Projekt Atlantis
erweitern. Das Programm erlernt die Geschwindigkeit und kann immer präzisere Projektionen über den Kurs und den Zielort anstellen. Wir selbst können auf diese Weise in ausreichendem Abstand bleiben, ohne von der Argo entdeckt zu werden.«
»Das ist ja ganz nett«, brummte González, »aber es nützt uns wenig, wenn sich herausstellt, dass sie genau dort tauchen wollen, wo ich es geplant habe. Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
»Sicher. Aber das sehen wir frühestens morgen, wenn die Argo vor Anker gegangen ist.«
González wandte sich ab. »Verdammt, ich wünschte, wir wären schon da!« Er trat ans Fenster und sah über das beleuchtete Vordeck hinaus in die Dunkelheit. »Wir müssen herausfinden, was genau sie planen. Sag das deinem Mann!«
»Geduld, Manuel. Es ist sicherlich nicht leicht, an die Projektunterlagen heranzukommen.«
»Es interessiert mich nicht, wie schwierig es ist. Und es ist mir egal, wie er es hinbekommt.«
Kapitel 8
AUTEC U.S.-Navy-Recherche-Zentrum, Andros Island, Bahamas
Walters hasste solche Telefonate. Es war nicht gut, den Tag so zu beginnen.
»Es tut mir wirklich leid, Süße. Ich hatte mich auch darauf gefreut. Aber es geht um eine vertrauliche Sache... Nein, nicht Washington, aber so ähnlich. Ich muss hierbleiben und im Vierundzwanzigstunden-Takt Meldung machen... Ich weiß es nicht. Dieses Wochenende mindestens. Ich hoffe, dass es dann im Lauf der Woche durch ist... Ja, mir auch... Sarah ist schon in der Schule, oder? Gib ihr einen dicken Kuss von mir, ja? Und sag ihr, wir unternehmen was Schönes, wenn ich nach Hause komme, okay?... Also dann, ich rufe heute Abend wieder an... Ich dich auch!«
Er legte auf und ließ sich zurücksinken.
Mist, verdammter!
Er sah auf die Uhr. Kurz vor acht. Keine Termine oder Projekte heute, nur reguläre Tagesabläufe in allen Bereichen, und ansonsten auf Neuigkeiten von den Schiffen warten, Meldung erstatten und dann weiter warten.
Er musste erst einmal seinen Kopf freibekommen. Danach wollte er sich ein zweites Frühstück in der Kantine gönnen. Wenn er schon heute Abend nicht nach Hause fliegen konnte und auch noch das Wochenende hier verbringen musste, dann sollte wenigstens kein Stress entstehen.
Wenige Minuten später trat Walters im Trainingsanzug auf das Gelände der Basis. Der Himmel war klar, es war weder schwül noch zu warm. Er machte ein paar Dehnübungen und trabte los, über den Parkplatz und zum Tor. Der wachhabende Soldat grüßte ihn, dann hatte er den Mann hinter sich gelassen, bog links ab und joggte entlang der Servicestraße, die ihn an der Basis vorbei und durch ein nahe gelegenes bewaldetes Gebiet führen würde.
Bald schon ging sein Atem bewusster, tiefer, und mit jedem Zug sog er die Gerüche der Natur ein. Die Steine erwärmten sich langsam, die Schatten der Bäume wurden kürzer, und das Meer, das nicht weit entfernt lag, trug sein salziges Aroma zu ihm herüber.
Andros war die größte Insel der Bahamas und zugleich die am wenigsten erschlossene. Trotz des gewaltigen vorgelagerten Korallenriffs gab es kaum Tourismus, außer den Sportfischern und Tauchern. Jedenfalls war es wenig im Vergleich zum Rest der Bahamas. Abgesehen von den rund sechstausend Bewohnern und den AUTEC-Mitarbeitern lebten hier in erster Linie Tiere in den Wäldern, Sümpfen und Mangroven. Entfernte man sich nur wenig von den Städten oder der Basis, fand man sich sofort in einer noch nahezu ursprünglichen Natur wieder.
Walters bog von der Straße ab und wählte einen Trampelpfad. Auf diese Weise kam man zum Strand und konnte mehrere Meilen lang oberhalb des Wassers laufen. Hier war die Luft noch ein bisschen frischer, und er merkte, wie seine Gedanken klarer und sein Tritt leichter wurden.
In einiger Entfernung stand ein Mann auf dem Weg.
Zunächst hielt Walters ihn für einen Jäger oder einen Marine. Aber dann sah er, dass der Mann in einen anthrazitfarbenen Anzug gekleidet war. Weiße Haare bedeckten seinen Kopf, und ein kurz geschnittener weißer Bart umrahmte sein Gesicht. Als er näher kam, drehte sich der Mann zu ihm um, sah ihm entgegen, und Walters wurde bewusst, dass er ihn offenbar erwartete.
Er blieb vor dem Fremden stehen, der ihn fast um Haupteslänge überragte.
»Guten Morgen«, grüßte der Mann mit einer sonören Stimme und einem leichten britischen Akzent. »Ich nehme an, Sie sind Lieutenant Commander Walters? Mein Name ist Gabriel, und ich würde Sie gerne sprechen.«
Gabriel
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