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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wehrte Ash ab. Ihr Handgelenk brannte, aber ihr Verstand gab zu bedenken, dass es eine Tote wenig stören dürfte, wenn sie sich verletzt hatte. Es wunderte sie nur, dass sie überhaupt blutete.
    Eldur ließ sich nicht abwimmeln. Er griff nach ihrer Hand und schob den Ärmel ihrer Jacke hoch. »Nicht schlimm«, sagte er und tränkte den Lappen mit der Flüssigkeit aus der Flasche. Es roch scharf nach Alkohol.
    »He«, protestierte Ash, als er sich mit dem Lappen ihrem Arm näherte. »Du wirst den guten Stoff doch nicht – AUA!« Es brannte höllisch.
    »Halt fest«, befahl der Hausmeister. Er nahm die Flasche und schüttete jeweils eine gut bemessene Portion in zwei Gläser. »Hier. Skál.« Er setzte das Glas an und kippte den Schnaps in einem Zug hinunter.
    Ash nippte, verzog das Gesicht, nippte ein zweites Mal, hustete und trank den Rest. Dann zischte sie. »Was ist das?«, fragte sie heiser und trocknete sich die Augen.
    »Brennivín * «, sagte er und schenkte ein zweites Mal nach. »Rezept aus meiner Heimat. Selbstgebrannt.«
    »Was für ein grandioser Fusel«, murmelte Ash. »Wird man davon blind?«
    Er kippte auch das zweite Glas, ohne die Miene zu verziehen, sah sie herausfordernd an. Ash reckte das Kinn, begegnete seinem spöttischen Blick mit Trotz und goss ihr Glas ebenso zügig hinunter, wie er es vorgemacht hatte. Den Hustenanfall bekam sie einigermaßen in den Griff und grinste ihn an.
    Er nickte wortlos und anerkennend und schenkte erneut nach. Ash rollte die Augen. »Was hast du vor?«
    Eldur beugte sich vor und packte ihr Handgelenk, nahm den Lappen ab, den Ash darumgewickelt hatte, und betrachtete die Tätowierung. »Was bedeutet das?«
    Ash folgte verständnislos seinem Blick. Starrte die Tätowierung an, rieb mit dem Daumen darüber, zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. War vor meiner Zeit.« Sie kicherte und bekam einen Schluckauf.
    Eldur verzog keine Miene. Er schenkte nach und schob ihr das Glas hin. »Trink. Das hilft gegen Hiksti * .«
    »Hiksti«, wiederholte Ash und kicherte wieder. »Wie nett. Hiksti. Hupp … Skál!« Sie kippte den Schnaps, der überhaupt nicht mehr brannte, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, grinste, schob Eldur das Glas zum Nachfüllen hin. Er nickte nachdenklich und füllte es auf.
    »Was wolltest du wissen?«, fragte er und trank. Ash, die Mühe hatte, ihre Augen auf einen Punkt zu konzentrieren, fragte sich, warum man ihm überhaupt nichts anmerkte. Er saß aufrecht und ruhig da, fuhr mit dem Daumen über eine Kerbe im Tisch und schob sein Glas nachdenklich hin und her.
    »Revision«, sagte Ash. »Ich bin eingeteilt.«
    Er nickte und schenkte nach. »Dumme Sache.«
    Ash nahm das Glas entgegen, musterte es misstrauisch und schielte dann auf die Flasche, die immer noch Flüssigkeit zu enthalten schien. »Bodenlos, hm?«, sagte sie und leerte es in einem Zug. Warum tat sie das eigentlich? Mochte sie Schnaps überhaupt? Sie konnte sich nicht erinnern.
    »Bodenlos, ja.« War da ein Lächeln in seinem Gesicht oder hatte das Feuer im Ofen nur einen Schatten geworfen, der Eldurs Narben tanzen ließ? Ash kniff die Augen zusammen und starrte Eldur an. Er sah anders aus. Irgendwie – jünger? Weniger – hausmeisterlich? Sie trank und unterdrückte ein Aufstoßen. »Hiksti«, murmelte sie und schob dem Hausmeister, der gar nicht mehr wie ein Hausmeister aussah, ihr Glas zum Nachfüllen hin.
    Das Feuer im Ofen zischte wie ein erboster Drache. Die Flammen tanzten und warfen zuckende Schatten über Eldur und die Dinge auf dem Tisch. Ash fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit beinahe lebendig. Ihr war angenehm warm, sie fühlte das Blut durch ihre Adern rinnen (oder war es der Schnaps? Egal!), ihr Herz schlug wieder, ihre Gedanken waren klar und kühl, wenn auch in einer fremden Sprache verfasst. Die Sprache, die Eldur sprach. Hiksti und Skál und Brennivín und Eldur und Lygari.
    »Was bedeutet eigentlich ›Eldur Lygari‹?«, hörte sie sich fragen.
    Der fremde Mann, der ihr gegenüber saß und ihnen beiden pausenlos nachschenkte, grinste wie ein Wolf. Nein, korrigierte Ash sich stumm, wie ein Fuchs. Das war ein Fuchsgrinsen – listig und ein bisschen böse, sehr verschlagen und überaus hinterhältig. Das Grinsen eines notorischen Lügners. Was hatte Murgatroyd gesagt? »Du bist ein Lügner«, warf Ash dem Mann vor. »Murgs sagt das, und ich glaube ihm. Hiksti!«
    »Skál«, erwiderte der Mann. Er trank, schenkte nach, und stand auf, um Holz in den Ofen zu

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