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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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quitt.«
    »Quitt«, erwidert Odin bitter. »Du sandtest Baldur ins ewige Zwielicht. Wie kannst du behaupten, wir seien quitt?«
    Loki setzt sich auf. »Baldurs Tod habe ich mutwillig herbeigeführt, ja. Doch ich habe dafür gebüßt, Odin. Und wenn Hjördis nicht für mich gebeten hätte, hinge ich heute noch dort auf den Felsen gebunden. Du hättest mich niemals freigelassen, rachsüchtiger Bruder!«
    Der Allvater reckt das Kinn. »Und ich weiß nicht, ob ich es nicht bereue, ihrer Bitte Gehör geschenkt zu haben. Du bist der Mörder meines Sohnes. Kein Feuer der Welt kann die Schuld abwaschen von deiner Hand.«
    Loki lacht auf, wild und zornig. »Baldur fehlt dir also in der Schar deiner Kinder, die dich freudig umringen? Wo sehe ich Thor, den Donnerer? Wo treibt sich Heimdall herum, der doch die schimmernde Brücke bewachen sollte? Wo sind Bragi, Widar und Wali, wo Hermodr und die goldhaarige Brynhildr? Und deine wilden Walküren, rufe sie, dass sie mich von deiner Schwelle verjagen.« Er atmet heftig.
    »Loki«, sagt Jörd begütigend. »Wälse. Ich bitte euch, streitet nicht mehr.«
    Odin sitzt mit verschränkten Armen, das Kinn auf die Brust gesenkt. Durch seine buschige Braue funkelt das Auge hell und zornig den Bruder an. »Du böser Spötter«, sagt er leise. »Ja, freue dich, weide dich an meinem Schmerz. Keins meiner Kinder sitzt hier mit mir am Feuer und erfreut mein Auge, wärmt mein Herz. Ich bin allein. Mein Stamm ist verdorrt, mein Leib trägt keine Frucht. Die Sippe der Asen ging von dieser Welt, ohne mehr zu hinterlassen als die vielbeinige Brut deiner Missgeburten. Oh, welch ein Erbe eines stolzen Geschlechtes!«
    Loki erblasst und schlägt den Blick nieder. »Du weißt, an welcher Stelle du mich treffen musst«, flüstert er. »Wie ich dich beneidet habe um deine schönen, starken, fröhlichen Kinder! Ich, der ich nichts als Höllengeschöpfe aus mir entsprießen sah. Ja, du hast recht, mein Bruder. Ich neidete dir dein Glück.«
    Die beiden ungleichen Brüder schweigen und meiden ihren Blick. Jörd, die Wala, atmet tief und kommt zu ihnen, setzt sich in ihre Mitte, nimmt Odins Hand in die Linke, Lokis in die rechte. »Schließt endlich Frieden«, sagt sie. »Miteinander. Mit euch selbst. Ihr zerfleischt euch um alter Geschichten willen. Das alles ist Staub und Asche. Odins Kinder sind ins Zwielicht gegangen und von deinen Abkömmlingen leben allein noch Fenrir und dein Enkelsohn Garm. Die Midgardschlange?«
    Loki schüttelt verneinend den Kopf. Seufzt tief. »Ein Wolf und ein bösartiger Hund«, sagt er leise. »Du bist glücklich, Odin. Du hast Hjördis, um dein Alter zu wärmen.«
    Der Allvater schließt schmerzlich das Auge. »Sie wurde mir genommen«, sagt er. »Was ich hier sah, war nur ein Abbild, ein Trug, ein Gespinst aus Licht und Zauber.«
    Loki horcht auf. »Du hast ihr Gungnir gegeben«, wendet er ein. »Wie könnte ein Zauberbild den mächtigen Speer von hier forttragen?«
    Odin schüttelt den Kopf und weist in den Winkel, wo Gungnir angelehnt steht. Lokis Blick ist ungläubig. »Wie kann das sein?«, murmelt er. »Sie war so sicher, dass sie Gungnir von dir bekommen hat. Was ist das für ein Zauber, der sie derart narrte?«
    »Du hast sie also auch gesehen«, sagt die Wala. »Ich glaube nicht, dass sie ein Trugbild war. Aber sie war nicht vollständig hier bei uns. Ein Teil von ihr weilte an einem anderen Ort.«
    »Ich hielt sie im Arm«, sagt Loki heftig. »Keinem Trugbild wäre es gelungen, mich zu täuschen.«
    Odin wirft ihm einen scharfen Blick zu. Er stützt den Kopf in die Hand, schweigt, sieht ins Feuer.
    Loki schweigt auch, streckt die Beine aus, grübelt. Er runzelt die Stirn, schüttelt den Kopf. »War alles umsonst?«, hört die Wala ihn flüstern.
    Die Wala sieht Dunkelheit heranziehen, von Feuer und Blitzen erhellt, von Schreien erfüllt. Sie atmet schneller. »Wie starb sie?«, fragt sie keuchend. »Wie starb unsere Enkelin, Hjördis, die Tochter meiner Tochter Brynhildr?«
    Loki fährt zusammen. Er stammelt, überrascht, einen Augenblick lang unbewehrt. »Ich …«, sagt er. »Es war nicht so geplant … Ich habe sie nicht erkannt.«
    Die Worte reißen Odin hoch, er steht vor Loki und legt seine Hände um dessen Kehle. »Du!«, sagt er drohend, voll ungläubigem Zorn. »Du warst es? Du warst es, der diese Höllenmaschine zu Fall brachte?«
    Loki zappelt in seinem Griff, greift hilflos nach den Händen, die ihn erwürgen, die danach trachten, sein Genick zu brechen

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