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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Chef. Morgen gerne wieder, Gonzo.«
    Gonzalo zuckte die Achseln und fixierte Ravi, der immer noch verbissen vor sich hin stapelte. »Na, dann ist er jetzt eben endlich fällig«, sagte Gonzalo vergnügt. »Hallo, Sahneschnittchen. Schon etwas vor heute Abend?«
    Ravi zuckte zusammen und blickte sich Hilfe suchend um. Macnamara nickte ihm aufmunternd zu. »Entspann dich ruhig mal ein bisschen, du bist viel zu verkrampft. Gonzo wird dir gut tun.« Er zwinkerte und schob Ash zur Tür. »Bis morgen, mein Junge.«
    Sie schwiegen, bis beide etwas zu trinken vor sich stehen hatten. Macnamara betrachtete misstrauisch die dunkelrote Flüssigkeit in Ashs Becher. »Sieht ja gefährlich aus«, konstatierte er und nippte an dem bernsteinfarbenen Inhalt seines Glases.
    Ash trank einen größeren Schluck. »Odinsblut«, sagte sie und genoss den honigsüßen Kirschgeschmack.
    »Bah«, machte Macnamara. Er starrte an ihr vorbei ins Leere und drehte sein Glas zwischen den Fingern.
    »Unangenehmer Termin?«, fragte Ash.
    Er verneinte. »Ganz normaler Lagebericht. Ich bin nur müde. Und die Passage durch den Nullraum ist auch für einen alten Dämon wie mich anstrengend.« Er seufzte ein wenig.
    Ash nickte und streckte die Beine aus. Schweigend und trinkend starrten sie aneinander vorbei und hingen ihren Gedanken nach.
    »Ich bringe die Unterlagen mit«, sagte Macnamara unvermittelt.
    Ash sah ihn fragend an.
    »Du wolltest dich doch zum PLAN versetzen lassen.«
    »Ach, die Unterlagen.« Ash war sich nicht mehr sicher, was sie wirklich wollte. Einen Ausgang finden – aber wozu? Um in ein Leben zurückzukehren, von dem sie langsam nicht mehr wusste, ob sie es überhaupt zurückhaben wollte? Es war doch gar nicht mal so übel hier in der Zentrale. Ein bisschen eintönig vielleicht. Aber man konnte es sich nett machen, wenn man sich nicht allzu dämlich anstellte. Und wenn es zu langweilig wurde, ging man eben für ein paar Runden aufs Schlachtfeld. Ash leerte mit grimmiger Entschlossenheit ihren Met. »Ich hab noch eine Verabredung«, sagte sie und stand auf. »Wir sehen uns morgen. Gute Reise, Mac.«
    Der Major nickte müde und hielt sich an seinem Glas fest.
    Eldurs improvisiertes Zuhause war leer. Ash stocherte im Ofen herum und fand ein wenig ersterbende Glut unter der kalten Asche. Sie holte ihre Akte aus der Tasche, löste das Deckblatt mit der merkwürdigen Archivnummer und steckte es wieder ein. Dann drehte sie die verbliebenen Seiten fest zusammen und benutzte sie mit einer Handvoll Späne als Anzünder für ein schönes, großes Holzscheit. Esche, dachte sie, als sie das Scheit in die Flammen schob. Brennt gut. Sie stützte das Kinn auf die Knie und sah ins Feuer.
    Sie sah nicht auf, als jemand hinter ihr den abgeteilten Raum betrat. »Ah, Feuer«, sagte Eldur. Seine Stimme klang merkwürdig. Sie wandte den Kopf und sah ihn an.
    Er stand neben dem wackligen Tisch und blickte mit solch einer Sehnsucht in den Augen in das Ofenfeuer, dass Ash beinahe gelacht hätte. Sie stand auf und legte ihre Arme um ihn. »He«, sagte sie überrascht, »bist du gewachsen?«
    Er blickte auf sie herunter. »Hm. Ja«, erwiderte er verlegen und nahm sie in den Arm.
    Ash lachte. Sie reckte sich und küsste ihn. Seine Lippen waren kühl, und auch seine Hände, die sich unter ihre Jacke schoben, machten sie frösteln. »Was ist denn mit dir?«, fragte sie verwundert. »Habe ich dir meine Erkältung weitergegeben?«
    Er schüttelte den Kopf, ließ sie los und hockte sich vor das Feuer, um seine Hände tief in die Flammen zu schieben. Das Feuer leckt wie ein Hündchen über seine Finger und tanzte auf den Handflächen. Er drehte und wendete die Hände im lodernden Feuer als wäre es nichts weiter als ein warmer Luftstrom.
    »Du bist nicht in Ordnung«, sagte Ash. Er sah krank, müde und unglaublich alt aus. So alt wie er war, dachte sie besorgt. »Was kann ich für dich tun?«
    Er blickte auf. »Du? Nichts«, sagte er schroff. »Es ist die Zeit. Hier verstreicht sie langsamer, aber sie verstreicht dennoch. Ich habe mir Jugend von dir geliehen.« Sein Gesicht wurde weich. »Du bist selbst an diesem Ort so jung und so voller Kraft, Ash. Aber ich darf dich nicht ausnutzen.«
    Sie hockte sich neben ihn und lehnte sich an seine Schulter. »Du darfst. Wenn es dir hilft.«
    Er zog die Hände aus dem Feuer und steckte sie unter den Pullover, dessen zu kurze Ärmel kaum seine Ellbogen bedeckten. »Ah«, machte er. »Nein. Es würde nicht helfen.« Seine Augen

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