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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Blaugrün, das die Ränder der Schlucht säumte, schmerzte in den Augen.
    Luzifer ging über der Schlucht in den Sinkflug. Er ließ sich hinabfallen, bis er beinahe mit seinen Flügelspitzen die Ränder des Nichts berührte. Dort rüttelte er wie ein riesiger Raubvogel auf einer Stelle, streckte den Arm aus und öffnete die Hand. Etwas Winziges fiel von seiner Handfläche und verschwand in dem Spalt.
    Einen Atemzug lang geschah nichts. Dann seufzte das Gewebe der Wirklichkeit, ein Ruck ging durch das Energiegitter, Quanten sprangen erschreckt beiseite und der Spalt war verschwunden.
    Ash stieß die angehaltene Luft aus und lockerte ihren Griff um Ravis Hand. Der Blick des jungen Engels folgte dem sich in die Luft schraubenden Riesen im Trenchcoat. »Ich habe eine Vermutung, was er da hineingeworfen hat«, sagte er mit flacher Stimme.
    Ash sah ihn mitfühlend an. »Ja«, sagte sie nur.
    Ravi atmete heftig ein und wandte sich ab. »Einen Moment, bitte«, sagte er und ging beiseite.
    Loki legte seinen Arm um Ashs Schulter. »Er scheint kein Freund komplizierter taktischer Manöver zu sein, unser guter Phosphoros.« In seiner Stimme schwang Anerkennung mit. »Auf dem kürzesten Weg zum Kern des Übels, einmal fest drauftreten – Voilà. Ein echter Bulle.« Er grinste schief.
    Ash seufzte und legte ermattet den Kopf an seine Schulter. »Da gingen sie also hin, unsere Äpfel«, sagte sie. »Und mir ist immer noch schlecht.«
    Das Rauschen von Schwingen. Luzifer landete kurz vor ihnen und schrumpfte zu Normalgröße. Er sah Macnamara bis auf die schulterlangen, schwarzen Haare ähnlicher denn je. Ash sah, wie er in der Manteltasche nach einem Kaugummi suchte.
    »Heulst du um Dellinger?«, fragte der Engel und wickelte den Kaugummi aus.
    Ash schniefte und grinste. »Nicht wirklich. Ich bin ein wenig durchgeschüttelt, Luzifer. Mac. Wer bist du jetzt wirklich?«
    Er kaute und blickte unkonzentriert an ihr vorbei in die Ferne. »Schwer zu sagen. Momentan überwiegt der Macnamara-Anteil, das muss am Mantel liegen.« Er hob den Kopf und straffte die Schultern. »Aber jetzt müssen beide Teile zusammenarbeiten. Dort nahen meine Bewährungshelfer.«
    Ash sah ihn verständnislos an.
    Am Himmel erschien eine strahlend weiße Wolke, aus der blendendes Licht brach. Die Himmlischen Heerscharen – oder das, was sich von ihnen noch auf der Ebene befand, und das waren einige Tausend Soldaten und Flügelpferde, brachen in laute Hochrufe aus.
    Die Dunklen Mächte, die sich inzwischen auch offensichtlich zu einem geordneten Rückzug entschlossen hatten, machten kehrt und buhten. Dann ertönten zaghafte, lauter werdende Jubelrufe auch aus ihren Reihen. Aus einem hochaufragenden Felsen schob sich ein glänzend schwarzer, mit Dornen übersäter Thronsessel.
    »Ach du Schreck«, sagte Loki amüsiert. »Die Herren Abteilungsleiter.«
    Die Wolke entließ eine Säule aus reinem Licht, das die Ebene badete. Eine donnernde Stimme, die klang, als spräche ein tausendköpfiger Chor von ausgebildeten Staatsschauspielern, drang daraus hervor: »Im Namen des HErrn: Was geht hier vor?«
    Odin stand jetzt an Ashs anderer Seite. Er hatte sich zu voller Größe aufgerichtet, stützte sich auf den Speer und warf finstere Blicke auf das Geschehen. »Emporkömmlinge«, hörte Ash ihn grollen.
    Inzwischen hatte sich eine massige, schwarze Gestalt auf dem Dornenthron materialisiert. Ash warf einen Blick hinüber und nickte ergeben. Es war Aftanasios Antagonistides, und zwar ein ausgesprochen schlecht gelaunter. Eine dunkle Wolke, aus der Blitze zuckten, hing über seinem Kopf, der von Fliegenschwärmen umgeben war, aus seinen Ohren drangen Qualmwolken und die Augen sprühten Funken. »Spiel dich hier nicht auf, Metatron«, donnerte er nicht weniger laut als sein Gegenspieler.
    Ash hörte, wie Luzifer sich räusperte. »Meine Herren«, sagte er, »Sie können beide nach Hause gehen. Die Situation ist unter Kontrolle. Die Angelegenheit hier fällt in den Aufgabenbereich des PLANs, und den vertrete ich als zur Zeit ranghöchster Offizier.«
    »WAS?«, brüllte Antagonistides und richtete sich auf. Intensiver Schwefelgeruch wehte über die Ebene. »Du bist nichts weiter als ein Handlanger, Phosphoros. Wo ist Direktor Dellinger?«
    Ravi, der sich inzwischen wieder zu ihnen gesellt hatte, stieß einen erstickten Laut aus.
    »Direktor Dellinger wurde von mir suspendiert«, erwiderte Macnamara/Luzifer stoisch. »Laut Paragraph 124 Querstrich 45b, Unterabteilung

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