Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
ächzte vor Anstrengung. Sie musste dem Mann helfen, der dort aufgespießt worden war. Wer tat so etwas? Wer nagelte einen Mann schwer verletzt an einen Baum und ließ ihn dort einsam in der tiefen Nacht sterben? Ash reckte sich, wollte nach ihm greifen, obwohl er viel zu weit von ihr entfernt war. Dabei fiel ihr Blick nach unten und sie sah ein juwelenglitzerndes, strahlend hell leuchtendes Farbenspiel, das sie anzog wie ein Magnet. Der Anblick der farbsprühenden Erscheinung war verstörend schön und erschreckte sie beinahe noch mehr als der des Aufgehängten im Baum.
    Sie hörte ihre eigene Stimme, die laut und schmerzlich stöhnte.
    »Ash!« Jemand schüttelte sie. Ein Arm lag um ihre Schultern, etwas berührte ihren Mund und leckte feucht gegen ihre Lippen. Es brannte und brachte sie zum Husten.
    »Da bist du wieder.« Besorgte dunkle Augen starrten sie an. »Ich hatte schon Angst, Azrael hätte dich geholt.«
    »Gonzalo.« Sie lehnte sich schwer in seinen Arm zurück, schloss die Augen, versuchte das Bild heraufzubeschwören, das sie gesehen hatte, die Stimme in Erinnerung zu rufen, die Worte, die sie gesagt hatte.
    »Was war das?«, sagte sie schwach und richtete sich auf. Sie schob den Becher beiseite, den Gonzalo ihr immer noch hinhielt. »Kein Wodka, bitte, mir wird schlecht.« Ihr Magen revoltierte wirklich.
    »Du bist ganz grün.« Gonzalo klang besorgt. »Trink davon, das wird dir gut tun.«
    Ash presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Sie blickt sich um. Das Dröhnen und Grollen von Azraels Stimme erklang zwar in der Nähe, aber gedämpft, nicht mehr schmerzhaft laut. Sie hockte in einer tiefen Senke, die einen Blick in den Himmel erlaubte, aber sie ansonsten von allem abschirmte, was rundum sein mochte.
    »Das war ein Höllenritt«, sagte Ash und rieb sich zittrig über das Gesicht. »Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    Er trank den von ihr verschmähten Wodka und hob die Schultern. »Nicht meine Schuld«, gab er zurück. »Die Thermik ist hier immer unberechenbar, aber solche Turbulenzen habe ich auch noch nie erlebt. Und mit dir als Gepäckstück habe ich das schlecht abfangen können. Aber wir sind heil hier gelandet.« Er klang ein wenig gekränkt.
    Ash griff nun doch nach dem Becher und trank einen Schluck von dem höllisch brennenden Schnaps. »Scheiß auf die Turbulenzen«, sagte sie scharf. »Musstest du so dicht an Azrael vorbeifliegen? Mir sind beinahe die Trommelfelle geplatzt.« Wirklich dröhnten ihre Ohren noch immer und sie hatte das Gefühl, Wasser darin zu haben. Ash schüttelte heftig den Kopf.
    Gonzalo sah sie verständnislos an. »Wieso?«, fragte er. »Hier ist seine Stimme doch kaum lauter als auf der Ebene?«
    Ash hörte auf, den Kopf zu schütteln – da war ja kein Wasser, das sie hätte entfernen können – und erwiderte Gonzalos verblüfften Blick. Durch das laute Summen in ihren Ohren konnte sie Azraels Stimme immer noch vernehmen, und Gonzalo hatte recht: Sie war nicht viel lauter als unten in der Ebene.
    »Merkwürdig«, murmelte Ash und trank einen zweiten Schluck. Der Alkohol schärfte ihre Sinne und ließ die Erinnerung an das, was sie gerade erlebt hatte, noch einmal deutlich an die Oberfläche kommen. Ein riesiger Baum hatte an Azraels Platz gestanden. Und an diesem Baum hing ein Mann, dessen Gesicht sie zu kennen glaubte.
    Sie sprang auf die Füße. »Los«, sagte sie energisch. »Wir fliegen noch einmal um Azrael herum.«
    Gonzalo, der es sich gerade mit seinem Becher auf der mitgebrachten Decke gemütlich gemacht hatte, riss die Augen auf. »Wie? Aber wir sind doch gerade erst …«
    Ash hörte ihm nicht zu. Sie kletterte aus der Senke und orientierte sich. Azrael stand halb abgewandt rechts von ihr. Sie konnte seine linke Schulter im Dunst erkennen, das Buch, das er in der Hand hielt, die Spitze der sich bewegenden Feder. Ob jemand oder etwas an seiner Seite hing, war von hier aus nicht auszumachen.
    An ihm? Sie hatte doch einen Baum gesehen. Ash beugte sich vor und rief zu Gonzalo hinunter: »Hast du den Baum auch gesehen?«
    Er blickte auf, Zorn in den Augen. »Welchen Baum? Sag mal, bist du übergeschnappt? Komm jetzt runter, wir wollten doch …«
    »Du wolltest«, erwiderte sie scharf. »Ich fliege noch einmal um Azrael herum. Ich habe da etwas gesehen, das ich mir nicht erklären kann und ich will wissen, was es war.« Sie sprang in die Luft und breitete ihre Flügel aus.
    »Verdammt, du warst komplett weggetreten«, schrie Gonzalo hinter

Weitere Kostenlose Bücher