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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Charybdis, zwischen Feuer und Bratpfanne. Und die Kluft, die die Welten voneinander trennte, verbreiterte sich vor ihren Augen in schnellem Tempo.
    Hinter ihnen schrie Dellinger, befahl den Rückzug in die Kommandozentrale. Ash klammerte sich an Lokis Arm. »Wir müssen deinen Bruder finden«, sagte sie. »Und Mac – falls er noch … Und Ravi.«
    »Sonst noch jemanden?« Loki grinste humorlos und kletterte auf den Felsen, zog sie zu sich hinauf. »Siehst du einen von deinen Schützlingen?«
    »Ach du meine Güte«, flüsterte Ash. Sie waren vollkommen eingekesselt, die Ebene wimmelte von Soldaten – hellgeflügelt, schwarzgewandet. Über ihnen kreisten Harpyien mit misstönenden Schreien, Flügelpferde galoppierten über die sturmzerrissenen Wolken. Der Weg zur Schlucht war vollkommen abgeschnitten.
    »Hier kommen wir nicht mehr raus. Wir können froh sein, wenn wir nicht in kleine Stücke gerissen werden.«
    Ein vielstimmiger Schrei stieg aus dem Heer der Weißen, und ihnen antwortete das Siegesgebrüll der Dunklen Mächte. Der Himmel öffnete sich mit einem gleißenden Blitz und entließ …
    »Seht! Der große Drache, die alte Schlange!«, schrien die Himmlischen Heerscharen.
    »Seht! Phosphoros, der Lichtträger!«, antworteten die Dunklen und brüllten ihren Triumph hinaus.
    »Kann das Nidhöggr sein?«, fragte sich Ash zweifelnd. Es war ein großes, geflügeltes Wesen. Ein Drache. Aber gleichzeitig war es auch etwas anderes – was zum Alpha … Und während sie hinaufblickte, verschob sich das Quantengitter, wechselten Energieströme ihre Richtung, und ein riesiger, schwarzgeflügelter Engel schwebte über dem Abgrund.
    »Luzifer?«, sagte Ash. »Das kann doch nicht sein – er ist gefangen! Verdammt, Loki, das bedeutet, dass der Nullraum hierher übergreift. Wahrscheinlich bricht gerade die gesamte Matrix auf. Wir haben es vermurkst, Liebster. Das ist das Weltende, wie es sich keiner von uns jemals schöner hätte ausmalen können!«
    Sie bemerkte, dass sie sich an ihn klammerte, und zwang sich, den Griff zu lockern.
    In die gegnerischen Heere kam erneut Bewegung. Sie begannen, sich langsam aufeinander zuzubewegen. Die ersten Ausläufer trafen aufeinander, und der Kampflärm, Entladungen, Schreie und Lichtblitze näherten sich unaufhaltsam ihrem Standort.
    Ash sprang vom Felsen. »Suchen wir die anderen. Und wenn wir nur gemeinsam untergehen, so wissen wir doch zumindest, was mit ihnen geschehen ist.«
    Ein schneller Blick zum Himmel. Luzifer hatte zu kreisen begonnen wie ein Adler, der seine Beute sucht. Die Pegasoi und ihre Reiter flogen weit unter ihm und schienen wenig Lust zu verspüren, sich mit dem alten Seraph, dem größten aller Widersacher, anzulegen.
    Ash lief geduckt über das Feld und ließ den Blick schweifen. Dellingers Leute hatten sich teils in seiner Kommandozentrale, teils davor in Stellung gebracht. Sie hatte keine Ahnung, wie er aus dieser Situation zu entkommen gedachte.
    Sie erblickte Odin, der sich rechterhand hinter Fenrirs riesenhaften Leichnam gerettet hatte und in den Himmel starrte. Seine Hand umklammerte Gungnir. »Loki«, rief sie und deutete auf den Allvater. Zuckte mitleidig die Achseln, denn es war immerhin Lokis Sohn, der tot dort lag.
    Der Feuergott nickte finster. »Ein Mitglied meiner verfluchten Höllenbrut weniger.« Er nahm Kurs auf seinen Bruder.
    Ash kletterte auf einen Findling und überblickte das Feld. Sie sichtete Ravi, der neben dem reglosen Macnamara kniete und sich fassungslos umblickte. Ash winkte und schrie seinen Namen, und als er sie ansah, bedeutete sie ihm, zu bleiben, wo er war.
    Dann sprang sie von dem Felsen, rannte im Zickzack über die Ebene, denn von oben hagelte es Steine und die Querschläger von Blitzen, und tauchte neben Loki und Odin in Deckung. Das verfilzte, blutverklebte Fell des Wolfes stank atemberaubend und ließ wieder eine Welle der Übelkeit in ihr aufsteigen.
    »Wir müssen dort hinüber«, keuchte sie und deutete in die Richtung von Ravis Standort. »Unter dem Felsen finden wir vorläufig guten Schutz, und wir könnten es von dort aus schaffen, uns mit heiler Haut in Dellingers Zentrale zu retten.«
    »Dellingr«, spuckte Odin. »Dieser miese, kleine, verlogene, verräterische …« Er schäumte vor Wut, sein Zorn erstickte ihm die Worte in der Kehle.
    Ash sah ihn erstaunt an. »Du kennst ihn?«
    Es war Loki, der ihr antwortete: »Familie«, sagte er lakonisch. »Gott der Dämmerung, Notts dritter Ehemann, Jörds Stiefvater.

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