Projekt Armageddon
Unvorhersehbare Zwischenfälle …«
»Erspare UNS die Dienstvorschriften«, dröhnte Metatron, die Lichterscheinung. »WIR wünschen eine vollständige und glaubhafte Schilderung der Vorgänge, die UNS alarmiert haben. Was ist hier geschehen? Wer hat das Gleichgewicht so empfindlich gestört, dass es das Himmelsgebäude erschüttert hat?«
»Ich muss dem alten Lautsprecher ausnahmsweise Recht geben«, ließ Alpha sich vernehmen. »Wer hat dieses Durcheinander hier angerichtet und was gedenkt der PLAN dagegen zu unternehmen?
Beide starrten Luzifer an. Ash staunte. Eine starrende Säule aus Licht hatte etwas durchaus Beängstigendes. Sie rückte näher zu Loki und nahm gleichzeitig wieder Ravis Hand. Der junge Engel wandte den Blick nicht von Luzifer/Macnamara.
Der wuchs jetzt wieder ein Stück in die Höhe, winkte den beiden Gegenspielern und sagte: »Unter sechs Augen, meine Herren. Es muss nicht jeder die Interna unserer Arbeit erfahren.«
Die drei ungleichen Gesprächspartner verschwanden hinter einer undurchdringlichen Wand aus Licht und Dunkelheit.
Kurz darauf grollte lauter Donner über die Ebene. »Luzifer?!«, hörten sie Metatron, den Vielstimmigen, brüllen.
»Au«, murmelte Ash. »Der Arme. Er hätte den Nullraum nicht verlassen dürfen.«
»Nicht, bevor er sich nicht entschuldigt«, sagte Ravi. Es war das Erste, was er seit geraumer Zeit äußerte. »Ash, kann ich mit dir reden?«
»Sei nicht böse, Ravi, später. Später gerne.« Sie streichelte mitleidig seinen Arm und wandte sich zu Odin und Loki. »Lasst die sich da drinnen besprechen. Wir sollten jetzt schleunigst überlegen, wie wir nach Hause kommen.«
»Nach Hause«, sagte Odin bitter. »Was kann das schon sein, jetzt, wo Yggdrasil, die Lebensnährerin, fiel?«
»Afi, wenn du einfach zu Hause geblieben wärst, hättest du nichts gemerkt«, erwiderte Ash. »Es war nicht unser Weltenbaum, den wir in Brand gesetzt haben. Dies hier war nur ein Abbild, eine Art Schatten der echten Yggdrasil. Dellinger hat sich mit seinen Manipulationen und seinen Eingriffen in die Weltformel nach und nach ein eigenes Miniaturuniversum geschaffen, und diese Aktion hier hätte ausreichen müssen, um sein Privatuniversum vollkommen in sich abzuschließen. Er hätte darin schalten und walten können, und wir anderen wären alle zu dem Ort zurückgekehrt, von dem wir gekommen sind, um in Frieden zu leben.« Sie spuckte aus. »Jetzt sitzt er wahrscheinlich irgendwo im Nullraum fest und die Äpfel sind für immer verloren.«
Ravi sagte ungeduldig: »Aber jetzt hör mir doch …«
Ash erfuhr nicht mehr, was er von ihr wollte. Ein heftiger Ruck ging durch ihren Körper, ihr wurde schwindelig und sie verlor für einen kurzen Moment die Orientierung.
Als die Welt wieder zur Ruhe kam, fand sie sich in einem bequemen Sessel, neben ihr auf einem Beistelltisch aus poliertem Holz stand ein Glas Met und sie schaute in vertraute Gesichter.
»Fraxinus, da sind Sie ja. Wir möchten uns Ihre Fassung der Geschichte anhören«, bellte Antagonistides, der hinter seinem Schreibtisch saß und seinen Dämonenleib wieder gegen einen zerknautschten Anzug mit Weste getauscht hatte.
Ash schluckte die aufbrodelnde Übelkeit herunter – was war das nur immer? – und sah sich um. Neben ihr saß Macnamara. Luzifer. Wer auch immer. Er schaute angespannt auf seine Hände. Und auf der anderen Seite, schräg gegenüber von Alpha, nippte M an seinem Kamillentee. »Fräulein Fraxinus«, sagte er und lächelte. »Sind Ihnen die Verdauungskekse gut bekommen?«
»Ah«, sagte Ash verblüfft. »Ach. Ja, danke. Sie waren wirklich sehr bekömmlich. Äh – Metatron?«
»Ganz recht«, sagte M. »Aber im Off-Modus ziehe ich es vor, einfach ›M‹ genannt zu werden. ›Metatron‹ ist ja eher eine Amtsbezeichnung als ein Name.« Er verzog leicht das Gesicht. »Diese Brüllerei ist anstrengend. Und sie schlägt mir auf den Magen. Aber ich will hier nicht unsere Zeit stehlen. Liebes Kind, seien Sie doch bitte so freundlich und geben Sie in eigenen Worten wieder, was sich dort draußen zugetragen hat und wie es dazu gekommen ist.«
Ash blickte unschlüssig auf den Met, dessen Geruch ihr unangenehm in die Nase stach. »Kann ich ein Glas Wasser haben?«, bat sie.
M nickte beifällig. Alpha beugte sich vor und bellte: »Fraulein Schultze, ein Glas Wasser«, in die Sprechanlage.
Ash warf einen schnellen Blick auf Luzifer, der sich nicht regte und nicht von seinen im Schoß gefalteten Händen aufsah.
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