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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Stimme seine stilistischen Grübeleien. Macnamara formte sein Gesicht zu einem Ausdruck, der höchste Konzentration, ergebenes Zuhören und bereitwilligen Pflichteifer ausdrücken sollte.
    »Haben Sie Verdauungsstörungen? Hören Sie auf, Grimassen zu schneiden«, wies sein Vorgesetzter ihn zurecht.
    Macnamara glättete seine Miene zu professioneller Neutralität und seufzte nur innerlich. Er sah das verhaltene Schmunzeln des Sekretärs und zwang sich, gleichmütig geradeaus zu blicken, obwohl er innerlich kochte. Dinesh. Dieser aalglatte, ölige, widerliche Schleimer! Hielt sich für was Besseres, weil Dellinger ihm vertraute wie keinem Zweiten. Wobei es Macnamara äußerst schleierhaft war, wie jemand mit Verstand zwischen den Ohren so einem widerlichen Karrieristen wie Dinesh …
    »Macnamara?« Der Direktor trommelte ungeduldig mit den Fingern. »Sie wirken abwesend. Brauchen Sie Urlaub?«
    »Nein, Herr Direktor. Ich bin ganz Ohr.« Macnamara klemmte den Zeigefinger in seinen Kragen und lockerte ihn eine Winzigkeit. Er fühlte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief.
    Dellingers Blick spießte ihn auf. Der Direktor fuhr sich mit seinen gepflegten, perfekt manikürten Händen glättend über das Haar, nickte knapp und fuhr fort: »Wir werden also vor allem nach Unregelmäßigkeiten in den Akten der Personalabteilung zu suchen haben. Macnamara, Sie wissen Bescheid. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Antagonistides nicht genehmigte Transfers vom Limbus in die Zentrale und auch umgekehrt ausführt. Unsere Rechnungsabteilung hat die Bücher geprüft, sie scheinen in Ordnung zu sein. Also sind möglicherweise die Bilanzen frisiert worden. Von einem Könner!«
    Macnamara wiegte skeptisch den Kopf. »Die haben keine Könner in der Buchhaltung«, wandte er ein. »Ich kenne die Jungs. Die schaffen es gerade mal, ihre Finger korrekt zu zählen. Von denen kann keiner eine Bilanz so frisieren, dass es nicht schon beim ersten Blick auffällt.« Die Könner sitzen alle im Himmlischen Office, dachte er. Und die besseren Soldaten greifen die Engel auch ab. Eigentlich kann die Zentrale einem leidtun.
    »Ich sehe Ihnen an der Nasenspitze an, was Sie denken, Macnamara«, sagte der Direktor scharf. »Ich habe Ihnen schon einmal etwas zu Ihren seltsamen und unangebrachten Sympathien gesagt. Sie gehören dem PLAN an. Wir sind unparteiisch, Macnamara! Unbestechlich, unparteiisch, unmanipulierbar!«
    »Ja, Chef«, sagte Macnamara mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich bin Ihr Mann. Sie können sich auf mich verlassen.«
    Dellingers Blick verlor seine Kälte, er lächelte sogar ein wenig. »Das weiß ich, Mac. Aber ich möchte nicht, dass Metatron uns Parteilichkeit vorwerfen kann. Er sucht seit langem nach einem Weg, den PLAN kaltzustellen. Das wird ihm aber nicht gelingen!« Seine Kiefermuskeln mahlten.
    Macnamara bemerkte überrascht, dass er stramm stand. Er! Dem alles Militärische verhasst war! Er räusperte sich rau, versenkte demonstrativ die Hände in den Taschen seines Trenchcoats und stand bequem. Schade, dass er nicht rauchte, eine Zigarette, die lässig in seinem Mundwinkel wippte, wäre jetzt genau das Richtige gewesen. »Wir werden das Kind schon schaukeln, Boss«, sagte er gedehnt.
    Dinesh schnaubte amüsiert und Dellinger zog die Brauen zusammen. »Lassen Sie das, Mac. Das macht mich nervös!« Er schob seinem Mitarbeiter einen dünnen Aktenordner hin. »Hier ist Ihr Marschbefehl. Sie bekommen noch einen Engel zugeteilt, wie immer.« Er blickte seinen Sekretär an. »Wer ist es?«
    Macnamara sah, wie die beiden einen Blick wechselten, den er schlecht einordnen konnte. Vetraulich? Verschwörerisch? Wie auch immer, er hasste diese Blickwechsel zwischen dem Direktor und seinem persönlichen Sekretär. Beinahe hätte er angewidert ausgespuckt, und nur der kostbare Perser, auf dem er stand, ließ ihn den Impuls hinunterschlucken.
    »Ein Anwärter«, antwortete der Sekretär mit ausdrucksloser Miene. »Frisch aus dem Limbus. Er wurde für diese Mission ausgewählt, damit wir seine Tauglichkeit für den PLAN prüfen können. Die Himmlischen Heerscharen wären uns dankbar, wenn wir ihn übernähmen.«
    »Hm«, sagte Dellinger unzufrieden. »Warum wollen sie ihn loswerden?«
    »Deserteur«, erwiderte der Sekretär knapp. »Hat mit einer Soldatin der anderen Seite kollaboriert, um zu fliehen. Ist bei dem Fluchtversuch suspendiert worden.« Er schob dem Direktor einen fotokopierten Personalbogen hin und deutete mit

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