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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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unsere Akten gefunden.«
    Sie sah ihn überrascht an. »Du machst Witze.«
    Seine schwarzen Augen funkelten vergnügt. Er schüttelte den Kopf und legte den Finger auf die Lippen. Dann öffnete er den steifen Kragen seiner hochgeschlossenen Jacke, steckte die Hand darunter und zog eine Ecke eines dünnen Ordners hervor.
    Ash rieb sich über die Nase. »Hast du hineingesehen?«
    Ravi stopfte den Ordner zurück und schloss den Kragen. »Ich habe einen Blick hineingeworfen und kalte Füße bekommen«, entgegnete er leise. »Will ich wirklich wissen, wie ich gestorben bin? Wie wird es sich anfühlen, zu wissen, wer meine Eltern waren und ob ich Geschwister hatte? Eine Freundin oder eine Frau, die um mich weint?« Seine Miene war noch ernster als gewöhnlich. Er senkte den Kopf, bis seine rabenschwarzen Haare sein Gesicht vor ihr verbargen.
    Ash konnte das alles gut nachvollziehen. Sie hatte gedacht, dass es leichter für sie sein würde zu entscheiden, ob sie Lokis Tablette nehmen sollte, wenn sie die nüchternen, unsentimentalen Fakten zu lesen bekam, bevor sie sie wieder zu ihren ureigenen Erinnerungen machte.
    Ash legte ihren Arm um Ravis Hüfte und wisperte ihm ins Ohr: »Wir tauschen. Ich lese deine Akte und du meine. Damit haben wir dann noch eine Sicherung eingebaut.«
    Er nickte zögernd. »Gut. Das machen wir. Wo?«
    Ash sprang vom Tisch und rief: »Mac? Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
    Der Major hielt inne und sah fragend zu ihr herüber.
    »Wir brauchen eine Pause. Ist das okay?«
    Er winkte und grinste. »Geht, Kinder, erholt euch. Amüsiert euch gut. Lasst euch Zeit – du hast mir schließlich viel Aufwand und Mühe gespart!« Er zwinkerte ihr zu.
    Ash bedankte sich und grinste in sich hinein. Sollte er ruhig denken, dass sie und Ravi … es störte sie nicht. Sie nahm Ravis Hand und zog ihn mit sich.
    »Wir gehen in mein Büro«, sagte sie. »Da stört uns niemand. Du leidest hoffentlich nicht unter einer Arachnophobie.«

    Der Engel blieb in der Tür stehen und sah sich um. »Das ist dein Büro«, sagte er.
    Ash trat fest gegen die tropfende Heizung und zuckte die Achseln. »Klein, aber mein«, sagte sie. »Hock dich meinetwegen auf die Liege.«
    Ravi betrachtete das schmale Feldbett misstrauisch, dann ließ er sich vorsichtig darauf nieder. »Hast du kein anderes Zimmer?«
    Ash setzte sich auf ihren Schreibtisch und zog die Beine unter sich. »Nein«, erwiderte sie schroff. Sie sah Ravis betrübte Miene und lächelte. »Das ist hier kein Luxushotel, Engelchen. Das hier ist die Hölle.«
    Er seufzte. »Im Hauptquartier haben wir gar keine eigenen Zimmer«, gab er zu. »Schlafsäle.«
    Ash verzog das Gesicht. »Das bekämst du hier nicht durch.« Sie streckte die Hand aus. »Los, her mit deiner Akte. Ich sterbe vor Neugier.«
    Ravi ächzte und öffnete seine Jacke. Ash beugte sich vor und nahm den Ordner entgegen, den er ihr reichte. Sie schlug ihn nicht gleich auf, sondern fixierte den jungen Engel. »Ravi«, sagte sie ruhig, »das wird jetzt sehr intim. Wir werden Dinge voneinander erfahren, die uns selbst verloren gegangen sind. Willst du das wirklich?«
    Er überraschte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Ich riskiere es«, sagte er mit seiner erstaunlich tiefen Stimme. »Und du?«
    Ash erwiderte das Lächeln. Er war ein hübscher Junge, und wenn er lächelte, ging die Sonne auf. Sein Name passte wirklich zu ihm.
    »Also dann, Sportsfreund. Auf die Plätze, fertig – los!« Sie schlug den Ordner auf und überflog die ersten Seiten. Dann blätterte sie zurück und las noch einmal gründlicher. »Junge, Junge«, murmelte sie. »Ravi, du warst ein richtig privilegiertes Söhnchen.«
    Er blickte auf. Sein Blick war unkonzentriert und verwirrt. »Was?«
    Ash wiederholte ihre Worte und deutete auf den Ordner. »Du. Papas Goldstück. Deinem Vater gehört sozusagen das Land, in dem du gelebt hast. Er ist der dortige Alpha. Und du bist – warst sein Kronprinz.«
    Ravi nickte erstaunlich desinteressiert. »Davon habe ich jetzt ja nicht mehr wirklich etwas«, sagte er trocken. »Lass mich weiterlesen, Ash. Du warst – eine ziemlich seltsame Pflanze.« Mit diesen Worten senkte er den Kopf wieder über seine Lektüre.
    Ash sah ihn verblüfft an, aber er vertiefte sich in ihren Ordner.
    »Hm«, machte sie unzufrieden und blätterte weiter. »Militärakademie«, sagte sie nach einer Weile. »Armes Schwein. Da bist du nach deinem Tod ja gleich wieder in gewohnter Umgebung gelandet.«
    »Ich hasse das

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