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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihr ins Ohr. »Was hältst du davon, wenn wir uns etwas früher absetzen? Ich bin diese Gestalten hier alle so leid. Ich könnte eine Abwechslung vertragen.« Der Druck seiner Finger verriet ihr deutlich, was er sich unter einer Abwechslung vorstellte.
    Ash lehnte sich an ihn und genoss die sanfte Massage. »Hm«, machte sie. »Beleth wird uns in kleine, zuckende Stückchen reißen, wenn er das mitkriegt.«
    »Morgen ist Stabsbesprechung im Hauptquartier«, erwiderte Gonzalo und zwinkerte. »Wir haben also sturmfreies Feld.«
    Stabsbesprechung. Das heißt, alle höheren Dienstgrade waren fort, nur die Soldaten, Flieger und Rekruten hielten die Stellung. Und natürlich die Harpyien, die kleinen Dämonen, die Flügelpferde und was sich sonst noch so an Ungeheuern auf und über dem Feld herumtrieb. »Sturmfrei« stellte Ash sich anders vor.
    »Wo willst du hin?«, fragte sie skeptisch.
    Gonzalo zwinkerte und kniff sie leicht in die Seite. »Lass dich überraschen. Ich kenne da ein lauschiges Plätzchen in der Nähe des Ankunftsplatzes.«
    Lauschig. In Azraels Nähe. Das war typisch Gonzalo, er versuchte sogar einem unwirtlichen Ort wie dem Limbus noch angenehme Seiten abzugewinnen. Ash grinste. »Dann sollte ich wohl besser Ohrstöpsel mitnehmen.«
    »Die brauchst du nicht«, wisperte er ihr ins Ohr. »Ich werde schon dafür sorgen, dass dir Hören und Sehen vergeht.«
    Sie sprachen nicht mehr viel in dieser Nacht. Ash lag in ihre Decke gewickelt da, blickte hinauf in den sturmgrauen Himmel und lauschte dem Gemurmel der Stimmen ums Feuer. Gelegentlich kam jemand mit einer neuen Ladung Bier vom Proviantzelt, Joel fluchte, weil er sich die Zehen verbrannt hatte, ohne es zu bemerken, und beschimpfte Gonzalo, der ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hatte, dass seine Socken qualmten. Weiter hinten im Lager erklang unmelodischer, aber fröhlicher Gesang. »Die Iren«, murmelte Gonzalo schläfrig. »Die können einen rasend machen.«
    Die Nacht schleppte sich auf bleiernen Füßen voran, das Himmelsgrau wurde blasser und heller, endlich ertönte das Signal zum Wecken und ließ alle auf die Füße springen. Die Feuer wurden gelöscht, die Decken zusammengerollt und verstaut, Rekruten liefen durch das Lager auf dem Weg zum Exerzierplatz. »Wieder ein schöner Tag auf Feld 235«, donnerte Beleths Stimme über das Lager. »Soldaten und Flieger zum Morgenappell. Rekruten, ich sehe euch nicht rennen. Auf, auf, bewegt eure lahmen Füße!«
    Ash wechselte einen Blick mit Gonzalo, der lachte und den Daumen hob. »Wieder ein schöner Tag auf Feld 235«, wiederholte er und grinste anzüglich. »Auf, auf, Soldat Fraxinus, beweg deinen hübschen Hintern!«

7
    Wort mich von Wort zu Wort führte,
Werk mich von Werk zu Werk führte.
    D er Morgenappell war vorüber. Auf dem Hügel, wo die Kommandobaracke stand, machten sich die Hauptleute zur Abreise bereit.
    Ash stand eine Weile da und beobachtete die Ankunft der dunklen Pferdedämonen. Immer noch stellten sich ihr beim Anblick dieser riesigen Wesen die Nackenhaare empor. Die Feueraugen und dampfenden Nüstern, die Zähne, die einem Löwen alle Ehre gemacht hätten, die messerscharfen Hufe und gewaltigen Flügel der schwarzgefleckten Dämonen konnten Albträume verursachen. Es war ihr schleierhaft, wie die Hellen einem Angriff dieser Dämonen begegnen konnten, ohne allein bei ihrem Anblick vor Angst zu sterben oder Reißaus zu nehmen. Was auch immer Beleth über die Engel sagen mochte – sie waren mutig. Oder verrückt.
    »Gehen wir?«, riss Gonzalos Stimme sie aus ihren Gedanken.
    Sie wandte sich zu ihm um und nickte. »Wohin?«
    »Wir fliegen Richtung Hügelkette Zwölf. Ich habe zufällig ein schönes, ungestörtes Plätzchen in der Nähe von Azraels linkem Fuß entdeckt.« Er rückte den um die Hüften geschlungenen Beutel zurecht, in dem es leise gluckerte.
    Ash grinste. Das konnte wirklich nur Gonzalo passieren, »zufällig« etwas in Azraels Nähe zu entdecken. Die meisten Soldaten machten lieber einen großen Bogen um den Ankunftsplatz. »Du bist auch schmerzfrei, was?«, neckte sie ihn.
    »Absolut«, erwiderte er ernsthaft und schwang sich mit einigen energischen Flügelschlägen in die Luft. »Komm schon, sonst ist der schöne Tag um, noch ehe er begonnen hat!«
    Ash beeilte sich, ihm zu folgen, aber Gonzalo kreiste schon hoch oben am Himmel, als Ash sich noch keuchend durch die tieferen Luftschichten arbeitete und nach einem aufsteigenden Thermikschlauch suchte. Gonzalo war ein

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