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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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spitzem Finger auf das unscharfe Bild und den Namen des Engels.
    Macnamara sah, wie die Miene des Direktors zu Eis gefror. »Hast du den Kandidaten ausgesucht, Dinesh?«, fragte er mit klirrender Stimme.
    »Metatron selbst«, erwiderte der Sekretär ungerührt. »Tut mir leid, Chef.«
    Dellinger fauchte wie eine erboste Katze, und der Sekretär wich einen Schritt zurück.
    »Na gut.« Der Direktor gewann mühsam seine Fassung zurück und reichte den Personalbogen an Macnamara weiter. »Ihr Assistent für diese Mission. Prüfen Sie den jungen Mann auf Herz und Nieren. Schonen Sie ihn nicht. Wenn er nichts taugt, schicke ich ihn mit einem Tritt in den zarten Hintern zurück zu Metatron. Dann kann er im Himmlischen Office von mir aus bis zum Jüngsten Tag Akten abstauben!«
    »Okay, Chef«, sagte Macnamara erstaunt. Warum regte Dellinger sich dermaßen über einen gewöhnlichen Anwärter auf? Von so jemandem hätte der Direktor sonst nicht einmal Notiz genommen, wenn er vor ihm auf den teuren Teppich gekotzt hätte.
    Er warf einen flüchtigen Blick auf den Personalbogen. Netter Junge, dachte er. Deserteur. Das klingt nach einem Burschen, mit dem ich arbeiten kann.
    »Mac?« Dellinger klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. »Ich bin noch nicht fertig. Darf ich also noch ein paar Minuten um Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bitten?«
    Macnamara hinderte seinen Körper daran, schon wieder strammzustehen. »Selbstverständlich, Chef«, sagte er.
    Der Direktor warf seinem Sekretär einen weiteren dieser Blicke zu. »Was ist mit dem Alten?«
    »Er sitzt in Wartezimmer Drei«, sagte der Sekretär mit süffisanter Miene. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Seit zweieinhalb Stunden. Dürfte langsam weichgekocht sein.«
    »Hm.« Dellinger wirkte unzufrieden. »Ich möchte mich nicht mit ihm beschäftigen müssen. Übernimm du ihn für mich, wimmle ihn ab. Wir haben weder die Ressourcen noch die Zeit für diese Relikte mit ihren Empfindlichkeiten und ihrem ständigen Gejammer um Aufmerksamkeit.«
    »Sie sollten den Anstand besitzen, einfach von der Bildfläche zu verschwinden«, stimmte der Sekretär zu. »Ich schicke ihn wieder in sein Altersheim zurück.«
    »Mac, Sie wissen Bescheid. Der Junge wartet draußen auf Sie. Weisen Sie ihn ein, nehmen Sie ihn hart ran, schonen Sie den Burschen nicht. Wir können keine Versager brauchen. Ich erwarte regelmäßig Ihren Bericht. Danke, das war alles.« Er stand auf und verließ das Büro durch die unauffällige Tapetentür.
    Dinesh schob die Akten auf dem Schreibtisch zusammen und summte leise dabei. Er sah auf und blickte Macnamara fragend an. »Ist noch was?«
    Macnamara knirschte mit den Zähnen. Arroganter kleiner Widerling. Genoss es, ihn auch noch zappeln zu lassen. »Mein Passierschein«, sagte er. »Und meine Waffe.«
    »Ah, wo habe ich meinen Kopf?« Dinesh schlug mit der Hand gegen seine Stirn. Affektierter Pinsel, dachte Macnamara. Dir würde ich gerne das Grinsen aus dem Gesicht prügeln …
    »Hier bitte«, Dinesh schob ihm die Quittung hin, wartete, bis Macnamara unterschrieben hatte, und reichte ihm dann erst seinen Ausweis, den Passierschein und den Annullator.
    Macnamara klemmte den Ausweis an den Kragen seines Mantels und steckte die Waffe und den Passierschein ein. Er tippte mit einem Finger an seine Hutkrempe, sagte: »Bis dann, Kumpel. Immer schön sauber bleiben«, und genoss die entgleisende Miene des Sekretärs.
    Im Hinausgehen hörte er noch, wie Dinesh »Schicken Sie ihn jetzt zu mir rein, Aram«, in die Sprechanlage sagte.
    Macnamara blieb hinter der Tür stehen und nestelte an seinem Ausweis herum. Wer mochte der »Alte« sein, den die beiden so lange hatten schmoren lassen? Neugier war sein zweiter Vorname – er ließ den Ausweis aus der Hand fallen, schoss ihn mit einer schnellen Bewegung unter ein Tischchen, rief: »Oh, wie ungeschickt von mir«, und kniete sich hin, um danach zu angeln.
    Aram, der junge Assistent, machte Anstalten, ihm zur Hilfe zu kommen, aber Macnamara winkte ab. »Lass nur, Junge. Ich bin noch nicht zu alt für ein bisschen Gymnastik.«
    Aram sank wieder in seinen Stuhl und griff nach dem Telefon, um ein paar Worte in den Hörer zu murmeln. Macnamara tat so, als wäre der Ausweis bis hinten zur Wand durchgerutscht, obwohl er ihn längst zwischen den Fingern hatte. Er ächzte ein bisschen und drehte den Kopf zur Tür, die zu den Wartezimmern führte. Feste Schritte waren zu hören, dann schwang die Tür energisch auf und eine große,

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