, Dellingr? Das Zeug, das du mir gegeben hast, ist nichts wert. Ich kann mich damit einen oder zwei Tage aufrechterhalten, aber dann darf ich mich nicht verausgaben. Du schickst mich pausenlos herum – dafür reicht meine Kraft nicht mehr.«
    »Hör auf zu winseln«, fuhr der Direktor ihn an. »So kann ich mit dir nichts anfangen. Wir haben einige Anstrengung vor uns, und ich brauche dich im Vollbesitz deiner Kräfte.« Er griff nach dem anderen Telefon auf seinem Tisch, drückte einen Knopf und sagte: »Mathilde. Bringen Sie mir bitte die graue Dose aus der Kühlung. Danke.«
    Ash bemerkte, dass Ravi Loki anstarrte. Dann glitt sein Blick zu Ash hinüber und er schüttelte den Kopf. Ash hob die Brauen und sah ihn warnend an.
    »Da wir uns nun außerplanmäßig hier getroffen haben, sehe ich keine Veranlassung, dieses Treffen nicht zu nutzen«, begann Dellinger. »Wir befinden uns in der Schlussphase unserer Unternehmung. Ravi Surya, ich möchte, dass du jetzt gut zuhörst, denn ich habe entschieden, dich mit ins Boot zu nehmen, da du nun einmal hier bist. Sieh es als eine großartige Chance an, dich zu bewähren.« Ravi nickte gleichmütig.
    Ash spürte, wie Loki ihre Hand drückte. Sie lächelte ihm aufmunternd zu, obwohl sein Anblick ihr ins Herz schnitt.
    »Loki, du hast mir Ash zu Recht empfohlen. Sie hat großartige Arbeit geleistet. Es würde hier zu weit führen, darüber ins Detail zu gehen, aber es ist ihr gelungen, ein für unser Unternehmen existenziell wichtiges Artefakt zu besorgen.«
    Loki drückte ihre Hand so fest, dass Ash an sich halten musste, sich nichts anmerken zu lassen. »Du hast dieses Artefakt mit eigenen Augen gesehen?«, fragte er.
    Dellinger sah ihn verblüfft an. »Wieso fragst du? Vertraust du deiner eigenen Empfehlung nicht?«
    Loki verzog das Gesicht. »Ich vertraue Ash blind«, erwiderte er. »Aber existenziell wichtige Artefakte haben meiner Erfahrung nach die unangenehme Eigenschaft, sich zu verflüchtigen, wenn man glaubt, man habe sie sicher. Deshalb meine Frage.«
    »Ich habe es gesehen.« Dellinger klang ungeduldig. »Halte uns nicht mit solchen Haarspaltereien auf, Loki. Darf ich fortfahren?«
    Das größere Telefon klingelte. Dellinger nahm ab, lauschte, runzelte die Stirn und begann gedämpft zu sprechen. Er wandte sich ab, ging zum Fenster hinüber, schob den Vorhang beiseite, schaute hinaus.
    Ash nutzte die Gelegenheit. Sie beugte sich zu Loki und flüsterte: »Lass mich dir ein bisschen Kraft geben.«
    Er winkte matt ab, aber sie zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn. Dabei war sie sich der Blicke bewusst, die Ravi ihnen zuwarf.
    Lokis Lippen waren so kalt wie seine Hände. Er glich einem Toten mehr als einem Lebenden, dachte sie. Aber unter ihrem Kuss kehrte Leben in seine Augen und in sein Gesicht zurück. Seine Lippen waren warm, als sie ihn losließ und streng musterte, und sein Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen. »Besser«, flüsterte er. »Danke.«
    »Sehr gut, junge

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