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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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es wohl gewesen, der vorhin ihren Namen gerufen hatte. Sie hob matt die Hand und winkte ihm zu. Warum sah er sie an, als wäre sie ein Gespenst? Was war hier los? Wo kam ihr Großvater her?
    Sie bückte sich vorsichtig, wobei ihr schon wieder übel wurde, und hob Gungnir auf, der zu ihren Füßen lag. Der Speer gehörte Odin. »Afi«, rief sie, »Hier. Fang.« Sie warf Gungnir in die Luft und sah zu, wie der schlanke Schaft Kurs auf seinen Besitzer nahm.
    Odin fing ihn beiläufig auf und starrte sie genau wie Loki an wie eine Erscheinung. »Du?«, sagte er, wollte noch etwas hinzusetzen, aber der Fenriswolf schien nun genug davon zu haben, auf Loki zu warten und entschied, sich seinem versprochenen Fressen für den Weltuntergangsabend zu widmen. Er sprang und begrub Odin unter sich.
    »Bravo«, sagte Dellinger. »Endlich mal jemand, der einfach nur seinen Job tut.« Er sah immer noch wütend aus, aber auch erleichtert.
    »Lass ihn los!«, rief Ash und rannte auf Fenrir zu. Sie packte seine zottige Halskrause und zerrte daran, womit sie so viel Effekt erzielte wie eine Maus, die einen Elefanten vors Schienbein tritt. »Loki, sag ihm, er soll ihn wieder ausspucken!« Denn nun hatte Fenrir sich gemächlich zu dem besinnungslosen Asengott hinuntergebeugt und ihn zwischen die Zähne genommen, um ihn zu verschlingen.
    Loki, der immer noch benommen und verwirrt aussah, starrte in die glühenden Augen des Fenriswolfes und sagte scharf: »Aus!«
    Der Wolf knurrte tief unten in der Kehle. Der Befehl seines Vaters schien ihn zu erstaunen. Dies war Ragnarök. Er musste Odin fressen, das war ihm vorherbestimmt.
    Ash sah, dass Odin aus seiner kurzen Benommenheit erwachte. Der Speer, der zwischen Fenrirs Zähnen herausragte, bewegte sich, wurde hochgerissen und verschwand im Maul.
    Der Wolf heulte und riss das Maul weit auf. Gungnir steckte tief in seinem Gaumen.
    »Spring!«, schrie Ash.
    »Nicht schon wieder«, murmelte Loki. »Armer Junge.« Er schien sich entschieden zu haben, das Ganze für einen bösen Traum zu halten. Mit einem vorsichtigen Blick auf Ash nahm er ihre Hand und drückte sie. »Wieso lebst du?«
    Sie sah mit Sorge an dem Riesenwolf empor, der sich vor Schmerzen wand. Odin zwängte sich an seinen scharfen Zähnen vorbei und ließ sich in die Tiefe fallen. Er landete erstaunlich geschmeidig zwischen Loki und den Furchen in den Boden kratzenden Pfoten des Wolfes und ließ sich abrollen, um aus der Reichweite des Untiers zu gelangen. Fenrir begann zu toben und alles in seinem Umkreis niederzutrampeln.
    Dellinger, der sich in Sicherheit gebracht hatte, schrie Flüche und befahl seinen Leuten, den toll gewordenen Monsterwolf abzuknallen.
    »Weg hier«, sagte Loki und zerrte Ash mit sich. Sie gingen hinter einem Felsen in Deckung. Ash lag keuchend in seinen Armen und kämpfte erneut mit ihrem Magen, der Purzelbäume schlug. »Was ist mit Mac?«, stieß sie zwischen zwei Wellen der Übelkeit hervor.
    »Keine Ahnung.« Loki reckte den Kopf. »Dein Afi rappelt sich gerade auf. Wenn er noch mal versucht, dich umzubringen, drehe ich ihm den Hals um.«
    Ash schluckte schwer. »Tu das«, sagte sie. »Warum starrst du mich so an?«
    »Du warst tot«, sagte er. Zog den Kopf ein, denn eine Salve traf den Felsen, hinter dem sie hockten, und sprengte scharfe Steinsplitter ab. »Du warst so tot, wie man nur sein kann, wenn Odins Speer einen ins Herz trifft.«
    Ash öffnete den Mund, um zu widersprechen, und schloss ihn gleich wieder. Er hatte recht. Sie war tot gewesen. So tot, wie man nur sein kann. Und dann hatte Luzifer …
    Markerschütternde Schreie unterbrachen ihre mühsam dahinstolpernden Gedanken. Sie reckte den Kopf. »Verdammt«, sagte sie. »Wir müssen hier weg. Schleunigst. Das neue Universum trennt sich gerade ab.«
    Loki blickte über ihre Schulter. Quer über den Himmel und durch die staubige Ebene zog sich ein tiefer, nachtschwarzer Riss, dessen Ränder in einem kalten Grün glühten: Ginnungagap, die Schlucht ohne Boden, aus der einst die Welt entstand.
    Loki reichte ihr stumm die Hand, zog sie hoch. Sah zum Himmel, zauderte. »Die Himmlischen Heerscharen sind hier«, sagte er.
    Ash, die zur anderen Seite geblickt hatte, stöhnte leise. »Die Dunklen Mächte auch. Wir sitzen in der Falle.«
    Ash beobachtete die Blitze, die von den Lichtstäben der Dunklen in den Himmel zuckten. Auf der anderen Seite blendete der Glanz der Flammenschwerter. Sie klemmten hier fest zwischen Hammer und Amboss, zwischen Skylla und

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