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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Lebens streichen
    M acnamara sah so zufrieden aus wie die Katze, die den Sahnetopf unbeaufsichtigt gefunden hatte. Er lehnte in seinem Stuhl, stemmte die Füße gegen den Schreibtisch, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und blinzelte zur Decke. Sein Trenchcoat und der Hut hingen am Haken hinter der Tür.
    »Da seid ihr ja«, sagte er. Ravi, der als erster hereinkam, grinste verlegen und murmelte etwas von »Pause überzogen«.
    Ash nieste verdrießlich und putzte ihre Nase. »Ich glaube, ich hab eine Stauballergie.« Sie ging zur Heizung und drehte am Ventil. »Ich weiß nicht, warum überall diese verdammten Heizkörper kaputt sind«, schimpfte sie. »Ich friere mir noch mal den Hintern ab.«
    »Vorhin war ein Handwerker hier, der uns eine tragbare Heizung bringen wollte«, sagte Ravi hilfsbereit. »Soll ich mich darum kümmern?« Er lächelte Ash an.
    »Danke, Kleiner, das kann ich selbst.« Ash lächelte zurück.
    Macnamara grinste in sich hinein. »Hattet ihr eine schöne Pause?«, fragte er. »Also, legen wir los.« Er nahm die Füße vom Tisch und zog eine Schublade auf. »Gonzo hat mir eine Liste der Archive gegeben, in denen wir uns genauer umsehen müssen. Ich besitze nicht alle Schlüssel, aber er besorgt uns den Rest.«
    Er schob ein eng beschriebenes Blatt Papier über den Tisch und sah Ash fragend an. »Sagt Ihnen das was?«
    Sie schnäuzte sich noch einmal gründlich und nahm sich die Liste vor. Die aufgeführten Räume füllten eine ganze Seite. »Damit sind wir die nächsten drei Äonen beschäftigt.« Ash gab Macnamara die Liste zurück und hockte sich auf die Schreibtischkante. »Ich kenne nur einen Teil der Archive. Aber die meisten davon sind doppelt so umfangreich wie das, in dem wir gerade arbeiten. Und das sind, so viel ich weiß, noch die Kleineren.« Sie zuckte die Achseln.
    Ravi, der sich an den anderen Schreibtisch gesetzt hatte und den Inhalt der Schubladen untersuchte, blickte auf. »Können wir keine Verstärkung anfordern, Mac?«
    Der Major stützte das Kinn auf die Hand und blickte mit gerunzelter Stirn auf die Tischplatte. »Nein«, erwiderte er kurz. »Wir sind chronisch unterbesetzt. Wenn Dellinger mich schickt, erwartet er, dass ich alleine zurechtkomme. Verflucht.«
    Ravi fuhr zusammen. Ash trommelte mit der Ferse gegen die Seitenwand des Schreibtischs. »Dann lasst uns doch einfach ein paar lokale Hilfskräfte rekrutieren. Hier sitzen mehr unterbeschäftigte Dämonen herum als es Spinnen in meinem Büro gibt.«
    »Danke für das »uns«, erwiderte Macnamara. »Sie gehören ja eigentlich zum gegnerischen Team.« Er streckte die Hand aus und klopfte Ash aufs Bein. »Und danke für den originellen Einfall. Ich fürchte nur, das bekomme ich Ihrer Personalabteilung nicht verkauft.«
    Die drei schwiegen. Ash kaute auf ihrem Daumennagel. »Personalabteilung«, sagte sie nach einer Weile. »He, Mac. Sie sind doch befreundet mit Murgs.«
    Macnamara nickte langsam. »Das stimmt. Aber er kann so eine Aktion nicht auf seine Kappe nehmen.«
    Ash polierte ihren Nagel am Ärmel. »Dann muss er uns sagen, wen wir alles bestechen müssen. Und womit.« Sie grinste.
    »Oh«, machte Ravi und verzog das Gesicht. »Das ist aber … kein ordnungsgemäßes Vorgehen.«
    »Hier schon«, erklärte Ash. Sie legte den Kopf auf die Seite und betrachtete den jungen Engel. »Verdammt, verflucht und zugenäht«, sagte sie mit honigsüßer Stimme.
    Ravi zuckte heftig zusammen und blickte zur Decke.
    »Dreimal verfickter Höllendreck«, setzte Ash hinzu.
    Ravi schlug die Hände vor die Ohren und sah sie wütend an.
    »Was passiert eigentlich, wenn du aus Versehen mal selbst fluchst, Engelchen?«, fragte sie. »Fällst du dann vor Schreck tot um?«
    Macnamara fing an zu lachen. »Sie sind alle so konditioniert, wenn sie bei uns anfangen. Das gibt sich mit der Zeit. Jetzt hören Sie aber bitte auf, meinen Mitarbeiter aufzuziehen, junge Frau. Ihre Idee ist nämlich bedenkenswert.« Er griff zum Telefon, dachte kurz nach und wählte dann eine Nummer.
    »Murgs«, sagte er, als am anderen Ende sich eine Stimme meldete, »kann ich unter vier Augen mit dir sprechen? Nein, nicht am Telefon.« Die Stimme im Hörer quäkte eine Antwort. »Fein, ich bin unterwegs.« Er legte auf und schwang seinen Stuhl herum. »Bin gleich wieder da. Ihr könnt ja derweil im Archiv weitermachen.« Hut, Mantel, Tür auf, Tür zu.
    Ash sah Ravi an. »Bist du böse, weil ich dich geärgert habe?«
    Der junge Engel schüttelte den Kopf.

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