Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
hebt die Hand wie eine Fackel. Ihre Finger brennen wie Kerzen, Rauch steigt davon in die Luft, es riecht nach gegrilltem Fleisch. Funken und verkohlte Fetzen fallen von ihr ab und bleiben als Spur ihrer Schritte hinter ihr liegen.
    Sie muss sich beeilen, den Ausgang zu finden, bevor sie vollkommen zu Asche verbrennt. Ash lacht über die Ironie des Gedankens. Ash zu Asche, Staub zu Staub.
    Eine lange Tafel steht in der Mitte der Höhle. Sie ist vor langer Zeit einmal festlich gedeckt worden, aber jetzt ist sie verkrustet von Guano und Staub. Ash streicht mit der Hand über das modernde Tischtuch, das augenblicklich in Flammen steht.
    Ihre Schritte werden mühsamer. Sie kämpft sich über den unebenen Boden voran wie durch zähen Schlick.
    Unvermittelt steht ein alter Mann vor ihr. Er ist beeindruckend groß und kräftig, trägt einen weiten Mantel und stützt sich auf einen Stock. Sein Hut bedeckt einen Teil seines Gesichtes, aber ein helles Raubvogelauge fixiert sie furchtlos, wenn auch erstaunt. »Wer bist du?«, hört sie ihn durch das Heulen der Flammen sagen. »Loki?«
    Sie öffnet den Mund, um ihm zu antworten, und eine Stichflamme schießt zwischen ihren Lippen hervor. Sie trifft den alten Mann, dessen Schulter zu brennen beginnt. Er schüttelt sich ungeduldig, als wäre das Feuer nichts weiter als ein Möwenschiss, und richtet seinen Stock auf sie. Der Stock ist gar kein Stock. Es ist ein Speer, und seine Spitze trifft sie in die Brust, dringt zwischen ihren Rippen hindurch, durchstößt ihr glühendes Herz und fährt wieder aus ihrem Rücken hervor.
    Der Speer beginnt zu brennen. Ash lacht mit verkohlten Lippen, Flammen schießen mit jedem Atemzug aus ihrem Mund und ihren Nasenlöchern und entzünden den Mantel des alten Mannes, der immer noch mit erstaunter Miene vor ihr steht. Jetzt erkennt sie ihn endlich. Was für ein großartiger Witz das ist.
    Sie hebt das, was von ihrem Gesicht übrig ist, empor und atmet ein letztes Mal heftig aus. Die Flammen schießen empor und entzünden uraltes, trockenes Wurzelwerk.
    Bevor sie zu Asche zerfällt, hört sie den alten Mann schreien.
    Der Schrei klang noch in ihren Ohren, als sie hochfuhr. Ash wischte sich fahrig über das Gesicht, betrachtete ihre Hände, ihren Körper – aber da war keine Spur von Flammen oder Verbrennungen. Sie atmete tief ein und wieder aus.
    »Hm?«, brummte Eldur, in dessen Arm sie geruht hatte. Er öffnete schläfrig die Augen. »Was ist?«
    »Ich habe geträumt«, sagte Ash. »Es war ziemlich gruselig.«
    Sie gähnte und reckte sich. »Ich brannte. Und ich habe irgendjemanden oder etwas in Brand gesetzt. Was war es nur?« Sie dachte nach, aber die Traumbilder verschwanden, während sie sie zu greifen versuchte.
    »Das passiert mir auch gelegentlich«, murmelte Eldur und gähnte.
    Ash lachte und stand auf. »Los, du Faulpelz. Du wolltest mir alles über Passierscheine und Ausgänge, Durchgänge, Passagen und Sackgassen erzählen, was du weißt.« Sie ging zum Ofen und kniete davor nieder, um Holz nachzulegen. »Flamme, mir ist gar nicht mehr kalt«, sagte sie. Legte den Kopf auf die Seite, horchte in sich hinein, lächelte. »Und meine Erkältung ist auch weg. Gibt es dich auf Rezept?«
    Er setzte sich auf, kratzte träge durch sein rotes Haar. »Das ist eine freiwillige Leistung«, erwiderte er. »Die Behandlung bekommt nicht jeder von mir.«
    Ash stand da, einen Holzscheit in der Hand, und sah Eldur grübelnd an. »Du hast erwähnt, du benutzt einen der Wege, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen«, wiederholte sie etwas, das er vor einer Weile gesagt hatte. »Das heißt – du bist nicht tot?«
    Sein Blick war amüsiert. »Sehe ich etwa aus wie ein Toter?«
    Ash stemmte die Arme in die Seiten. »Soll das heißen, ich sehe so aus?«
    Er musterte sie gründlich. Ash schnaubte. Er grinste sie an. Dann hob er die Hand und zog sie an sich. »Du bist anders als die anderen«, sagte er in ihre Halsgrube. Seine Lippen, so narbig sie auch waren, berührten sie weich und zärtlich.
    »Loki«, flüsterte sie seinen wahren Namen und kämmte mit ihren Fingern durch seine Locken. »Du lenkst ab.«
    »Tue ich das?« Er schob sie ein Stück von sich und sah sie lächelnd an.
    »Ja, das tust du.« Ash machte sich los und setzte sich in sicherer Entfernung von seinen Händen in den Sessel.
    »Passierschein«, beharrte sie. »Wozu brauche ich ihn und woher kann ich ihn bekommen?«
    Er lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch. Hinter seinen

Weitere Kostenlose Bücher