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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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schieben. Ash beobachtete interessiert, dass er das mit der bloßen Hand tat, und nicht nur das – er schob sogar die Scheite zurecht und rührte in der Glut herum, ohne dass ihn das im Mindesten zu verletzen schien. Er hustete tief aus seiner Brust etwas empor, spuckte es ins Feuer und starrte eine Weile in die Flammen. Wieder griff er ins Herz des Feuers. Die Flammen tanzten auf seinen Fingern und leckten über seine Handfläche, als begrüßten sie einen alten Freund.
    »Meine Güte, muss ich besoffen sein«, konstatierte Ash, während sie beobachtete, wie er einen glühenden Brocken aus dem Feuer nahm und mit seiner Faust umschloss. Er stand auf und kehrte zum Tisch zurück. »Ich habe mich geirrt. Du bist doch kein Mensch«, sagte sie traurig. »Ein Dämon. Ach, wie schade. Noch ein Dämon.«
    Eldur legte das, was er aus dem Feuer geholt hatte, vor sie auf den Tisch. Es war ein schwarzer, unregelmäßig geformter Brocken eines undefinierbaren Materials. Ash berührte ihn vorsichtig mit der Fingerspitze. Er war kühl, trocken und fühlte sich rau an. »Holz? Kohle? Teer?«, fragte sie.
    Eldur zuckte mit den Achseln. »So was in der Art. Trag es bei dir. Es wird dich beschützen. Wenn du das Feuer brauchst, kannst du es damit rufen.«
    Sie lachte. »Ein Talisman? Ach, wie niedlich. Ich werde ihn »Hiksti« nennen.«
    »Guter Name«, stimmte der Mann zu und schenkte die Gläser voll.
    Tanzende Flammen, zuckende Schatten, glosende Glut. Feuer. Sie saß mitten in einer Feuersbrunst, trank mit einem Mann aus Feuer brennendes Wasser, fühlte die Glut durch ihre Adern rollen und Flammen aus ihren Augen lodern. »Das ist schön«, sagte sie.
    »Sehr schön«, bestätigte er belustigt. »Du bist eine echte, wahrhaftige Feuerzähmerin.«
    »Hm?«, machte sie unaufmerksam. »Ich bin was? Du faselst, Flammenmann.«
    Er grunzte und schenkte nach. »Flammenmann – das ist gut.« Er blies die Wangen auf und pustete. Ein Windstoß fegte Dinge aus dem klapprigen Regal.
    »Entschuldigung. Luftmann.« Ash begann zu lachen und konnte nicht mehr aufhören. »Luft oder Feuer? He, du solltest dich entscheiden, Mann. Wirklich. Du kannst nicht beides sein, auch als Dämon nicht!«
    »Kein Dämon«, erklärte er beleidigt. »Und ich kann wohl beides sein. Siehst du doch!« Er kippte ein wenig vornüber, als er nach der Flasche griff, und musste sich am Tisch festhalten.
    »Hiksti«, kommentierte Ash. »Du bist besoffen, Flamme.«
    »Bin ich nicht«, sagte er. »Aber du bist besoffen, Esche.«
    »Dann sind wir eben beide bes… huff.« Sie stieß auf. »Ich glaube, ich könnte jetzt Feuer spucken. Kannst du das auch? Flamme?«
    »Kinderspiel«, sagte er. »Mach ich jetzt aber nicht.« Er wedelte mit der Hand. »Alles leicht entzündlich hier.«
    Sie trank und lachte, er lachte und trank. Die Flasche wurde und wurde nicht leer.
    Irgendwann fand Ash sich auf dem Sofa wieder. Alles drehte sich, und rund um sie war glosende Glut und flackerndes Feuer. Sie verspürte keine Angst. Es war warm und gemütlich. Auch, als das Feuer über ihre bloßen Arme zu wandern begann, die Flammen auf ihrer nackten Haut tanzten und die Glut sie nach und nach am ganzen Leib bedeckte, war da keine Angst, sondern nur das Vergnügen an der zärtlichen Berührung des Feuers, an seinen sanften Liebkosungen, an seiner sengenden Hitze und schimmernden Glut, die ihr Inneres ganz und gar ausfüllte. Ash streckte sich, schnurrte, murmelte »Hiksti, Flamme« und schlief ein.

14
    Und er spricht:
Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!
    M acnamara musterte seinen Vorgesetzten nicht ohne Sorge.Dellinger war ein mächtiger Mann, ein sehr mächtiger Mann. Vor dem Direktor des PLANs zitterten die Himmlischen Heerscharen ebenso wie die Dunklen Mächte. Man erzählte sich, sogar JHWH * , der HErr, der sich völlig aus dem Tagesgeschäft seines Ressorts zurückgezogen hatte und die Leitung des Himmels seit Äonen dem Engel Metatron überließ, wäre für den Direktor jederzeit zu sprechen.
    Dellinger war beunruhigt, das war deutlich zu sehen. Macnamara korrigierte sich stumm: Das war für seine Augen deutlich zu sehen. Er war Dellingers rechte Hand, sein Mann fürs Grobe, derjenige, der für den Direktor die Kartoffeln aus dem Feuer holte.
    Macnamara gestattete einem Teil seines Gehirns, abzuschweifen. Holte man metaphorische ›Kartoffeln‹ aus dem Feuer? Oder waren es doch eher ›Kastanien‹?
    »Sind Sie bei uns, Macnamara?«, unterbrach Dellingers sanfte

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