Projekt Atlantis
herüber und nickte. Da begann er zu verstehen, dass Peter nichts davon ahnte, dass nur er selbst diesen besonderen Kontakt zu ihr hatte. Es war, als habe sich ein neuer Sinn in ihm weiterentwickelt. Nach dem ersten gemeinsamen Erlebnis in der Höhle vor einigen Jahren hatte es begonnen, und jetzt war es fortgeschritten. Sie hatte sich ihm geöffnet, und nun war er mit ihr noch enger verbunden als zuvor. Er konnte ihre Gefühle spüren, fast verstehen, was sie dachte.
Sie gingen schweigend durch die Gänge. Stefanie war zielstrebig, den Weg zum Ausgang kannte sie gut, und nach einer Weile befanden sie sich in Korridoren, die Patrick wiedererkannte. Peter, einen Schritt hinter ihnen, war in Gedanken versunken.
Sie erreichten den großen Hof am Eingang der Anlage. Die Lichtstrahlen, die langsam über den Boden und die Gebäude wanderten, wirkten beruhigend, als befände man sich auf einem Marktplatz unter Platanen, durch deren Blätterdach die Sonne eines Sommernachmittags fiel.
Stefanie blieb stehen.
»Sind Sie sicher, dass Sie zurückmöchten, Peter?«, fragte sie.
Peter sah nach oben, betrachtete die Gebäude in ihrer unbekannten Architektur, die verzierten Arkaden, drehte sich langsam um sich selbst und nahm das Bild zum Abschied in sich auf. Welche Wunder am Ende dieser Wege lagen! Einige hatte er gesehen, unerhörte Geschichten erfahren, und wie vieles mehr würde ihm immer verborgen bleiben. Dies war wahrhaftig Atlantis. Und er, auf seine alten Tage, hatte den Segen erfahren, es betreten, es sehen und fühlen zu dürfen. Allein, ob dies tatsächlich ein Segen war, das würden erst die nächsten Jahre zeigen. Wie würde er sein Leben weiterführen können, als sei nichts geschehen? Das ganze Weltbild hatte sich geändert, es war, als hätte er in einem Traumland gelebt und nun zum ersten Mal die Wirklichkeit gesehen. So vieles ergab nun keinen Sinn mehr, wie viele Theorien waren nun falsch, Bücher nutzlos. Hier unten wurden alle Fragen beantwortet, und hier würde er sie zurücklassen. Wenn er nun ging, ging er zurück in ein Leben, das nur Schein war. Und doch...
Vielleicht war er tatsächlich zu alt für eine Revolution dieser Größe. Stefanie hatte etwas sehr Wahres gesagt, als sie daran erinnert hatte, dass nicht alles Wissen für jedermann zu jeder Zeit geeignet war. Es war eines, zu glauben, dass man bereit dafür war, es war etwas anderes, mit einem Wissen konfrontiert zu werden, das die dünne Hülle dessen, was einem als wahr erschien, mit einem Schlag zerriss. Die Vergangenheit wurde nichtig und die Zukunft vollkommen umgewälzt. Nein, er konnte es nicht.
»Ja«, sagte er. »Ich bin sicher. Es tut mir leid. Für Sie beide.«
»Mir auch, Peter. Aber Ihre Entscheidung ist alles, was zählt. Und sie ist in jedem Fall richtig.«
Und so ging sie weiter und öffnete die Schleuse, die sie zurück zu Alvin führte.
Kapitel 16
Atlantik, etwa hundert Seemeilen nordöstlich der Bahamas
Der stählerne Leib der USS Georgia pflügte mit zwanzig Knoten durch das Wasser. Vor nunmehr rund fünfundzwanzig Jahren gebaut, war das gewaltige Atom-U-Boot der Ohio-Klasse ein überholtes Kind des Kalten Krieges. Seine Atomwaffen waren durch ferngelenkte Tomahawk-Raketen mit konventionellen Sprengköpfen ersetzt worden. Die aktuellen Boote der Virginia-Klasse waren moderner und schneller. Dennoch war es mit einhundertsiebzig Metern noch immer eines der größten U-Boote, die je für die Navy gebaut wurden.
Die USS Georgia war auf dem Rückweg in ihren Heimathafen an der Ostküste. Aber seit vor zwei Stunden ein Funkspruch der AUTEC Navy Base eingegangen war, hatte sie ihren Kurs leicht geändert. Es war ein Umweg, und er würde das Boot direkt in ein Unwetter führen. Doch weiter draußen auf dem Atlantik war das Wetter oft noch wesentlich schlechter, und auch die sturmumtosten Gewässer um die südliche Spitze Afrikas hatte das Schiff schon mehrfach unbeschadet durchquert. Für den weltweiten Hochseeeinsatz war es schließlich auch gebaut, und daher bestand an Bord kein Anlass zur Unruhe.
Lediglich der Auftrag selbst war ungewöhnlich, aber er kam von höchster Stelle. Und er würde sie nicht lange aufhalten.
Peter, Patrick und Stefanie betraten die Halle, die als Hangar und Luftschleuse gedient hatte.
»Natürlich!«, rief Patrick aus, als er die Hondura erblickte. »Ein zweites U-Boot, wie hätte es auch anders sein können.«
»Aber woher kannten sie diesen Eingang?«, fragte
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