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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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untersuchen.
    »Dieser verdammte Leichenfledderer«, hörte sie Ravi ausrufen. »Warum legt ihm denn keiner das Handwerk?«
    Luzifer stand mit einer fließenden Bewegung auf. Er hielt Macnamaras Trenchcoat in der Hand und drehte sich um die eigene Achse, wobei es ihn nicht zu kümmern schien, dass immer noch auf ihn geschossen wurde. Sein Gesichtsausdruck war nachdenklich und ein wenig ärgerlich. Er zuckte die Achseln, zog den blutbefleckten, zerfetzten Mantel an und wuchs im nächsten Atemzug wieder zu gigantischer Größe.
    Luzifer hob die Hände, breitete sie mit einer gebieterischen Geste aus. »Alles auseinandergehen«, sagte er mit weit hallender, dröhnender Stimme. »Das Manöver ist beendet. Hier gibt es nichts mehr zu tun. Geht auseinander, Leute. Nehmt eure Waffen und geht nach Hause.«
    Ash öffnete den Mund und starrte verblüfft auf den offensichtlich übergeschnappten Engel. Ihre Überraschung schien allgemein, denn jeder Waffenlärm erstarb. Alle wandten sich dem gigantischen Engel im schmutzigen Trenchcoat zu, der jetzt einen Riesenschritt auf eine der Kampflinien zu machte, ein wenig in die Knie ging und direkt auf die vor ihm erstarrten Soldaten eindonnerte: »Habt ihr nicht gehört? Räumt das Feld, Jungs. Das Manöver ist vorbei. Wir wollen doch nicht, dass noch jemand richtig zu Schaden kommt.«
    »Was ist er, ein verdammter Bulle?«, hörte Ash Ravi fragen. Der junge Engel klang verunsichert und verwirrt.
    Ash legte den Kopf in den Nacken und schrie. Sprang auf. Lachte, tanzte vor den verblüfften Augen ihrer Begleiter einen füßestampfenden, händeklatschenden Tanz und rannte auf Luzifer zu. »Macnamara!«, rief sie. »Verdammt noch mal, Mac!«
    »Bleib in Deckung, Ash«, donnerte der Engel. »Das hier ist noch nicht vorbei.«
    Er drehte sich wieder im Kreis und wuchs noch ein wenig höher. »Habt ihr mich nicht verstanden? Dem Universum droht ein fatales Ungleichgewicht. Der PLAN erklärt dieses Manöver für beendet, die ausbalancierenden Maßnahmen beginnen sofort. Wer nicht augenblicklich den Platz räumt, riskiert eine Annullierung.«
    Ash kniete zu seinen Füßen und schwankte zwischen Lachen und Weinen. »Mac«, rief sie, »Oder Luzifer – wer auch immer. Dellinger ist dort hinten in seinem Kontrollzentrum.«
    Der Engel neigte den Kopf. »Wir haben es vernommen. Danke, Anwärterin Fraxinus.«
    Ash sah erstaunt, wie wirklich große Teile der beiden Heere zurückzuweichen begannen. Die Soldaten, die ihrem Standort am nächsten waren, wirkten unschlüssig und schienen auf Anweisungen ihrer Offiziere zu warten. Weit oben wieherte ein Pegasos, anscheinend war Michael im Anmarsch. Dann konnte der Feldherr der Dunklen Mächte, Baphomet, auch nicht mehr weit sein.
    Luzifer – Macnamara – stand ruhig da, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte eine Division der Engel nieder. Die Truppe murrte leise und trat den Rückzug an.
    »Gut so«, hörte Ash ihn sagen. »Dann wollen wir mal.« Ohne Vorwarnung machte er kehrt und war mit zwei Schritten über der Kommandozentrale, die aus einem massiven Felsen herauszuwachsen schien. Ash hörte die Schreie von Dellingers Gefolgsleuten und das Knattern von Entladungen. Luzifer wurde massiv unter Beschuss genommen, aber das schien ihn nicht mehr zu stören als der Angriff eines Mückenschwarms. Er wedelte gereizt mit der Hand, fegte die Angreifer einfach beiseite und beugte sich dann vor, um das Dach des Gebäudes aufzureißen. Er stieß seine Hand hinein und zog sie kurz darauf wieder heraus.
    Ohne sich anzusehen, was er da gefangen hatte, entfaltete er seine Schwingen aus Licht und Finsternis und stieg in die Luft. Flog über Ashs Kopf hinweg, rief: »Halt bitte Anwärter Malhotra die Hand«, und nahm Kurs auf die bodenlose Schlucht, deren gegenüberliegende Seite inzwischen kaum noch zu erkennen war.
    Ash bemerkte, dass Ravi neben ihr stand. »Was hat er damit gemeint?«, fragte er beklommen.
    Loki kam heran. »Dein Großvater zieht es vor, sich das Ganze von dort oben anzusehen«, sagte er. »Ich glaube, er hält das alles für einen bösen Traum. Was hat Luzifer vor?«
    Ash griff nun wirklich nach Ravis Hand. »Schau lieber nicht hin«, sagte sie. Was auch immer Luzifer jetzt tun wollte, es würde Ravi wahrscheinlich nicht gefallen.
    Luzifer hatte die Schlucht erreicht. Selbst von hier aus konnte Ash erkennen, dass die Schwärze, die in dem bodenlosen Riss in der Realität herrschte, nicht einfach nur Dunkelheit war. Das phosporeszierende

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