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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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»Was stehen Sie noch hier herum? Husch, husch, an die Arbeit«, rief sie schrill und klatschte wahrhaftig in die Hände.
    Ash nickte knapp und ging hinaus.
    Murgatroyd stand in ihrem Büro auf dem Schreibtisch und reckte sich nach einem Spinnennetz, das in der Zimmerecke hing. Er fuhr ertappt herum und grinste.
    »Was machst du da?«, fragte Ash amüsiert.
    Der kleine Dämon hüpfte vom Tisch und rieb sich verlegen die Hände. »Du hast immer erstaunlich viele Spinnen in deinem Büro«, erwiderte er. »Ich dachte, es macht dir nichts aus, mir gelegentlich eine oder zwei davon abzugeben.«
    »Bedien dich ruhig«, sagte Ash. »Ich bin nicht so wild darauf wie du.« Sie ließ sich in ihren quietschenden Stuhl fallen, warf einen düsteren Blick auf die tropfende Heizung und sagte: »Wo du gerade da bist, Murgs. Was bedeutet ›Revision‹?«
    »Oh!« Der Dämon hörte auf, begehrlich zur Decke zu schielen und legte die Hand vor den Mund. »Oje, sag nicht, dass schon wieder eine Revision angekündigt worden ist!«
    Ash betrachtete ihn besorgt. Nun fing er auch noch an, die Hände zu ringen, genau wie Fraulein Schultze. Die Revision schien ja für alle hier ein Albtraum zu sein.
    »Die waren doch gerade erst da und haben alles durcheinandergebracht«, jammerte Murgatroyd. »Gerade erst!« Er fing an, sich die Haare zu raufen. »Ich muss die Vorgänge der letzten fünfhundert Jahre noch ablegen. Das schaffe ich nie, wenn schon wieder eine Revision angesetzt worden ist!«
    »Murgs«, sagte Ash. »MURGS. Murgatroyd!« Der Dämon hielt inne und sah sie an. »Murgs, bitte, ich bin noch nicht so lange dabei. Erklärst du mir jetzt, was ich wissen muss? Ich bin nämlich der Revision als Sachbearbeiterin zugeteilt worden.«
    Sie sah, wie Murgatroyds Kinnlade herunterklappte. Er schluckte hörbar. »Du?«, fragte er erstickt.
    »Ich«, erwiderte Ash ungeduldig.
    Murgatroyd rief einige der älteren babylonischen Dämonen an. Dann seufzte er tief, nahm ihre Hand, drückte sie und sah Ash voller Mitgefühl in die Augen. »Du machst das schon«, sagte er.
    »Murgs, du bist ein echter Freund.« Ash riss ihre Hand weg und stand auf. »Also, dann frage ich eben Eldur.«
    »Sei vorsichtig«, bemerkte der kleine Dämon betrübt. »Er lügt.«
    Ash starrte ihn wortlos an, schüttelte den Kopf und knallte die Tür hinter sich zu. »Dämonen«, fluchte sie und stapfte zum Aufzug.
    Die Tür zu Eldurs Werkstatt oder Lager – wie immer man einen offensichtlich unsortierten Gerümpelhaufen nennen wollte – stand halb offen. Ash klopfte an, trat ein, rief: »Eldur? Meine Heizung tropft immer noch.«
    Im hinteren Teil des Lagers schepperte etwas zu Boden. »Komme gleich«, antwortete der Hausmeister.
    »Ich hab eine Frage, Eldur«, rief Ash und begann sich einen Weg durch das Labyrinth aus Kisten, Werkzeug, Ölkanistern, Geräten und undefinierbarem Zeug zu bahnen. »Hast du ein paar Minuten Zeit für mich? Wo, zum Alpha, steckst du?«
    »Hier hinten«, erklang die Antwort.
    Ash fluchte, weil sie sich an einer scharfen Kante das Handgelenk aufriss. Sie leckte das heraussickernde Blut von der Haut und prallte dabei gegen den vor einem Regal knienden Hausmeister, den sie im Halbdunkel übersehen hatte.
    »He, nicht so stürmisch«, beschwerte er sich und kam ächzend auf die Beine. »Was ist denn?«
    »Eldur, was ist die Revision?«, nuschelte Ash, die immer noch ihr Handgelenk an die Lippen drückte.
    »Was machst du da?« Eldur betrachtete sie missmutig.
    »Hab mir da vorne an irgendetwas die Hand aufgekratzt.«
    Er packte sie wortlos am Ellbogen und zog sie in den hinteren, den Blicken verdeckten Teil des Raumes. Ash erkannte überrascht, dass der Hausmeister sich hier in der Ecke ein sauberes, ordentliches und sogar recht gemütliches Refugium eingerichtet hatte. Sie sah ein durchgesessenes Sofa, einen verschlissenen Lehnsessel, einen dreibeinigen Tisch, dessen viertes Bein durch eine hochkant gestellten Kiste ersetzt wurde, und einen Ofen, in dem ein Feuer brannte. In einem Regal aus gestapelten Kisten waren Tassen und ein paar Gläser, Besteck und Teller verwahrt, ein verbeulter Topf und einige Tüten und Päckchen.
    »Das ist ja eine richtige Wohnung«, entfuhr es Ash, die einen Anflug von Neid verspürte. Sie hatte nur ihr Büro, und das war nicht sonderlich einladend.
    Der Hausmeister bückte sich zu dem improvisierten Regal und holte einen sauberen Lappen und eine verkorkte Flasche hervor. »Zeig mir den Kratzer.«
    »Es ist nichts«,

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