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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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lassen«, sagte sie gedankenverloren. Es traf sie nicht, weil sie nichts von dem fühlte, was ihr lebendiges Ich bei diesen Worten vielleicht empfunden haben mochte. »Du hast mich regelrecht abserviert, weil dein Vater es so wünschte. Ich stellte wohl keine passende Gefährtin für den zukünftigen Pâdšâh dar.« Sie blickte auf und betrachtete ihn neugierig. »Du warst aber ein gehorsamer Sohn. Oder ich war nur eins deiner Spielzeuge.«
    Der junge Engel errötete. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das wirklich getan habe«, sagte er leise. »Du bist so …« Er verschluckte, was er hatte sagen wollen. »Ich könnte es hier wieder gutmachen«, sagte er statt dessen. Er griff nach ihrer Hand und drückte einen hastigen Kuss darauf.
    Ash starrte auf ihre verstümmelte Akte nieder und fluchte unterdrückt. Der ganze Aufwand – was hatte sie jetzt davon? Auch noch einen ehemaligen Geliebten an den Hacken, der glaubte, etwas an ihr gutmachen zu müssen. »Schau, Ravi«, sagte sie so behutsam, wie es ihr möglich war, »wir kennen uns eigentlich nicht. Und du hattest zu deinen Lebzeiten schon nicht so großes Interesse an mir, dass du dich meinetwegen mit deinem Vater angelegt hättest. Ist doch gut, wie es jetzt ist, oder?«
    Er nickte widerstrebend. »Aber …«, begann er.
    »Nein«, sagte Ash scharf. »Ich bin nicht interessiert, Engelchen. Du bist mir viel zu … jung.«
    »Oh«, sagte er und wurde flammend rot. »Ich muss mich entschuldigen. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es ist nicht meine Art, aufdringlich zu werden.«
    Ash beugte sich vor und drückte seine Schulter. »Reg dich ab. Es ist nichts passiert, okay? Du hast nach der Lektüre ein schlechtes Gewissen, das ist alles. Jetzt entspann dich.« Sie sprang vom Tisch und starrte unschlüssig auf den Ordner in ihrer Hand. »Ob wir das besser zurücklegen?«
    »Wer sollte sie vermissen?« Seine Augen waren tiefe, dunkle Teiche.
    »Stimmt«, sagte Ash und stopfte die Akte zusammengerollt in die Innentasche ihrer Jacke. »Gehen wir an die Arbeit zurück.«
    Ash war nicht bei der Sache. Sie dachte über den Zufall nach, der sie und Ravi nach dem Tod hier wieder zusammengeführt hatte. Wozu? Das hier war keine Orpheus-und-Eurydike-Kiste, bei der Liebe noch über die letzte Grenze hinaus Bestand hat.
    Sie zwang sich, in eine andere Richtung zu denken. Wer hatte ihre Akte manipuliert? Welche Information war daraus entfernt worden – und warum?
    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie konnte einfach diese Erinnerungs-Pille nehmen, dann hätte sie Zugriff zu allen Informationen, die aus der Akte entfernt wurden. Damit wüsste sie auch wahrscheinlich Bescheid, warum das geschehen war und möglicherweise, durch wen.
    Aber.
    Das große, schwarze, warnende Aber.
    Wenn sie ihre Erinnerungen zurückerhielt, würden zwangsläufig auch ihre Gefühle wiederkehren. Sie hatte Ravi gesagt, dass ihre Liebe nicht so groß gewesen sein konnte, wenn doch die Trennung so einfach und schmerzlos passiert war. Aber sie kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass das nicht stimmte. Sie hatte ihm sicherlich nicht gezeigt, wie sehr er sie verletzt hatte. Natürlich nicht. Das hätte ihm noch mehr Macht verliehen, sie zu verletzen.
    »Schluss«, sagte sie energisch.
    »Ja, gute Idee«, erwiderte Macnamara, den sie gar nicht bemerkt hatte. »Gehst du mit mir noch auf ein Glas in die Kantine?«
    Ash wandelte ihr Kopfschütteln in ein halbherziges Nicken um. »Ich erinnere mich, du wolltest mir noch eine Vorlesung über den PLAN halten«, zog sie ihn auf.
    Seine dunkelroten Dämonenaugen blieben ernst. »Habt ihr euch gestritten, ihr beiden?« Er wies mit dem Kinn auf Ravi, der ein Regal weiter mit finsterer Miene Akten aufstapelte.
    Ash lachte und schüttelte den Kopf. »Engelchen und ich? Mit ihm kannst du gar nicht streiten. Hast du es mal versucht?«
    Ein Lächeln erhellte Macnamaras besorgte Miene. »Die Gehirnwäsche, die sie den Jungs und Mädels im Hauptquartier verpassen, hat es in sich. Aber das hält erfahrungsgemäß nicht lange. Ist nicht der erste Engel, den ich ausbilde.«
    »Hola!« Gonzalo steckte den Kopf durch die Tür. »Wen von euch darf ich heute Nacht vernaschen? Chica , hättest du mal wieder Lust auf einen Mex?«
    Ash winkte mit gespieltem Entsetzen ab. »Igitt. Mexikaner am Abend bringt Unglück, weißt du das nicht?«
    Gonzalo grinste und blinzelte Macnamara zu. Der schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe heute noch einen Termin bei meinem

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