Projekt Atlantis
verdrehte die Augen. Etwas in dieser Art hatte er befürchtet, seit sich ein Code ereignet hatte und er den Safe deswegen hatte öffnen müssen. Verdammt, er war Lieutenant Commander, kein geringer Offizier, und Standortleiter der AUTEC-Basis. Trotzdem war er für Leute aus dem CSS oder der NSA lediglich ein Erfüllungsgehilfe. Ohne ein Wort der Erklärung verfügten die Herrschaften über seine Zeit und schrieben ihm vor, was er zu tun hatte.
In Momenten wie diesem hing ihm der ganze Laden zum Hals heraus. Überhaupt häuften sich in letzter Zeit die Ärgernisse. Er fragte sich erneut, ob es am Alter lag. Vielleicht war er einfach nur müde. Er mochte seinen Job, aber was ihn früher angetrieben hatte, war schal geworden. Er konnte es nicht genau benennen, aber es war, als fehle seiner Tätigkeit eine Dimension, eine Bedeutung. Selbstverständlich war ein so großes und streng hierarchisches Gefüge wie die Armee kein Ort für Selbstverwirklichung. Das war auch nicht sein Bestreben. Aber es ging auch nicht notwendigerweise um das Selbst. Sondern vielleicht eher darum, was man bewirkte. Doch bevor man sich fragte, was man bewirken konnte, sollte man sich fragen, was man bewirken wollte. Wofür setzte man sich ein, wofür lebte man?
Wer hatte ihm das neulich erst gesagt? Dann erinnerte er sich. Wieder ertappte er sich dabei, über die Sätze des merkwürdigen Kerls nachzudenken, den er am Morgen zuvor getroffen hatte. Vielleicht könnte es ganz interessant sein, den Mann nochmals aufzusuchen...
Aber nicht mehr heute.
Er meldete sich ab, schaltete den Rechner aus und verließ die Basis in Richtung Andros Town.
An Bord der Argo
»Nein! Ich bin strikt dagegen.« John verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Entwicklung von Jason hat Millionen gekostet. Sie leiten zwar dieses Projekt, aber das Equipment verantworte ich.«
John, Peter und Patrick standen auf Deck im Schein der untergehenden Sonne.
»Wir haben vereinbart, dass wir heute Nacht Sentry erneut in die Tiefe schicken, um den unkartografierten Bereich zu scannen, und das machen wir jetzt auch.« John wies auf den Kran und die Arbeiter, die dort gerade mit der Robotersonde beschäftigt waren.
»Es muss ja nicht mehr heute sein«, erklärte Patrick mit ruhiger Stimme. »Aber morgen müssen wir uns das Phänomen noch mal ansehen, und vor allen Dingen müssen wir es durchdringen!«
»Das kommt überhaupt nicht infrage«, sagte John und schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Vorstellung, was dort unten wirklich ist. Nehmen wir an, es sei fester Boden – und immerhin ist es das, was unsere Sensoren bisher gemessen haben –, dann könnten wir alleine dadurch Jason beschädigen, dass er auf dem Boden aufsetzt, egal wie vorsichtig wir sind. Dafür ist er nicht gedacht, das Risiko ist zu groß.«
»Es ist mit Sicherheit kein fester Boden«, sagte Patrick.
»Und das wäre ja sogar noch schlimmer«, gab der Kapitän zurück. »Sollen wir Jason in eine Teerpfütze absenken? Wer weiß, was dieses schwarze Zeug ist oder was darunter liegt. Auf keinen Fall werde ich Experimente mit unserem Equipment wagen, bevor wir nicht ein paar genauere Informationen haben. Vielleicht durch Sentry. «
»Das wird nichts werden, das kann ich Ihnen gleich sagen.« Patrick winkte ab. »Wir werden eine Karte vom Bodenprofil bekommen, aber ich wette mit Ihnen, dass alle Ihre Sensoren – wenn sie dieses Mal funktionieren – bloß dasselbe messen werden, nämlich dass sich dort der Meeresboden befindet und dass er spiegelglatt ist. Und die Fotos werden schwarz sein.«
»Gentlemen, beruhigen Sie sich«, Peter hob eine Hand. »Lassen Sie uns heute nichts überstürzen. Wir haben bereits viel Material gesammelt, das ausgewertet werden will. Wir sollten diese Unterhaltung morgen früh fortsetzen.«
Patrick zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen.«
John nickte. »Gut. Das ist eine gute Entscheidung.«
Peter und Patrick trafen sich in der Kabine des Professors und sahen sich die vor ihnen liegenden Ausdrucke der Platten an, die Jason gefilmt hatte. Es waren sechs verschiedene Platten, alle offenbar aus dem Material, das sie für Gold hielten. Auf allen waren unzählige Symbole zu sehen, jeweils in regelmäßigen Reihen zu einem dicht gedrängten Rechteck arrangiert, was die Vermutung untermauerte, es könnte sich dabei tatsächlich um eine Schrift handeln. Eine der Aufnahmen wich deutlich von den anderen ab. Auch hier waren die Zeichen zu sehen, allerdings gruppierten sie
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