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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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verschwinden lassen. Aber es konnte nicht schaden, sich jetzt schon – ohne Beobachter – ein wenig umzusehen.
    Sie wanderte leise summend an den Regalen entlang und zog immer wieder einen Ordner heraus. War da ein Muster? Die violetten und braunen Markierungen schienen alle Neuzugänge zu betreffen, die den Limbus durchlaufen und danach eine feste Aufgabe in der Zentrale übernommen hatten. Die roten Markierungen am oberen Rand schienen Springer wie Gonzalo zu bezeichnen. Einige Einsätze im Limbus, dann wieder eine Etappe in der Zentrale.
    Ash kaute nachdenklich auf ihrer Lippe herum. Violett und Braun. Was war der Unterschied zwischen den beiden? Sie schlug einige Aktenordner aus beiden Kategorien auf und begann sie, Seite für Seite zu vergleichen. Dann lachte sie laut auf. »Dämonen oder Menschen«, sagte sie vergnügt. »Ich bin aber auch manchmal vernagelt!«
    Gut, dann ging es nur um die violett markierten Ordner. Sie fing im ersten Regal an und arbeitete sich langsam durch den obersten Abschnitt. »Männer und Frauen«, rief sie nach einer Weile aus. Das bedeuteten die grünen und blauen Markierungen am Rücken der Ordner. Also gut, violett/grün. Ab jetzt ging es noch schneller.
    Ash begann leise zu pfeifen.
    Sie hatte ein Viertel des ersten Regalgangs abgesucht, als sie hörte, wie die Tür aufging und sich leise wieder schloss. Ash erstarrte und fluchte innerlich. Irgendein übereifriger Aktenschieber hatte sich genau diesen Moment ausgesucht, um hier herumzuschnüffeln! Sie schob sich lautlos in eine Nische, die von zwei über Eck stehenden Regalen gebildet wurde. Hoffentlich verschwand der Bursche schnell wieder.
    Es raschelte. Schritte flüsterten über den Boden. Dann hörte sie, wie jemand anfing, systematisch Ordner herauszuziehen und wieder zurückzustellen. Verdammt, da suchte jemand eine Akte!
    Sie lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Das konnte ja nicht ewig dauern.

    Doch.
    Es dauerte ewig. Raschel, Raschel. Blättern. Raschel, Raschel. Schritte, Rascheln, Blättern. Atmen. Ein unterdrückter, unmutiger Ausruf. Blättern, Rascheln, Kratzen von Pappe auf Metall, Schritte. Ärgerliches Gemurmel.
    Ash schliefen die Beine ein. Sie schob sich aus ihrem Versteck und schlich in den hinteren Teil des Archivs. Mit ein bisschen Glück konnte sie von da aus in einem großen Bogen zur Tür gelangen und dort dann so tun, als käme sie gerade herein. Warum hatte sie es bloß versäumt, abzuschließen?
    Es gab keinen Durchgang vom hinteren Bereich nach vorne. Ash zerbiss einen Fluch und schluckte ihn hinunter. Also blieb ihr keine andere Möglichkeit: Sie musste versuchen, sich an dem Eindringling vorbeizuschleichen.
    Behutsam, Schritt für Schritt, schob sie sich an den Regalreihen entlang. Es war stickig, düster und so still, dass sie das Rascheln, Murmeln und Atmen des anderen hören konnte. Sie kam der Stelle immer näher, an der er arbeitete. Was hatte er hier zu suchen? Dieses Archiv war ausschließlich für Major Macnamara geöffnet worden!
    Sie drückte sich eng an die Wand und schob sich Millimeter für Millimeter vorwärts. Der Lichtschein einer Lampe. Dort stand er, mit dem Rücken zu ihr. Sie konnte sein schwarzes Haar sehen. Die hellen Kleider. Die – weißen Kleider?
    Ash stieß mit dem Fuß gegen einen Hocker, der mit einem lauten Knall umfiel. Der Mann fuhr herum, starrte sie mit riesengroßen Augen erschreckt an. In seiner Hand hielt er einen aufgeschlagenen Ordner.
    »Hallo, Engel«, sagte Ash ärgerlich. »Du hast mich ganz schön ins Schwitzen gebracht. Was treibst du hier?«
    Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, stieß den Atem aus. »Oh, Mann, hast du mich erschreckt«, sagte er heiser. »Seit wann belauerst du mich schon?«
    Ash ging zu ihm, nahm ihm den Ordner aus der Hand und warf einen Blick darauf. »Falsches Geschlecht«, sagte sie. »Wenn du nach deiner Akte suchst, musst du auf die blauen Markierungen achten.«
    Er wirkte ertappt. »Ich habe nicht …«, stammelte er. »Ich wollte nur …«
    Ash lachte. »Was meinst du, wonach ich hier suche?«, sagte sie vergnügt. »Komm, Engel. Wenn wir zusammenarbeiten, sind wir doppelt so schnell. Ich fange dort hinten an.« Sie warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. »Wir haben noch mindestens eine Stunde Zeit.«
    Er grinste erleichtert. »Ravi«, sagte er. »Ich heiße Ravi.«
    »Hatte ich vergessen.« Ash gab ihm einen Klaps. »Dann lass uns mal loslegen, Ravi.«

3
    Nie werde ich seinen Namen aus dem Buch des

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